Zusammenfassung
Digitale Öffentlichkeiten sind ein umkämpfter Raum, der Formen der emanzipatorischen Partizipation, aber auch des Konflikts beinhaltet. Feministische und hegemoniekritische Öffentlichkeitsmodelle benennen diese Formen und Ebenen von Öffentlichkeit, die für den Selbstverständigungsprozess einer Gesellschaft bedeutsam sind. Die Nutzung digitaler Medien von feministischen Akteur*innen hat sich mit den technologischen Entwicklungen verändert: So wurde das Internet zunächst hauptsächlich zur Informationsdarstellung genutzt, während sich in den letzten Jahren vor allem Hashtags und Blogs als wirkungsvolle Plattformen zur Herstellung von Gegenöffentlichkeiten erwiesen haben. Allerdings zeigen sich gerade online vermehrt Angriffe auf feministische Akteur*innen, so dass zwar einerseits die Sichtbarkeit feministischer Bewegungen und Themen erhöht wird, jedoch gleichzeitig digitale Räume als Freiräume verteidigt werden müssen.
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Notes
- 1.
Ich spreche von Feminismus und Feminist*innen, weil ich auf diese Theorietradition rekurriere, gleichwohl ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es nicht den einen Feminismus gibt, sondern verschiedene Feminismen und auch in feministischen Zusammenhängen Macht- und Hierarchieverhältnisse, die sich in Exklusionen und Privilegien äußern, wirksam sind. Auch bringt der Fokus auf Aktivismus von Frauen* zahlreiche Verkürzungen hinsichtlich weiterer Identitätskonstruktionen und Diskriminierungsformen mit sich (Kanai und Dobson 2016).
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Drüeke, R. (2019). Digitale Öffentlichkeiten und feministische Protestkulturen. In: Dorer, J., Geiger, B., Hipfl, B., Ratković, V. (eds) Handbuch Medien und Geschlecht. Springer Reference Sozialwissenschaften. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20712-0_42-1
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