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Aufstellungsarbeit als Traumatherapie: Trauma-Introjekt und Selbst-Integration

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Praxishandbuch Aufstellungsarbeit
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Zusammenfassung

Hier wird ein neues therapeutisches Paradigma vorgestellt: die Selbst-integrierende Trauma-Aufstellung (SITA). In einer Trauma-Aufstellung zeigt sich das von der neueren Gedächtnisforschung als Gedächtnisrekonsolidierung beschriebene Phänomen, dass ein ich-fremdes Trauma als Introjekt gespeichert wird und durch eine spezifische Lösungsstrategie wieder entfernt werden kann. Zugleich erlaubt das Aufstellungs-Setting, geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln, welche den Klient*innen ermöglichen, das Introjekt als ich-fremd zu erkennen, sodass sie in der Lage sind, es aus ihrem Raum zu entfernen und wirksam abzugrenzen. Das Selbst, zunächst vom Trauma-Introjekt verdrängt, erweist sich dabei als Ressource. Nach der Entfernung des Trauma-Introjektes ist wieder die Identifizierung mit dem Selbst – statt mit dem Trauma-Introjekt – möglich. Das führt zu einer berührenden Erfahrung von Selbst-Kongruenz. Diese Lösungsstrategie weist Parallelen auf zu dem Algorithmus der Gedächtnisrekonsolidierung der Gedächtnisforschung. An einem Fallbeispiel werden das Konzept, die Vorgehensweise und die Wirksamkeit der SITA erläutert.

Gendergerechte Sprache: Ein Traumatherapeut ist sensibilisiert auch für gesellschaftliche Traumatisierungen, z. B. die Benachteilung der Frauen, wie sie als strukturelle Gewalt in der Sprache deutlich wird. Bedingt durch eine von Männern dominierte und hierarchische Gesellschaftsstruktur sind wir gewohnt, die männliche Sprachform zu verwenden, auch wenn die weibliche mit gemeint ist. Ein verbreitetes Argument gegen gendergerechte Schriftformen ist, dass sie die Lesbarkeit stören. Um Gendergerechtigkeit mit Lesbarkeit zu verbinden, verwende ich ausschliesslich die weibliche Schriftform und deute durch einen Binnen an, dass jeweils auch die männliche Form mit gemeint ist.

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Notes

  1. 1.

    Ferenczi (1912, zitiert bei textlog.de 2018): „[…] solche Einbeziehung des geliebten Objektes in das Ich nannte ich Introjektion.“

  2. 2.

    Ferenczi (2004, S. 309): die Opfer reagieren „mit ängstlicher Identifizierung und Introjektion des Bedrohenden oder Angreifenden.“

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Dank

Ich bedanke mich zunächst bei den Klient*innen, die sich mir anvertraut haben und deren Leid für mich Ansporn war, nach wirksamen Lösungen zu suchen. Dr. phil. Philipp Kutzelmann danke ich für seine Unterstützung bei der endgültigen Fertigstellung des Manuskriptes.

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Langlotz, E.R. (2020). Aufstellungsarbeit als Traumatherapie: Trauma-Introjekt und Selbst-Integration. In: Stadler, C., Kress, B. (eds) Praxishandbuch Aufstellungsarbeit. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18152-9_29-1

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