1 Hintergrund

1.1 Soziale Arbeit

Beschäftigte in der Sozialen Arbeit gehören neben den Gesundheits- und Lehrerberufen zu den Professionen, die überdurchschnittlich von beruflichem Stress betroffen sind (Grebner et al. 2010; Hussein 2018). Sozialpädagogische Berufe wie die ambulante Jugendhilfe sind durch Dienstleistungsarbeit charakterisiert (Glaser und Seubert 2014; Oechler 2009). Ihre Arbeit ist durch den persönlichen Kontakt, Beziehungsarbeit mit Klient*innen und einer hohen emotionalen Belastung im Sinne stetigen Erlebens des psychischen und physischen Leids der Klient*innen gekennzeichnet. Problematisch kann sich auch die duale Rolle von Kontrolle und Hilfe auswirken (Baldschun 2019; Hasenfeld 2010). Das Handeln der Sozialarbeiter*innen muss hochindividualisiert auf die oft widersprüchlichen Bedarfe der Klient*innen angepasst sein, wobei teilweise eine hohe Verantwortung für das Kindeswohl übernommen wird (Winkens 2016). Im branchenübergreifenden Vergleich treten einige Charakteristika des Berufes hervor: In den Erziehungs- und Sozialberufen werden besonders viele Arbeiten gleichzeitig ausgeführt, die Beschäftigten werden häufig mit neuen Aufgaben konfrontiert und es kommt im Vergleich zu anderen Berufen überdurchschnittlich oft zum Pausenausfall und Vereinbarkeitsproblemen. Mit 20 % sind die Sozial- und Erziehungsberufe die Berufsgruppe mit den dritthäufigsten Angaben „an der Grenze der Leistungsfähigkeit“ zu arbeiten (Lohmann-Haislah 2012). Die Beschäftigten sind zudem von der Sorge vor körperlicher und psychischer Gewalt am Arbeitsplatz betroffen (Brodersen und Lück 2017; Steinlin et al. 2016). Als Ressourcen weisen die Sozial- und Erziehungsberufe einen vergleichsweise stark ausgeprägten Handlungsspielraum auf und fühlen sich am Arbeitsplatz überdurchschnittlich häufig als Teil einer Gemeinschaft (Lohmann-Haislah 2012).

In der Gesellschaft übernehmen die Beschäftigten in der Soziale Arbeit eine wichtige Aufgabe, indem sie Veränderungen und soziale Entwicklungen begleiten und den sozialen Zusammenhalt, die Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen stärken. Ihr Ziel ist die Verbesserung des Wohlergehens der Menschen in schwierigen Lebenslagen (DBSH 2016; Scheu und Autrata 2018). Die Inanspruchnahme sozialer Dienstleistungen steigt in Deutschland seit Jahren und somit auch die Zahl der Beschäftigten in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe (Winkens 2016). Insgesamt sind über 260.000 Menschen in der Kinder- und Jugendhilfe (ohne Tageseinrichtungen für Kinder) beschäftigt. Ein Großteil davon übt die pädagogische Tätigkeit ambulant aus (Bundesministerium für Familie 2014).

1.2 Gesundheitssituation von Sozialarbeiter*innen

Mehrere Übersichtsarbeiten weisen darauf hin, dass die Beschäftigten in der Sozialen Arbeit einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind, welches sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken kann (Lloyd et al. 2002; Ben-Zur und Michael 2007). In verschiedenen internationalen Studien zeigen sich die langfristig negativen Beanspruchungsfolgen der Berufsgruppe, bspw. in Burnout, Sekundärtraumatisierung (McFadden et al. 2015) somatoformen Beschwerden (Poulsen 2014), reduzierter Leistungsfähigkeit (Baldschun 2019), krankheitsbedingter Abwesenheit, der Absicht, den Beruf aufzugeben sowie psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen (Wooten et al. 2011). Laut dem Stressreport 2012 treten bei Beschäftigen in Sozial- und Erziehungsberufen überdurchschnittlich oft psychovegetative Beschwerden sowie körperliche und emotionale Erschöpfung auf (Lohmann-Haislah 2012). Wirth et al. (2019) haben aggregierte Routinedaten von vier Krankenkassen in Deutschland zum Krankenstand von 195.100 Sozialarbeiter*innen und Daten zu Unfallansprüchen von 3037 versicherten Sozialarbeiter*innen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) analysiert. Die Auswertung hat ergeben, dass psychische Erkrankungen in dieser Beschäftigtengruppe 21 % der krankheitsbedingten Abwesenheitstage ausmachen. In der Allgemeinbevölkerung hat diese Erkrankungsgruppe laut dem SUGA-Report einen Anteil von 12,6 % (bei Männern 9,9 %; bei Frauen 15,9 %). In diesem Kontext ist zu berücksichtigten, dass rund 72 % des Personals in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe weiblich sind (Statistisches Bundesamt 2018). Ein Bericht der Techniker Krankenkasse, der Arbeitsunfähigkeiten von Menschen in Sozial- und Erziehungsberufen aus dem Jahr 2019 nach Geschlecht ausweist, zeigt, dass Frauen mit 19,0 Arbeitsunfähigkeitstagen je Versicherungsjahr im Vergleich zu Männern mit 12,1 Tagen allgemein mehr Arbeitsunfähigkeitszeiten aufwiesen. Ebenso zeigt der Bericht, dass bei Frauen branchenunabhängig in den Jahren 2018 und 2019 häufiger psychische und Verhaltensstörungen diagnostiziert wurden (Grobe und Bessel 2020). Dass die Branche Gesundheit und Sozialwesen beispielsweise bei den Beanspruchungs- und Stressfolgen durch die Arbeit im Branchenvergleich laut dem Stress-Report an der Spitze stehen, führen die Autor*innen teilweise auch auf die Geschlechterverteilung zurück (Lohmann-Haislah 2012). Folglich steht das Gesundheits- und Sozialwesen auch bei der Betrachtung der Arbeitsunfähigkeitstage in Folge von psychischen und Verhaltens-Störungen pro Jahr an der Spitze der 24 betrachteten Branchen. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeiten ist überdurchschnittlich lang (BAuA 2018). Trotz der Vielzahl an Beanspruchungen ist die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten in der Sozialen Arbeit vergleichsweise gut (Beckmann et al. 2009; Rose 2003).

1.3 Zusammenhang zwischen der Arbeits- und Gesundheitssituation

Steht die gesundheitliche Situation der Beschäftigtengruppe in der Sozialen Arbeit in Beziehung mit ihren Arbeitsbedingungen? Grundsätzlich haben Arbeit und Gesundheit eine wechselseitige Beziehung. Die Gesundheit wirkt sich auf die Arbeitsfähigkeit einer Person aus und arbeitsbezogene Stressoren und Ressourcen beeinflussen die Gesundheit (Gusy 2017). Der Mensch mit seinen individuellen Voraussetzungen ist eine wichtige Variable, wenn es um das gesamte Themengebiet „Belastung, Beanspruchung, psychische Gesundheit“ geht (Paridon und Mühlbach 2016). So kann es aufgrund einer Erkrankung (z. B. Burnout oder Depression) ebenfalls zu einer negativeren Wahrnehmung der Arbeitssituation kommen. Arbeitsbedingungen und Beschäftigte stehen in permanenter Wechselwirkung. Um dem potenziellen Bias negativ empfundener Arbeitssituationen aufgrund des psychischen Zustands vorzubeugen, werden in Studien häufig objektive Messungen der Jobcharakteristika herangezogen (Lesener et al. 2019). Grundsätzlich zeigt die Studienlage, dass eine Vielzahl an Belastungsfaktoren in einem Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit steht. Einzelne Faktoren zeichnen sich durch konsistente Zusammenhänge, zumeist in kleiner oder mittlerer Höhe, zur psychischen Gesundheit aus (Rothe et al. 2017). Neben psychischen Folgen (Rau et al. 2010) können auch somatische Erkrankungen auf arbeitsbedingte psychische Belastungsfaktoren zurückzuführen sein (Backe et al. 2012; da Costa und Vieira 2010). Neben den grundsätzlich gesundheitsförderlichen Auswirkungen von Arbeit gibt es diverse gesundheitsgefährdende Faktoren im Arbeitskontext (GDA 2017; Kramer et al. 2015; Rau and Henkel 2013; Schwartz 2007).

Die Arbeitsbedingungen in der sozialen Arbeit wurden bislang kaum systematisch untersucht und einzelne Studien sind nur schwer vergleichbar. Zudem ist die Anzahl an Studien zu gesundheitsförderlichen und -beeinträchtigenden Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit vergleichsweise gering. Für die Zielgruppe der Sozialarbeiter*innen in der Geflüchteten- und Wohnungslosenhilfe fanden Mette et al. (2020) heraus, dass die quantitativen und die emotionalen Anforderungen des Berufs als Stressoren im Zusammenhang mit Burnout stehen (r = 0,38 und r = 0,44). Die Sinnhaftigkeit der Arbeit (r = −0,24), soziale Unterstützung (r = −0,22) und Resilienz (r = −0,55) wirken als Ressourcen (Mette et al. 2020).

Neben vielen anderen Sozialarbeitergruppen ist die Arbeit in der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe der Teil der Sozialen Arbeit, in dem insbesondere mit Kindern, Jugendlichen und Familien in deren Lebenswelt gearbeitet wird. Eine finnische Forschungsgruppe um Baldschun (2019) gab einen Hinweis auf eine negativere Ausprägung der psychischen Gesundheit bei dem im Kinder- und Jugendschutz tätigen pädagogischen Fachpersonal gegenüber ihren übrigen Kolleg*innen in der sozialen Arbeit mit Erwachsenen. Beim Vergleich beider Gruppen waren der Burnout-Score und der sekundärtraumatische Stress in der Gruppe der Sozialarbeiter*innen im Kinderschutz gegenüber der Vergleichsgruppe signifikant leicht erhöht. Bei der Arbeitszufriedenheit und dem selbst eingeschätzten generellen Gesundheitszustand zeigten sich keine signifikanten Unterschiede (Baldschun 2019; Hussein 2018). Das vielfältige Tätigkeitsfeld der Jugendhilfe im ambulanten Bereich ist von diversen – unter anderem psychischen – Einflussfaktoren geprägt, die sich auf die Gesundheit der pädagogischen Fachkräfte auswirken können (Bonde 2008).

Auch Barford und Whelton beschreiben die Arbeit in der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe als einen anspruchsvollen Beruf, der mit emotional belastenden Situationen verbunden ist (Barford und Whelton 2010). Dauerhaft hohe Stresslevel – etwa durch die in Abschn. 1.1 beschriebenen Arbeitsanforderungen – können sowohl die Arbeitsqualität einschränken (Skirrow und Hatton 2007), als auch die psychische Gesundheit gefährden (Kim et al. 2011; Johnson et al. 2018; Nieuwenhuijsen et al. 2010).

Trotz der hohen gesellschaftlichen Relevanz der Tätigkeit und der hohen Beschäftigtenzahl ist das Belastungserleben der Zielgruppe in der ambulanten Jugendhilfe wenig beforscht (Allroggen et al. 2017; Nüsken 2020). Die Kombination aus

  • hohen Arbeitsanforderungen,

  • einer vergleichsweise schlechten psychischen Gesundheitssituation der Beschäftigten im Sozialwesen,

  • die Hinweise auf bestehende Zusammenhänge beider (Baldschun 2019)

  • sowie eine bisher lückenhafte arbeitspsychologische Forschungslage für die Zielgruppe der ambulanten Jugendhilfe (Allroggen et al. 2017)

machen Forschung in diesem Feld erforderlich.

1.4 Fragestellung

Aufgrund der aufgezeigten Forschungslücke wird in diesem Review der Frage nachgegangen, welche Stressoren und Ressourcen einen Einfluss auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten in der ambulanten Jugendhilfe ausüben. Ziel ist es, den aktuellen Stand der Literatur hinsichtlich der relevanten verhältnis- und personenbezogenen Faktoren für die psychische Gesundheit der Zielgruppe zu identifizieren. Diese bieten potenzielle Ansatzpunkte für weitere arbeitswissenschaftliche Forschung zum Zusammenhang zwischen Arbeitsbedingungen und psychischer Gesundheit der Beschäftigten in der ambulanten Jugendhilfe und eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Beschäftigtengruppe.

2 Theoretischer Hintergrund

Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) hat im Arbeitsfeld „psychische Gesundheit“ den Kenntnisstand aus der arbeitswissenschaftlichen Forschung gebündelt. In diversen Scoping-Studien wurde das verfügbare Wissen zur psychischen Gesundheit von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) aufbereitet (Rothe et al. 2017). Es wurden relevante Arbeitsbedingungsfaktoren sowie umfassende gesundheitliche Outcomes dokumentiert und die Befunde bewertet. Die Scoping-Studien zeigen generell, dass sich die Arbeitsfaktoren nach ihrer Wirkung in Stressoren und Ressourcen klassifizieren lassen. Unter Einbeziehung von Akteuren aus der Praxis verständigten sich die wissenschaftlichen Expert*innen auf eine Kategorisierung der psychischen Gesundheit in relevante Arbeitsmerkmale der folgenden fünf Bereiche:

  • Arbeitsinhalt

  • Arbeitsorganisation

  • Soziale Beziehungen

  • Arbeitsumgebung (Schütte und Windel 2017)

  • neue Arbeitsformen (Beck et al. 2017)

Diesen Bereichen lassen sich bedeutende Faktoren für eine menschengerechte Arbeitsgestaltung zuordnen (Rothe et al. 2017), sodass die Merkmalsbereiche als Kategoriensystem für die vorliegende Übersichtsarbeit genutzt werden können.

3 Methodik

3.1 Definition der Zielgruppe

Die gewählte Zielgruppe der ambulanten Jugendhilfe ist sehr heterogen. Sie umfasst ein breites Arbeitsfeld und ein umfangreiches Tätigkeitsprofil. Es wird an verschiedenen Arbeitsorten wie dem Büro, in sozialen Einrichtungen, in Privatwohnungen der Klient*innen oder an anderen Treffpunkten gearbeitet. Alle Fachkräfte eint die Arbeit mit Menschen in prekären Situationen (Winkens 2016).

Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe werden durch öffentliche Jugendämter, Träger der freien Jugendhilfe, kirchliche Träger und privatwirtschaftliche Unternehmen erbracht (Bundesministerium für Familie 2014).

Die Zielgruppe des Literaturreviews sind ambulant arbeitende, hauptamtlich Beschäftigte in der Erziehungsberatung, der sozialpädagogischen Familienhilfe, in den ambulanten Hilfen zur Erziehung oder der offenen Jugendarbeit. Ausgeschlossen wurden Personen, die in Behörden, also etwa im Allgemeinen Sozialen Dienst oder in Jugendämtern tätig sind, da ihr Tätigkeitsspektrum und die damit verbundenen Stressoren und Ressourcen sowie die Rahmenbedingungen des Arbeitgebers sich unterscheiden. Die Tätigkeiten eines Allgemeinen Sozialen Dienstes sind breiter gefächert, als die innerhalb der erzieherischen Hilfe und enthalten höhere Anteile an Verwaltungstätigkeiten (Nüsken 2020).

3.2 Literatursuche

Die Forschungsfrage wird mit Hilfe des PEO-Schemas (Bettany-Saltikov 2012) folgendermaßen operationalisiert:

  • Population: Beschäftigte mit sozialpädagogischen Tätigkeiten in den unterschiedlichen Bereich der ambulanten Jugendhilfe

  • Exposition: Arbeitsbedingungen, psychische Belastungsfaktoren (z. B. Stressoren, Ressourcen)

  • Outcome: psychischer Gesundheitsstatus, Prävalenz von psychischen Beschwerden und Erkrankungen, Burnout- und Stress-Symptomatik, Wohlbefinden

Die Suchbegriffe (s. Anhang, Anlage 1) wurden in Absprache mit einer Gruppe von wissenschaftlichen Expertinnen ausgewählt. Ein Rückkopplungsprozess der englischen Begriffe fand mit einer Fremdsprachenkorrespondentin statt.

Die Literatursuche wurde im Zeitraum vom 11.12.2018 bis 03.01.2019 durchgeführt und bezog sich auf die Datenbanken PsychINFO, Medline und PSYNDEX.. Die Suche in diesen medizinischen und arbeitspsychologischen Datensammlungen wurde aufgrund des thematischen Hintergrunds als zielführend erachtet. Ohne weitere Filter wurde englisch- und deutschsprachige Literatur im Veröffentlichungszeitraum von 2000 bis 2018 gesucht.

Von den ausgegebenen Artikeln wurden der Titel, das Abstract und anschließend der Volltext gelesen und jeweils themen- oder zielgruppenfremde Artikel und unzugängliche Volltexte ausgeschlossen (s. Abb. 1). Es ergaben sich insgesamt 16 Studien mit qualitativen und quantitativen Studiendesigns und systematische Literaturreviews aus dem Screeningprozess.

Abb. 1 Fig. 1
figure 1

Flussdiagramm der Studienauswahl

Flow chart of study selection

Mit Hilfe der Checklisten PRISMA – (für Übersichtsarbeiten), STROBE – (für quantitative Studien) und CASP (für qualitative Studien) (Moher et al. 2009; Vandenbroucke et al. 2007; CASP 2018) wurden die inhaltlich passenden Artikel von zwei Reviewerinnen auf ihre Qualität überprüft. Die Checklistenkriterien wurden in einer Excel-Tabelle von beiden Reviewerinnen unabhängig voneinander auf die 16 vorliegenden Artikel angewandt und anschließend abgeglichen. Das Cohens Kappa von initial 0,75 deutet auf eine gute Inter-rater-Reliabilität hin (Jacobs 2008; Krüger et al. 2014). Bei einer gegenseitigen Erläuterung der Hintergründe und einer Beratung über unterschiedliche Ergebnisse konnten Einigungen erzielt werden. 10 der 16 bewerteten Studien haben die Qualitätsprüfung (mit Erfüllungsgraden von 50 bis 90 %) bestanden und wurden für das Review ausgewertet. Im Prozess der kritischen Bewertung wurden sechs Studien aufgrund ihrer schwachen wissenschaftlichen Methodik (z. B. unsystematische Suche bei Übersichtsartikeln) ausgeschlossen.

Die Daten der ausgewählten Artikel wurden extrahiert, tabellarisch für jede einzelne Studie zusammengefasst und die Studienmethodik sowie die erkannten Zusammenhänge zwischen den erhobenen psychischen Belastungsfaktoren und den gesundheitlichen Outcomes detailliert aufgeführt (s. Anlage 2). Die Ergebnisse wurden analysiert und strukturiert, indem die Prädiktoren sortiert und ihre Zusammenhänge mit den Outcomes grafisch dargestellt wurden. Eine gute Übersicht gewährt die Strukturierung nach den in Kap. 2 beschriebenen Merkmalen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (Beck et al. 2017) (s. Abb. 3).

4 Ergebnisse

Mittels einer systematischen Literaturrecherche konnten zehn Studien identifiziert werden, die die Arbeits- und Gesundheitssituation von Beschäftigten in der ambulanten Jugendhilfe untersuchen und den Qualitätsanforderungen entsprechen. Einbezogen wurden drei qualitative Studien, sechs Querschnittstudien und ein systematisches Review. Der Großteil der Studien untersuchte innerhalb der letzten vier Jahre die Arbeitssituation in Europa (s. Tab. 1).

Tab. 1 Table 1 Überblick der Studiencharakteristika (n = 10)Overview of the study characteristics (n = 10)

Im Folgenden werden die Rechercheergebnisse zum Zusammenhang psychischer Belastungsfaktoren (Ressourcen oder Stressoren) mit den Outcomes dargestellt. Da eine grafische Darstellung einzelner Zusammenhänge zu unübersichtlich erscheint, wurden die Daten grafisch in der Abb. 3 gruppiert zusammengestellt. Detaillierte Informationen zu einzelnen erhobenen Zusammenhängen können dem Anhang 2 entnommen werden.

Die Legende (s. Abb. 2) erläutert die Darstellungsweise in der Ergebnistabelle (s. Abb. 3). Die hochgestellten Zahlen und Buchstaben geben die Primärquellen und die Studienart an. Anhand dessen ist ersichtlich, welche Zusammenhänge zwischen Prädiktoren und Outcomes in den jeweiligen Studien untersucht wurden. Signifikante Zusammenhänge sind in schwarz dargestellt, nicht signifikante in grau. Starke Zusammenhänge sind in fett dargestellt, kontrovers diskutierbare mit verschiedenen Ergebnissen in den unterschiedlichen Studien in kursiv.

Abb. 2 Fig. 2
figure 2

Legende für die Ergebnistabelle Abb. 3

Legend for results Fig. 3

Abb. 3 Fig. 3
figure 3

Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche

Results of the systematic literature search

Als gesundheitlicher Outcome wurden in mehreren Studien die Burnout-Komponenten emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und persönliche Leistung gemessen (Maslach und Jackson 1981; Biggart et al. 2017; Poulsen 2014; McFadden et al. 2015). Des Weiteren wurden sekundärtraumatischer Stress (Bride et al. 2004), der allgemeine Gesundheitszustand (Goldberg 1972), und psychologischer Disstress (Harker et al. 2016) erhoben. Auch das Auftreten psychischer Erkrankungen (Antonopoulou et al. 2017), Selbstvertrauen (Biggart et al. 2017; McFadden et al. 2015), Fluktuationen bzw. die Intention zum Jobwechsel (McFadden et al. 2015) wurden untersucht. Qualitativ beschriebene gesundheitliche Outcomes waren beispielsweise das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit (Biggart et al. 2017), Panikattacken, Schlafbeschwerden, somatoforme Beschwerden an Kopf, Magen und Rücken, Erschöpfung (Poulsen 2014) und Resilienz (McFadden et al. 2015; Winkens 2016).

In der Kategorie Arbeitsinhalt zeigten sich die stärksten signifikanten Zusammenhänge für die oben genannten Outcomes bei den Stressoren: Rollenstress (Dagan et al. 2016; Poulsen 2014) und Klientenverhalten und -charakteristika. Auch mit dem Beruf verbundene emotionale Inanspruchnahme (Dagan et al. 2016; Winkens 2016; Poulsen 2014), fehlende Vorhersehbarkeit und hohe Verantwortung (Poulsen 2014) stellen relevante Stressoren dar. Als wichtigste Ressourcen wirken Kontrolle über die eigene Arbeit, klar kommunizierte Werte/Rollenklarheit (Antonopoulou et al. 2017; Barford und Whelton 2010; Winkens 2016). Des Weiteren wirken sich offenbar Weiterbildungsmöglichkeiten (Poulsen 2014; Antonopoulou et al. 2017; McFadden et al. 2015) und Rückmeldung aus der Tätigkeit (Biggart et al. 2017; Beckmann et al. 2009) sowie Ganzheitlichkeit (Beckmann et al. 2009) positiv auf die psychischen Gesundheitsoutcomes der untersuchten Berufsgruppe aus. Die gemessenen Effekte von Jobautonomie und die Bedeutsamkeit der Aufgabe sind umstritten oder nicht signifikant (Antonopoulou et al. 2017; Barford und Whelton 2010; Beckmann et al. 2009).

Im Bereich Arbeitsorganisation zeigen eine große Arbeitsmenge bzw. Arbeitsdruck (McFadden et al. 2018, 2015; Barford und Whelton 2010; Poulsen 2014; Biggart et al. 2017) den stärksten Zusammenhang mit den gesundheitlichen Outcomes Burnout, Stress, psychosomatischen Beschwerden, Selbstvertrauen und dem Wohlbefinden. Auch mangelnde personelle und finanzielle Mittel bzw. eine vorliegende Diskrepanz zum Bedarf der Klient*innen, Kontrolle und Bürokratie von Politik und Behörden sind relevante Stressoren für die psychische Gesundheit. McFadden et al. beschreiben einen vergleichsweise starken signifikanten Zusammenhang zwischen einer moderaten Arbeitsmenge und einer niedrigeren Zahl von Burnouterkrankungen (McFadden et al. 2018). Auch die Ressourcen Supervisionen (Winkens 2016; Dagan et al. 2016; Poulsen 2014; Biggart et al. 2017; McFadden et al. 2015), organisatorische Unterstützung (Antonopoulou et al. 2017; McFadden et al. 2015) und Zeit für Austausch mit Kolleg*innen (Winkens 2016; Poulsen 2014) werden als gesundheitsrelevante Ressourcen erachtet. Fairness und Gerechtigkeit erweisen sich hingegen nicht eindeutig als Ressource gegen Burnout (McFadden et al. 2018).

Bei den sozialen Beziehungen sind die Zusammenhänge bzw. Korrelationen zum gesundheitlichen Outcome nierdriger als bei der Arbeitsorganisation und den Arbeitsinhalten. Jedoch wirken sich offenbar Konflikte mit Führungskräften als Stressor auf die psychische Gesundheit aus (Poulsen 2014; Biggart et al. 2017). In qualitativen Studien wurden auch überarbeitete Kolleg*innen (Poulsen 2014), eine offenkundig effizienzorientierte Führung (Biggart et al. 2017) und in einem Review die geringe Bezahlung sowie mangelnde Wertschätzung (McFadden et al. 2015) als belastend beschrieben. Soziale Ressourcen, die starke Zusammenhänge zur psychischen Gesundheit aufweisen, sind die Einbindung/Beteiligung der Beschäftigten in die Organisation (McFadden et al. 2015; Barford und Whelton 2010) sowie empfundene Wertschätzung (McFadden et al. 2018; Biggart et al. 2017; McFadden et al. 2015). Geringere, jedoch ebenfalls signifikante Zusammenhänge, weisen regelmäßiger Austausch unter Kolleg*innen und Kooperation im Team (Winkens 2016; Biggart et al. 2017; McFadden et al. 2015) auf. Die Themen Feedback und Unterstützung der Führung und die empfundene soziale Unterstützung stellen nicht in allen Studien signifikante Ressourcen dar (Barford und Whelton 2010; Beckmann et al. 2009; Biggart et al. 2017; McFadden et al. 2015), sodass ihre Wirkung als Gesundheitsressource laut der Studienlange umstritten ist.

Bezüglich der Zusammenhänge zwischen Arbeitsumgebung (in den Studien operationalisiert als körperliche Arbeitsbedingungen bzw. körperlicher Komfort im Arbeitsumfeld) und der Gesundheit ist die Studienlage nicht eindeutig (Antonopoulou et al. 2017; Barford und Whelton 2010).

Bei Berücksichtigung der neuen Arbeitsformen wird Entgrenzung von Arbeit (von Poulsen beschrieben als die tätigkeitsbedingte Schwierigkeit, sich abzugrenzen, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu ziehen) als Stressor wahrgenommen (Poulsen 2014). Dieser tätigkeitsbezogene Faktor steht im Zusammenhang mit dem personenbezogenen Faktor der mangelnden Abgrenzungsfähigkeit.

Die Untersuchung einiger personenbezogener Faktoren deutet darauf hin, dass stark ausgeprägter Neurotizismus und Pflichtbewusstsein (Barford und Whelton 2010) die deutlichsten signifikanten Zusammenhänge mit dem Gesundheitsoutcome Burnout aufweisen. Auch eigene traumatische Erfahrungen stellen einen personenbezogenen Risikofaktor für die psychische Gesundheit dar (Dagan et al. 2016; McFadden et al. 2015). Achtsamkeit (Harker et al. 2016) und übereinstimmende Werte von Arbeitnehmer*in und Organisation (McFadden et al. 2018) stellen deutliche Ressourcen mit vergleichsweise starken Zusammenhängen dar. Auch die Nutzung aktiver Coping-Strategien (Winkens 2016; McFadden et al. 2015), die Zufriedenheit mit der Arbeit (Antonopoulou et al. 2017; McFadden et al. 2015), ein ausgeprägter Kohärenzsinn (Winkens 2016) Selbstwirksamkeit (Biggart et al. 2017) und Hingabe für die Tätigkeit (McFadden et al. 2015) stellen der Literatur zufolge persönliche Ressourcen für die psychische Gesundheit der Berufsgruppe dar. Berufserfahrung und Extravertiertheit wiesen keine signifikanten Zusammenhänge zur psychischen Gesundheit auf (Antonopoulou et al. 2017; Barford und Whelton 2010).

5 Diskussion

5.1 Zusammenfassung

Das systematische Literaturreview zeigt einige Zusammenhänge zwischen den untersuchten Arbeitsbedingungen in den Kategorien Arbeitsinhalt, -organisation, -umgebung, soziale Beziehungen und personenbezogene Faktoren und dem Outcome psychische Gesundheit auf. Es wurde ein Überblick zum wissenschaftlichen Erkenntnisstand für die Arbeitssituation in der ambulanten Jugendhilfe erarbeitet, auf dessen Basis Forschungsergebnisse und -lücken sichtbar werden.

Bisherigen Forschungsergebnissen zufolge stellen sowohl verhältnis- als auch personenbezogene Faktoren deutliche Stressquellen dar (Wooten et al. 2011). In der Literatur wurden für verschiedene Stressoren deutlich negative Zusammenhänge mit der psychischen Gesundheit der Zielgruppe dargestellt: Rollenstress, Klientenverhalten, große Arbeitsmengen sowie individuell stark ausgeprägter Neurotizismus und Pflichtbewusstsein. Als besonders relevante Ressourcen dienen der Beschäftigtengruppe in der ambulanten Jugendhilfe Kontrolle über die eigene Arbeit, Rollenklarheit, moderate Arbeitsmengen, Wertschätzung, Beteiligungsmöglichkeiten sowie die personenbezogenen Ressourcen übereinstimmende Werte und Achtsamkeit.

Besonders deutliche Zusammenhänge zwischen psychischen Belastungsfaktoren und gesundheitlichem Outcome ergeben sich folglich in der GDA-Kategorie Arbeitshalt. Dort weisen sowohl einige Stressoren als auch einige Ressourcen mittlere signifikante Zusammenhänge zu den Gesundheitsindikatoren auf. Dies deutet auf die besondere Relevanz der Stressoren und Ressourcen, die sich aus den Arbeitsinhalten ergeben, hin.

5.2 Einordnung in die Forschungslandschaft

Die hier zusammengefassten Forschungsergebnisse zu Beschäftigten in der ambulanten Jugendhilfe ähneln in weiten Teilen den Erkenntnissen der arbeitspsychologischen Forschung der gesamten Gruppe der Sozialarbeiter*innen (vgl. Abschn. 1.2 und 1.3) (Baldschun 2019; Lloyd et al. 2002; Mette et al. 2020).

Baldschuns Forschungserkenntnisse (2019) deuten auf eine leicht negativere Ausprägung der Outcomes Burnout und sekundärtraumatischer Stress bei Beschäftigten im Kinder- und Jugendschutz gegenüber dem Fachpersonal, das mit Erwachsenen tätig ist, hin. Möglicherweise kann dies im spezifischen Tätigkeitsspektrum der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen begründet sein. Verglichen mit Sozialarbeiter*innen in anderen Bereichen gibt es eine hohe Verantwortung für das Kindeswohl, eine erhöhte Exposition gegenüber Kontexten mit Kindesmissbrauch (Dagan et al. 2016) sowie stärker ausgeprägte Rollenkonflikte, da sowohl Hilfe als auch Kontrolle gewährleistet werden müssen (Baldschun 2019; Hasenfeld 2010).

In Ergänzung zur ambulanten Jugendhilfe bilden in stationären Jugenhilfesettings Grenzverletzungen (Beschimpfungen, Drohungen und tätliche Angriffe) einen zusätzlichen Belastungsschwerpunkt. Vor diesem Hintergrund wurden Zusammenhänge zu psychischen und körperlichen Erschöpfungssymptomen, posttraumatischer Symptomatik als Folge von bedrohlichen Erlebnissen sowie Symptome von Sekundärtraumatisierung benannt. Zurückgeführt wird sie unter anderem auf das Befassen mit den lebensgeschichtlichen Belastungen der Kinder und Jugendlichen (Steinlin et al. 2016). Ein direkter Vergleich zwischen ambulanter und stationäre Jugendhilfe wird in keiner der vorliegenden Studien unternommen. Um zu verstehen, inwiefern sich die Arbeitsbelastungen der Beschäftigten in der ambulanten Jugendhilfe von anderen pädagogischen Fachkräften unterscheiden, böte sich die Erforschung der jugendhilfespezifischen Charakteristika sowie eine Untersuchung der spezifischen Belastungen des ambulanten Settings an. Auch ein Vergleich mit angrenzenden Berufsfeldern wie der stationären Jugendhilfe erscheint sinnvoll.

5.3 Limitationen

Die definierte Zielgruppe ambulante Jugendhilfe ist sehr heterogen und folglich sind es auch die jeweiligen Populationen der einbezogenen Studien. Die Stichproben bilden in mehreren Fällen nicht die Bandbreite der definierten Zielgruppe ab oder enthalten teilweise Personen außerhalb der Zielgruppe. So werden beispielsweise in einer Studie ausschließlich „Child protection workers“ (McFadden et al. 2015) oder Fachkräfte aus der Sozialpädagogischen Familienhilfe (Beckmann et al. 2009) untersucht, die nur einen kleinen Teil der Zielgruppe ausmachen. In einer anderen Studie von Harker et al. (2016) wurden neben den passenden Berufsgruppen „social work, counseling und youth and foster care“ auch Psycholog*innen, die nicht der hier definierten Zielgruppe angehören, beforscht.

Aufgrund der schwachen Studienlage zu der definierten Zielgruppe wurden für die kritische Bewertung der Studienqualität mittels Checklisten (Moher et al. 2009, Vandenbroucke et al. 2007; CASP 2018) moderate Ansprüche mit Erfüllungsquoten von ≥50 % gestellt. Durch den Einsatz von zwei Reviewerinnen wurde der Prozess objektiviert.

Trotz der geringen Studienanzahl erschwert die Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsanforderungen und gesundheitlichen Outcomes die Auswertung. In der zusammenfassenden Schlussfolgerung können Informationen über spezifische Zusammenhänge nicht gänzlich abgebildet werden. Die verschiedenen Outcomes wurden weitgehend auf den größten gemeinsamen Nenner, die psychische Gesundheit, reduziert.

Limitierend für das Ableiten einer allgemeingültigen Schlussfolgerung ist die internationale Suche. Es bleibt unklar, inwieweit die Situation in den beforschten Ländern vergleichbar ist, da sich die Sozial- und Gesellschaftssysteme global stark unterscheiden. Auch kulturelle Unterschiede, die divergierenden Forschungsfragen und Herangehensweisen beeinflussen die Studienergebnisse. Ein auf Deutschland beschränktes Review gewährt jedoch aufgrund der wenigen Studien nicht ausreichend Aussagekraft.

Insgesamt konnte mit zehn Studien eine recht geringe Anzahl von Studien zum untersuchten Thema ausgewertet werden. Da die Untersuchung keine Längsschnittstudien ergab, können keine Kausalzusammenhänge abgeleitet werden.

5.4 Implikationen für die Forschung

Die Ergebnisse der Literaturrecherche deuten auf eine moderierende Wirkung einiger psychischer Belastungsfaktoren hin. In der qualitativen Studie von Biggart et al. (2017) wird die Unterstützung im Team für den Zusammenhang einiger psychischer Belastungsfaktoren (z. B. Bewältigen großer Mengen Arbeit) als moderierender Faktor zum Outcome psychische Gesundheit diskutiert. Poulsen (2014) beschrieb, dass eine hohe Arbeitsmenge und Zeitdruck dazu führen, dass andere Stressoren (wie z. B. die emotionale Inanspruchnahme und hohe qualitative Anforderungen) vom Individuum schlechter bewältigt werden können. Die in mehreren Studien beforschte Ressource soziale Beziehungen zeigte uneinheitliche Ergebnisse, sodass auch hier andere Moderator- oder Mediatoreffekte eine Rolle spielen könnten. In den Feldern „Feedback und Unterstützung der Führung“ und „empfundene soziale Unterstützung“ zeigten sich divergierende Ergebnisse. Eine Betrachtung der Operationalisierung und eine genauere Analyse einzelner Teilaspekte könnte weitere Erkenntnisse hinsichtlich der Relevanz sozialer Beziehungen für die Berufsgruppe offenbaren. Die hier beschriebenen Moderationseffekte bedürfen jedoch weiterer empirischer Belege.

Die geringe Anzahl und Qualität der Studien deuten darauf hin, dass der Zusammenhang von psychischen Belastungsfaktoren und psychischer Gesundheit bei dieser speziellen Berufsgruppe noch nicht ausreichend erforscht ist. Zudem liegt keine Studie vor, die die Zielgruppe in Deutschland umfassend untersucht hat und daraus praxistaugliche Handlungsempfehlungen ableiten konnte. Daraus ergibt sich ein weiterer Forschungsbedarf, sowohl in der Grundlagen- als auch in der Interventionsforschung.

6 Fazit & Ausblick

Ziel des vorliegenden Reviews war die Darstellung eines Überblicks der Zusammenhänge zwischen den in der ambulanten Jugendhilfe bestehenden psychischen Belastungsfaktoren und der psychischen Gesundheit der dort Beschäftigten. Es wurden verschiedene gesundheitsrelevante arbeits- und personenbezogenen Faktoren der Fachkräfte herausgearbeitet. Wichtige im Betrieb veränderbare psychische Belastungsfaktoren befinden sich vor allem in den Arbeitshalten, der Arbeitsorganisation und den sozialen Beziehungen. Gerade im Bereich der sozialen Ressourcen sind die Forschungsergebnisse inkonsistent.

Nur wenige Studien haben die gesundheitsrelevanten psychischen Belastungsfaktoren und ihre Auswirkungen in der ambulanten Jugendhilfe beforscht. Mittels dieser Literatursichtung und der Analyse und Einordnung bisheriger Forschungsergebnisse konnte ein erster Einblick in die Arbeitssituation der betrachteten Fachkräftegruppe gewonnen werden. Das Literaturreview subsummiert die beforschten Faktoren, stellt ihre Zusammenhänge zur psychischen Gesundheit dar und zeigt Forschungsbedarfe auf. Diese Aufbereitung der gesundheitsrelevanten Themen für die besagte Zielgruppe kann weiterer arbeitswissenschaftlicher Forschung in diesem Feld als Grundlage dienen.