Skip to main content
Log in

Flächenpolitik durch nachhaltige, geschlechtergerechte Stadtentwicklung und partizipative Planung

Gender Mainstreaming als Strategie der Flächenvorsorge – Konzepte und mögliche Instrumente

Land use policy through sustainable, gender equitable urban development and participative planning

Gender Mainstreaming as a strategy for spatial precaution – concepts and possible instruments

  • Wissenschaftlicher Beitrag
  • Published:
Raumforschung und Raumordnung

Zusammenfassung

Ausgangsthese des Beitrags ist, dass durch eine konsequente Umsetzung des Gender Mainstreaming im Kontext nachhaltiger Stadt- und Regionalentwicklung die Möglichkeiten für eine Reduktion der Flächeninanspruchnahme verbessert werden können. Denn neben Aspekten des sparsamen Flächenverbrauchs impliziert eine nachhaltige Flächenpolitik die umfassende und aktive Teilhabe von Stakeholdern und Bevölkerung. Partizipationsprozesse sind integrierend und orientiert an Geschlecht und Diversität zu realisieren. Können computerbasierte Planungsunterstützungssysteme zur Gestaltung nachhaltiger, geschlechtergerechter Planung beitragen? Der Beitrag weist auf konzeptionelle Strategien und auf mögliche Instrumente hin.

Abstract

The authors’ hypothesis is that a consequent implementation of Gender Mainstreaming in sustainable urban planning and regional development could increase the potentials of limiting the sealing and reduction of open space. Besides the aspects of economical land consumption a broad and active involvement of stakeholders and the public is implicit for a sustainable land use policy – participation processes have to be realised in a gender and diversity sensitive and integrative way. Can computer-based instruments such as Planning Support Systems contribute to ensure realisation of gender-equitable planning? This paper illustrates conceptional strategies, potential instruments and specific features.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Abb. 1
Abb. 2

Notes

  1. Flächenmanagement wird somit zu einem zentralen Instrument nachhaltiger Raum- und Siedlungsentwicklung: Ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Boden mit dem Ziel der Reduktion des Zuwachses an bebauter Fläche (im Sinne des o. g. 30-ha-Ziels der Bundesregierung) erfordert eine behutsame Innenentwicklung durch städtebauliche Nachverdichtung und flächensparendes Bauen. Kreislaufwirtschaft in der städtischen bzw. stadtregionalen Flächennutzung („Flächenrecycling“ durch Reaktivierung und Umnutzung) (vgl. das ExWoSt-Forschungsfeld „Fläche im Kreis“, BBR 2006) gilt als ein integrativer Steuerungsansatz nachhaltiger Flächenpolitik. Ihre Grundlagen sind mit dem Begriff „Flächenhaushaltspolitik“ bereits lange vor Formulierung des Flächenziels im Rahmen nationaler Nachhaltigkeitspolitik entwickelt worden (ARL 1987; ARL 1999; Scholich 1995: 305; Scholich 2005).

  2. Wir verwenden den Begriff „Stadtentwicklung“ hier grundsätzlich in einer erweiterten Bedeutung: Die Entwicklung von Städten wird im Kontext der (stadt)regionalen Entwicklung gesehen, denn „regionales Flächenmanagement wird (…) als notwendige Ergänzung eines gemeindlichen Flächenmanagements“ gesehen (Löhr/Wiechmann 2005: 319). Als eine zentrale Ursache der nach wie vor hohen Flächeninanspruchnahme gilt die disperse Siedlungsentwicklung, deren Folgen sowohl in ökologischer (Bodenversiegelung, Verkehrserzeugung verbunden mit Lärm und Abgasen, Energieverbrauch) als auch in sozialer, kultureller und ökonomischer Hinsicht gravierend sind; die anhaltend hohe Inanspruchnahme zusätzlicher Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke gilt somit als eines der zentralen Probleme auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung (Coenen/Grunwald 2003).

  3. Dabei sind organisatorisch-prozessuale Elemente wie die verstärkte und frühzeitige Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger sowie die interkommunale Kooperation fester Bestandteil des Flächenmanagements (Löhr/Wiechmann 2005: 317), das sich akteurszentrierter, kommunikativer und kooperativer Planungsverfahren bedient.

  4. Geoinformationssysteme

  5. Seit 2000 ist Gender Mainstreaming Bestandteil der gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien.

  6. An dieser Stelle gilt es, insbesondere jene Ansätze (wieder) aufzugreifen, die unter Bezeichnungen wie „frauenfreundliche“ oder „feministische“ Planung bereits seit den 1970er und 1980er Jahren entwickelt und partiell mit Erfolg erprobt worden sind (vgl. u. a. Bauhardt/Becker 1997; Becker/Neusel 1997; Dörhöfer/Terlinden 1998). Darüber hinaus sind Konzepte, die auf die Sicherung städtischer Infrastrukturen durch Flächenmanagement für Familien zielen, in die Strategieentwicklungen zum nachhaltigen Flächenmanagement einzubeziehen.

  7. Elektronische (Bürger-)Beteiligung an Entscheidungsprozessen im Internet.

Literatur

  • Abbott, M. B. (2001): The democratisation of decision-making processes in the water sector I. In: Journal of Hydroinformatics, 3, 23–34.

    Google Scholar 

  • Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) (Hrsg.) (1987): Flächenhaushaltspolitik. Ein Beitrag zum Bodenschutz. Hannover. = Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 173.

  • Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) (Hrsg.) (1999): Flächenhaushaltspolitik. Feststellungen und Empfehlungen für eine zukunftsfähige Raum- und Siedlungsentwicklung. Hannover. = Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 208.

  • Bauer, U. (2006): Gender Mainstreaming in der Flächenpolitik am Beispiel der StadtRegion Stuttgart (Expertise). Bonn (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung). Online unter: http://www.bbsr.bund.de/cln_016/nn_23550/BBSR/DE/FP/ExWoSt/Forschungsfelder/FlaecheImKreis/05__Veroeffentlichungen.html (Zugriff am 21.10.2009).

  • Bauer, U.; Bock, S.; Wohltmann, C. (2007): Vergleichende Wirkungsanalyse zur Umsetzung von Gender Mainstreaming im EU-Programm URBAN II. In: Raumforschung und Raumordnung 65, 2, 146–157.

    Article  Google Scholar 

  • Bauhardt, C. (1995): Stadtentwicklung und Verkehrspolitik. Eine Analyse aus feministischer Sicht. Basel, Boston, Berlin.

    Google Scholar 

  • Bauhardt, C.; Becker, R. (Hrsg.) (1997): Durch die Wand! Feministische Konzepte zur Raumentwicklung. Pfaffenweiler.

  • Bauriedl, S.; Schindler, D.; Winkler, M. (Hrsg.) (2008): Stadtzukünfte denken. Nachhaltigkeit in europäischen Stadtregionen. München.

  • Becker, R.; Neusel, A. (1997): Fachbericht Architektur, räumliche Planung. In: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (Hrsg.): Berichte aus der Frauenforschung: Perspektiven für Naturwissenschaften, Technik und Medizin. Hannover, 193–267.

  • Behrendt, M.; Knothe, B. (2005): Crisis in Social and Ecological Practices? Sustainable Transition grounded on situated knowledge and social practices. International Sociology Conference „Environment, Knowledge, Democracy“; 6./7. Juni 2005, Université de Luminy/Marseille, Frankreich (Vortragsmanuskript).

  • Berking, H.; Löw, M. (Hrsg.) (2008): Die Eigenlogik der Städte. Neue Wege für die Stadtforschung. Frankfurt am Main.

  • Biester, E.; Holland-Cunz, B.; Sauer, B. (Hrsg.) (1994): Demokratie oder Androkratie? Theorie und Praxis demokratischer Herrschaft in der feministischen Diskussion. Frankfurt am Main, New York.

  • Bock, S. (2006): Gender Mainstreaming in der Flächenpolitik (Expertise). Bonn (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung). Online unter: http://www.bbsr.bund.de/cln_016/nn_23550/BBSR/DE/FP/ExWoSt/Forschungsfelder/FlaecheImKreis/05__Veroeffentlichungen.html (Zugriff am 21.10.2009).

  • Bretzke, W.-R. (1980): Der Problembezug von Entscheidungsmodellen. Tübingen.

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (2002): Gender Mainstreaming und Städtebaupolitik. Bonn. = Werkstatt: Praxis, Nr. 4/2002.

  • Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (2006): Gender Mainstreaming im Städtebau. Ein Fazit. Bonn. = ExWoSt-Informationen, Nr. 26/5.

  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2005): Gender-Datenreport. Erster Datenreport zur Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesrepublik Deutschland. München.

  • Bundesregierung (2002): Perspektiven für Deutschland. Unsere Strategie für eine nachhaltige Entwicklung. Berlin.

  • Bundesregierung (2008): Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie 2008. Für ein nachhaltiges Deutschland. Berlin.

  • Coenen, R.; Grunwald, A. (Hrsg.) (2003): Nachhaltigkeitsprobleme in Deutschland. Analyse und Lösungsstrategien. Berlin.

  • Dörhöfer, K.; Terlinden, U. (1998): Verortungen. Geschlechterverhältnisse und Raumstrukturen. Basel, Boston, Berlin.

    Google Scholar 

  • Domzig, D. (2003): Städte der Zukunft – Städte für alle. Ausgewählte Ergebnisse der praktischen Arbeit im Sinne des Gender Mainstreaming in der Stadt Heidelberg aus dem Kontext Beteiligungsprozesse. In: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Städtebau und Gender Mainstreaming. Erfahrungen, Konzepte und Gute Beispiele. Bonn, 33–40. = Werkstatt: Praxis, Nr. 4/2003.

  • Eisenführ, F.; Weber, M. (1999): Rationales Entscheiden, 3. Auflage. Berlin, Heidelberg, New York.

    Google Scholar 

  • Evers, M. (2008): Decision Support Systems in Integrated River Basin Management – Requirements for appropriate tools and structures for a comprehensive planning approach. Aachen.

  • Floyd, C.; Züllighoven, H. (1999): Softwaretechnik. In: Rechenberg, P.; Pomberger, G. (Hrsg.): Informatik-Handbuch, 2. Auflage. München, Wien, 763–790.

  • Forschungsverbund „Blockierter Wandel?“ (2007): „Blockierter Wandel?“. Denk- und Handlungsräume für eine nachhaltige Regionalentwicklung. München.

  • Franz-Balsen, A. (2005): Gender Mainstream – Konsequenzen für Theorie und Praxis der Nachhaltigkeitskommunikation. In: Michelsen, G.; Godemann, J. (Hrsg.): Handbuch Nachhaltigkeitskommunikation. Grundlagen und Praxis. München, 338–343.

    Google Scholar 

  • Fraser, N. (1997): Die halbierte Gerechtigkeit. Frankfurt am Main.

  • Holland-Cunz, B. (1998): Feministische Demokratietheorie. Thesen zu einem Projekt. Opladen.

  • Horlitz, T. (2007): The Role of Model Interfaces for Participation in Water Management. In: Water Resources Management 21, 7, 1091–1102.

    Article  Google Scholar 

  • Initiative eParticipation (2005) Elektronische Bürgerbeteiligung in deutschen Großstädten 2005. Zweites Website-Ranking der Initiative eParticipation. Online unter: http://www.initiative-eparticipation.de/Studie_eParticipation2005.pdf (Zugriff am 01.02.2009).

  • Kingston, R. (2002): The Role of E-Government and Public Participation in the Planning Process. XVI AESOP Congress. Volos.

  • Lettow, S.; Manz, U.; Sarkowsky, K. (Hrsg.) (2005): Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Erfahrungen, Politiken, Subjekte. Königstein/Taunus.

  • Löhr, R.-P.; Wiechmann, T. (2005): Flächenmanagement. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, 315–322.

  • Matthiesen, U. (2005): KnowledgeScapes. Pleading for a knowledge turn in socio-spatial research. Erkner. = Working Paper des Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Nr. 31. Online unter: http://www-irs-net.de/download/KnowledgeScapes.pdf (Zugriff am 13.10.2009).

  • Mayntz, R.; Scharpf, F. W. (Hrsg.) (1995): Gesellschaftliche Selbstregelung und politische Steuerung. Frankfurt am Main, New York.

  • Paravicini, U.; May, R. (2004): In den Brüchen der Stadt die Zukunft gestalten. Feministische Forschung zur Stadtentwicklung in Europa. In: Bauhardt, C. (Hrsg.): Räume der Emanzipation. Wiesbaden, 179–200.

  • Park, R. (1967): The City. In: Park, R.; Burgess, E. (Hrsg.): The City. Chicago, 1–46 (Original 1927).

  • Rat für nachhaltige Entwicklung (2007): Mehr Wert für Fläche: Das „Ziel-30-ha“ für die Nachhaltigkeit in Stadt und Land. Empfehlungen an die Bundesregierung. Berlin. = Texte, Nr. 11.

  • Rodenstein, M.; Bock, S.; Heeg, S. (1996): Reproduktionsarbeitskrise und Stadtstruktur. Zur Entwicklung von Agglomerationsräumen aus feministischer Sicht. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). (Hrsg.): Agglomerationsräume in Deutschland. Ansichten, Einsichten, Aussichten. Hannover, 26–50. = Forschungs- und Sitzungsberichte der ARL, Bd. 199.

  • Sauer, B. (1994): Was heißt und zu welchem Zwecke partizipieren wir? Kritische Anmerkungen zur Partizipationsforschung. In: Biester, E.; Holland-Cunz, B.; Sauer, B. (Hrsg.): Demokratie oder Androkratie? Theorie und Praxis demokratischer Herrschaft in der feministischen Diskussion. Frankfurt am Main, New York, 99–130.

  • Scholich, D. (1995): Flächenvorsorge. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, 305–310.

  • Scholich, D. (2005): Flächenhaushaltspolitik. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL). (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. Hannover, 308–314.

  • Selle, K. (1996): Von der Bürgerbeteiligung zur Kooperation und zurück. In: Selle, K.. (Hrsg.): Planung und Kommunikation. Wiesbaden, Berlin, 61–78.

    Google Scholar 

  • Sinning, H. (2005): Planungskommunikation und Nachhaltigkeit in der Stadt-, Regional- und Umweltplanung. In: Michelsen, G.; Godemann, J. (Hrsg.): Handbuch Nachhaltigkeitskommunikation. Grundlagen und Praxis. München, 276–288.

    Google Scholar 

  • Stichweh, R. (2005): Inklusion und Exklusion. Studien zur Gesellschaftstheorie. Bielefeld.

  • Weber, B. (2007): Lebendiges Wechselspiel zwischen Wissenschaft und Politik als Lernprozess – Heidelberger Wege zur Nachhaltigkeit. In: Lang, E.; Busch-Lüty, C.; Kopfmüller, J. (Hrsg.): Wiedervorlage dringend. Ansätze für eine Ökonomie der Nachhaltigkeit. München, 164–171.

  • Winograd, T. (1986): A language/action perspective on the design of cooperative work. In: Proceedings of the 1986 ACM conference on Computer-supported cooperative work. New York, 203–220.

  • Winograd, T.; Flores, F. (1989): Erkenntnis Maschinen Verstehen – Zur Neugestaltung des Computers. Berlin.

Download references

Danksagung

Wir danken Harald Heinrichs und Andreas Möller für ihre zur Verfügung gestellte Expertise.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Sabine Hofmeister.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Cite this article

Evers, M., Hofmeister, S. Flächenpolitik durch nachhaltige, geschlechtergerechte Stadtentwicklung und partizipative Planung. Raumforsch Raumordn 68, 35–47 (2010). https://doi.org/10.1007/s13147-009-0007-9

Download citation

  • Received:

  • Accepted:

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s13147-009-0007-9

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation