Zusammenfassung
Fichte hat erstmals den Begriff „Anerkennung“ als ein Konzept zur Beschreibung sozialer Beziehungen systematisch entfaltet. Obwohl heute die Diskussion um Anerkennung meist auf Hegel verweist, ist Fichtes Beitrag konstitutiv für das Begriffsverständnis.
Wechselseitige Anerkennung ist nach Fichte das Grundmuster jeder sozialen Beziehung, in der es um den Status von Personen als Vernunftwesen, um die Konstituierung von Selbstbewusstsein, die Ausübung von Autonomie und die Selbstformung geht. Er zeigt auf, dass die Herausbildung von Personalität der Erziehung (Aufforderung zur Selbsttätigkeit) bedarf und zugleich als Eigenaktivität (Bildung) zu begreifen ist. Die Selbstkonstituierung des Menschen als einem vernünftigen, freien, leiblich verfassten und handelnden Wesen ist nur möglich in der Gemeinschaft mit anderen Vernunftwesen. Dass ein Mensch jedoch überhaupt als Vernunftwesen formbar ist, setzt seine anthropologische Offenheit und Bildsamkeit voraus.
Abstract
As the first philosopher at all, Fichte systematically developed “recognition” as a concept of social relations. Although, contemporary discussion about recognition mostly refers to Hegel, Fichte’s contribution can be seen as constitutive for the theoretical understanding of the concept.
For Fichte, mutual recognition is the basic model of social relations, regarding the status of persons as reasonable beings, the exercising of autonomy, and the self-formation. He has shown that the development of personality needs education, and at the same time has to be understood as self-activity (Bildung). The self-constitution of a human as a reasonable, free, body-based and acting being, can happen only in the community with other rational beings. Precondition for the education of reason are anthropological openness and formability of humans.
Notes
Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre: Im Folgenden NR.
Aphorismen zur Erziehung: Im Folgenden AE.
Sittenlehre: Im Folgenden SL.
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Frischmann, B. Zum Begriff der Anerkennung. Soz Passagen 1, 145–161 (2009). https://doi.org/10.1007/s12592-009-0029-8
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