Zusammenfassung
Personensorgeberechtigte haben einen Rechtsanspruch auf Hilfen zur Erziehung, wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist. Zur Wahl stehen beratende (Erziehungsberatung), ambulante (z. B. sozialpädagogische Familienhilfe) und stationäre (z. B. Heimerziehung und Vollzeitpflege) Hilfen zur Erziehung. Mittlerweile liegen über 100 Wirkungsstudien zu diesen Hilfen nach §§ 27 ff. SGB VIII vor. Sie dokumentieren in der Regel Erfolgsquoten zwischen 60 und 80 %, bei durchschnittlich mittleren Effektstärken. Die Effektivität zeigt sich abhängig von Wirkfaktoren, die die Arbeit der Jugendämter und Leistungserbringer, aber auch die Ausgangslagen der Hilfeadressaten betreffen. Hinsichtlich der Hilfeadressaten erweisen sich insbesondere deren Kooperationsbereitschaft und Kooperation, aber auch ihr Alter und die Zahl zuvor in Anspruch genommener Erziehungshilfen als wirkmächtig. Bezüglich des Jugendamts sind eine sozialpädagogische Eingangsdiagnostik, die Zuweisungsqualität und ein fachlich fundiertes „case management“ von besonderer Relevanz. Seitens der Leistungserbringer erweisen sich Partizipation, Hilfedauer, Elternarbeit, Beziehungsqualität, Traumapädagogik und Berufsorientierung als bedeutsam.
Abstract
Primary carers and custodians are legally entitled to educational assistance if the education of a child or teenager is not guaranteed and the aid is appropriate and necessary for normal development. Counseling (educational counseling), outpatient (e. g. social pedagogical family aid) and inpatient (e. g. home-based and full-time care) support are available choices. In the meantime, more than 100 impact studies on these aids have been provided pursuant to §§ 27 ff. Social Security Statutes (SGB) VIII. As a rule they record success rates between 60% and 80% with an overall average effective strength. The efficacy is dependent on factors that not only affect the work of the juvenile authorities and service providers but also the initial situation of the help addresses. With respect to help addresses, their willingness to cooperate and cooperation as well as the age and the number of previously used educational aids, prove to be effective. With respect to the youth welfare office, a social pedagogic entrance diagnosis, allocation quality and a professional case management are of particular relevance. On the part of the service providers, participation, assistance, parental work, quality of relationship, trauma pedagogy (trauma therapy) and professional orientation are important.
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M. Macsenaere erklärt, dass er an den Universitäten Mainz und Köln sowie der Hochschule Niederrhein unterrichtet. Er leitet die IKJ Institut für Kinder und Jugendhilfe gGmbH. Mehrheitsgesellschafter ist der Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienst der Erziehungshilfen e. V.
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Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen Evaluationen mit Menschen wurden im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen beteiligten Klienten liegt eine Einverständniserklärung vor.
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Macsenaere, M. Was wirkt in den Hilfen zur Erziehung?. Forens Psychiatr Psychol Kriminol 11, 155–162 (2017). https://doi.org/10.1007/s11757-017-0410-y
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