Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Kleriker, Ordensleute und andere Mitarbeiter

Zusammenfassung

Die Leitlinien der katholischen Kirche aus dem Jahr 2010 haben die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen seit den ersten Leitlinien von 2002 aufgegriffen. Erstmals wird die Erforderlichkeit von forensisch-psychiatrischen Gutachten zur Prognoseabschätzung und von Glaubhaftigkeitsgutachten ausdrücklich betont. Die Trennung von Therapie und Kontrolle sowie v. a. die grundsätzliche Verpflichtung zur Anzeige bei den staatlichen Strafverfolgungsbehörden werden berücksichtigt. Diese Verpflichtung ist gegeben, wenn tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs bestehen, es sei denn das mutmaßliche Opfer widerspricht ausdrücklich. Die Vorgeschichte der Leitlinien im Zusammenhang mit der wechselhaften wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen Wertung pädosexueller Kontakte wird thematisiert.

Abstract

The guidelines of the Catholic Church from 2010 have picked up on new findings and experiences which have arisen since the first guidelines from 2002. The necessity of a forensic psychiatric assessment of the prognosis or the credibility has been emphasized for the first time. The disjuncture of therapy and control will be considered as well as the basic obligation to report sexual abuse to the authorities if there are strong indications for a suspicion, except when there is a complete denial by the assumed victim. The history of guidelines in connection with the changing scientific, social and clerical judgement of pedosexual contacts will be discussed.