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Wertorientierte Simulation zur Unterstützung der logistischen Prozessgestaltung bei der Stahlherstellung

Value-oriented simulation to support manufacturing system design in steel production

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Zeitschrift für Betriebswirtschaft Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird ein neuartiger Ansatz zur simulationsbasierten Entscheidungsunterstützung der logistischen Prozessgestaltung bei der Stahlherstellung vorgestellt. Dieser wird als wertorientierte Simulation bezeichnet. Er verbindet die relative Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung nach Riebel mit der ereignisdiskreten Ablaufsimulation. Die Verknüpfung des Simulations- und des Rechnungsmodells erfolgt anhand des Mengengerüstes. Die bei der Stahlherstellung auftretenden hohen Energieverbräuche werden auf Basis von Verbrauchsfunktionen nach Heinen ermittelt. Im Rahmen einer realen Problemstellung bei einem deutschen Stahlhersteller wird die wertorientierte Simulation mit dem in der Literatur diskutierten Ansatz der Kostensimulation verglichen. Es zeigt sich, dass die Ansätze zu teils divergierenden Ergebnissen führen und die wertorientierte Simulation diesbezüglich die fundiertere und bessere Entscheidungsunterstützung bietet. Darüber hinaus lassen sich mit ihr die Potentiale einer wertorientierten Steuerung der logistischen Prozesse evaluieren. Die wertorientierte Simulation stellt somit eine für die logistische Prozessgestaltung bei der Stahlherstellung wichtige methodische Weiterentwicklung dar.

Abstract

In this contribution we propose a novel approach for the simulation-based design of steel manufacturing systems. We name it Value-oriented Simulation. It combines Riebel’s Generic Direct Costing with Discrete-Event Simulation. The two models are coupled by the quantity structure, which incorporates consumption functions for a technically founded calculation of energy consumption behavior. The approach is compared with a classical Discrete-Event Simulation and a Cost Simulation in a real-world setting of a German steel manufacturer. The results show that the approaches lead to different and conflicting evaluations of the logistics processes. Value-oriented Simulation provides a more accurate and technically founded decision-support. Furthermore, it reveals the benefits that a value-oriented control of logistics processes can generate in a real-world setting. All in all, Value-oriented Simulation constitutes an important methodical development for the design of steel manufacturing systems.

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Abb. 11

Notes

  1. Hier soll ein einwertiges, monetäres Oberziel wie z. B. die Steigerung des Unternehmenswertes, als Fundamentalziel angenommen werden, vgl. Heinen 1976.

  2. Im Rahmen höher aggregierter Simulationsstudien, die in den Bereich des Supply Chain Managements einzuordnen sind, wird allerdings des Öfteren auch mit monetären Größen gearbeitet, vgl. Merkuryeva und Napalkova 2009.

  3. Grundsätzlich lässt sich jedoch vorstellen, dass diejenigen Elemente des Rechnungsmodells, welche Einfluss auf die Prozesse nehmen, im Simulationsmodell hinterlegt werden. Dies ist als Mischform von simulationsbasierter Kostenrechnung und Kostensimulation zu bezeichnen.

  4. Die Erläuterungen in diesem Kapitel beziehen sich auf eine erfolgsrechnerische Bewertung.

  5. Bezüglich der Notwendigkeit zur Berücksichtigung kalkulatorischer Elemente für eine fundamentalzielkonforme Erfolgsrechnung vgl. Dierkes und Kloock 1999.

  6. Falls notwendig, könnte der Prozess jedoch auch noch feiner untergliedert werden, z. B. eine Elementarkombination pro erzeugter Bramme (aus einer Stahlcharge resultieren zwischen 4 und 6 Brammen).

  7. Laßmann 1968 veranschaulicht, wie technische Zusammenhänge anhand empirischer Funktionen in die Kostenrechnung der Stahlindustrie integriert werden können.

  8. Um den Einfluss einzelner Zustandsvariablen g des Prozessmodells (z. B. Zusammensetzung Stahlcharge und Menge) auf die Größen l und l darzustellen, wäre eine Erweiterung in der Form l(g) bzw. l(g) erforderlich. Dies wird hier zur Vereinfachung weggelassen.

  9. Es handelt sich hierbei nur um ein vereinfachtes, konzeptionelles Beispiel.

  10. In den Ansätzen der simulationsbasierten Kostenrechnung und Kostensimulation wird fast ausnahmslos mit konstanten (statischen) Preisen bzw. Kostensätzen gearbeitet.

  11. Neben den hier betrachteten wurden im Rahmen der Simulationsstudie weitere Gestaltungsoptionen analysiert, welche die Berücksichtigung weiterer Kostenarten (Personal- und Kapitalbindungskosten) erforderlich machten; siehe weiterführend Labitzke et al. 2009.

  12. Neben den Destinationen „Beize“ und „externer Verarbeiter“ existieren weitere Destinationen, deren Coils allerdings nicht das betrachtete Coillager durchlaufen.

  13. Z. B. sollten Coils, die bereits für die Auslagerung vorgesehen sind, möglichst nicht mehr zugedeckt werden. Um ein Coil in der zweiten oder dritten Zeile zu lagern, müssen entsprechende Coils darunter liegen (Auflagemöglichkeit).

  14. Die zurückgelegte Distanz bei der Kran- und Katzfahrt stellt keine Leistungsgröße im technischen Sinne dar. Sie erklärt jedoch das Verbrauchsverhalten am besten und ist daher aus Sicht einer empirischen Verbrauchsfunktion als Leistungsgröße zu deklarieren (vgl. Heinen 1983).

  15. Bei Betrachtung sämtlicher der in der Studie analysierten Gestaltungsoptionen ergibt sich eine Bezugsobjekthierarchie wie in Labitzke et al. 2009 dargestellt.

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Wir danken der Salzgitter Flachstahl GmbH, im Besonderen Herrn Jan Oppermann, Leiter des Controllings, für die konstruktive Zusammenarbeit an diesem Beitrag. Ferner danken wir den Gutachtern für die ausführlichen und hilfreichen Kommentare.

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Labitzke, N., Volling, T. & Spengler, T. Wertorientierte Simulation zur Unterstützung der logistischen Prozessgestaltung bei der Stahlherstellung. Z Betriebswirtsch 81, 771–803 (2011). https://doi.org/10.1007/s11573-011-0479-2

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