Zusammenfassung
Obwohl sich die betriebswirtschaftliche Forschung im deutschsprachigen Raum immer stärker mit unternehmensethischen Fragestellungen auseinandersetzt, sind unternehmensethische Lehrveranstaltungen noch nicht systematisch in die Curricula betriebswirtschaftlicher Fakultäten integriert. Ausgehend von einem Verständnis der Betriebswirtschaftslehre als angewandte Wissenschaft, die sich der wissenschaftlichen Diskussion von normativen Aussagen nicht entziehen kann, wird in diesem Beitrag aufgezeigt, dass ethische Fragestellungen nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre eine Rolle spielen sollten. Hierbei werden mögliche Ziele und Inhalte einer unternehmensethischen Ausbildung an Hochschulen dargelegt. Statt „moralische Wahrheiten“ zu lehren, liegt das Augenmerk der Unternehmensethiklehre darin, den Studierenden eine Vielfalt an Theorien, Konzepten und Instrumenten vorzustellen, die sie bei der Handhabung moralischer Probleme in der unternehmerischen Praxis unterstützen können.
Abstract
Although business administration scholars in German-speaking countries increasingly engage in business ethics research, their business schools have so far not systematically included ethics related contents into their standard curricula. Based on an understanding of business administration as an applied discipline that should not shun the scientific discussion of normative statements, this article argues that our field needs to address ethical questions not only in research but also in teaching. The subsequent analysis addresses aims, contents, and methods of teaching business ethics in higher education. Rather than teaching students ‘moral truths’, the main aim of business ethics education is seen in providing students with a variety of theories, concepts, and tools that are able to support them in ethical decision processes, which they are likely to encounter in their management careers.
Notes
Die Wirtschaftsethik befasst sich mit den Zielen und Normen des individuellen und staatlichen wirtschaftlichen Handelns und des Verhältnisses zwischen beiden. Unternehmensethik behandelt moralische Probleme, die sich in Unternehmen oder aus der Tätigkeit von Unternehmen ergeben (vgl. Höffe 2002).
Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 13.03.2007 (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/438/345277/text/); Spiegel Online (http://www.spiegel.de/thema/schmiergeldaffaere_bei_siemens/).
Zu einer Darstellung des entsprechenden Lehrprogramms ausgewählter Lehrstühle vgl. auch die beiden Ausgaben des Forums Wirtschaftsethik 01/2008 sowie 02/2008.
Vgl. zur Entwicklung des Faches u. a. Küpper (2007).
Vgl. auch Albach (2005), der die BWL als ‚normative Wissenschaft‘ charakterisiert.
Zu einem Beitrag, der – wenngleich auf anderem Weg – zu einem ähnlichen Ergebnis kommt, vgl. Kliemt (2008).
Wir sehen eine praktische Relevanz der unternehmensethischen Ausbildung dann gegeben, wenn sie einen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen hat. Diese Konzeptualisierung von Relevanz ist in der Literatur weit verbreitet. Vgl. bspw. Cohen (2007); Kieser und Wellstein (2008); Nicolai und Seidl (2010).
Vgl. für eine ähnliche Einteilung Heinen (1991, S. 35 ff.), Jones (1991), Küpper (2008, S. 196 f.), Rest (1986). Dieses Phasenschema ist idealtypischer Natur und erhebt insofern insbesondere nicht den Anspruch, Entscheidungsprozesse deskriptiv in ihrem zeitlichen Ablauf darzustellen. Allerdings kann es helfen, wichtige Komponenten des Entscheidungsprozesses zu identifizieren.
So wurde etwa ein Härtefallfonds für die entlassenen Mitarbeiter eingerichtet, in den auch der damalige Vorstandsvorsitzende seine geplante Gehaltserhöhung als Zeichen der Solidarität einzahlte.
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van Aaken, D., Küpper, HU. & Schreck, P. Notwendigkeit, Ziele und Inhalte einer Ethik-Ausbildung in der Betriebswirtschaftslehre. Z Betriebswirtsch 81 (Suppl 1), 39–62 (2011). https://doi.org/10.1007/s11573-010-0412-0
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