Aufgrund der breiten Verfügbarkeit von Gesundheits-Apps stellt sich die Frage, wie diese mHealth-Tools so in die Gesundheitsversorgung integriert werden können, dass sie Vorteile für die Prävention oder das Krankheitsmanagement erbringen. Insbesondere Hausärzte können von einer systematischen Einbeziehung von Gesundheits-Apps profitieren. Eine breit angelegte Befragung zeigt, dass sich viele Allgemeinmediziner der Chancen dieser Programme bewusst sind, allerdings Apps in ihrer jetzigen Form oft noch nicht für ausgereift genug halten.

Inzwischen verwendet jeder zweite Smartphone-Nutzer Gesundheits-Apps häufiger oder regelmäßig, z. B. um Vitaldaten aufzuzeichnen oder Symptome zu protokollieren [1, 6, 8]. Solche mHealth-Anwendungen sollen bei der Prävention, dem Monitoring oder der Therapie von Erkrankungen helfen [3, 14, 25].

Gesundheits-Apps werden als niedrigschwellige, alltagsnahe Tools mit einem Empowerment von Patienten verbunden [1, 8]. Durch kontinuierliche Motivation und Erinnerung kann gesundheitsförderliches Verhalten eingeübt und so zur Krankheitsbewältigung beigetragen werden [14, 18]. Auch ist denkbar, dass Krankheitsrisiken mittels Apps früher erkannt werden und das Arzt-Patient-Verhältnis effektiviert wird [22]. Kritik an Gesundheits-Apps bezieht sich häufig auf einen mangelhaften Datenschutz [1]. Zudem wird davor gewarnt, Apps könnten aufgrund von Fehlmessungen oder fehlerhafter Anwendung falsche Diagnosen und Behandlungen nach sich ziehen [25]. Die tatsächliche Wirksamkeit von Gesundheits-Apps ist indes nur sporadisch erforscht worden [3, 5]. Vereinzelte Nutzungsstudien liegen etwa für die postoperative Patientenbegleitung vor [26, 27].

Bislang unterliegen die meisten Gesundheits-Apps in Deutschland keiner gesetzlichen Regulierung [21]. Im Herbst 2019 wurde ein Gesetz beschlossen, das langfristig zu einer erleichterten Einstufung solcher Programme als erstattungsfähige Medizinprodukte führen soll, soweit diese definierte Mindeststandards erfüllen und Nutzennachweise vorgelegt werden können [11].

Gerade für die Hausarztmedizin, die unter hohem Zeit- und Ressourcendruck mit einer großen Bandbreite von Erkrankungen und Patientengruppen umzugehen hat, könnten Apps nützlich sein [17]. So ist vorstellbar, dass der Hausarzt Apps gezielt zur Gesundheitsförderung einsetzt (z. B. Lebensstiländerung bei Diabetes mellitus Typ 2, kardiovaskuläre Risikoprävention), den Anwendungsprozess begleitet und vom Patienten regelmäßig bestimmte Vitaldaten erhält [3, 9, 20]. Expertisen heben den Nutzen von Apps als Hilfsmittel bei der Optimierung von Differenzialdiagnostik, Therapietreue und Compliance hervor [18, 22].

Bislang ist nur wenig darüber bekannt, welche Anwendungspotenziale Hausärzte in Gesundheits-Apps ausmachen [7, 21, 23]. Befragungen gemischter Facharztgruppen zeigen, dass zwischen 25 und 45 % der Ärzte mit ihren Patienten gelegentlich über Gesundheits-Apps sprechen [7, 10, 17]. Zwischen 36 und 42 % nehmen die Stärkung der Eigenverantwortung, Motivation und Aufklärung als wichtige Vorzüge von Apps wahr. Erhebungen in den USA und anderen englischsprachigen Ländern liefern Hinweise auf eine Zurückhaltung von Medizinern, wenn es darum geht, mit Patienten über digitale bzw. mobile Lösungen zum Gesundheitsmonitoring zu sprechen [4, 15, 19]. Wesentliche Ursachen hierfür scheinen in einer Unsicherheit hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Sicherheit (Datenschutz, Praxisreife, Anwendbarkeit) sowie der systematischen Implementierung in den Versorgungsalltag zu liegen [24, 29].

Erkenntnisinteresse

Ziel der vorliegenden Studie ist es, zu eruieren, inwiefern Gesundheits-Apps aus hausärztlicher Perspektive einen Nutzen für die Patientenversorgung bieten bzw. diese sinnvoll unterstützen können. Folgende Fragestellungen sollten primär beantwortet werden:

  • Welche Einstellungen vertreten Allgemeinmediziner in Bezug auf Gesundheits-Apps (Akzeptanz, Chancen und Risiken, Anwendungspotenziale nach Anwendungsbereichen)?

  • Welche Erfahrungen haben Allgemeinmediziner im Kontext ihrer Patientenversorgung mit Gesundheits-Apps gemacht?

  • Unter welchen Voraussetzungen können die Potenziale von Gesundheits-Apps stärker für die (primär)ärztliche Versorgung nutzbar gemacht werden?

Methodik

Studiendesign

Im Vorfeld wurde eine qualitative Vorstudie durchgeführt, bei der Interviews mit 35 Hausärzten zu Anwendungs- und Unterstützungspotenzialen von Gesundheits-Apps im allgemeinärztlichen Setting geführt wurden [29]. Anschließend erfolgte zwischen dem 6. Januar und 23. März 2020 eine schriftliche Befragung von Hausärzten in Hessen. Hier sollte ein umfassendes Einstellungs‑, Erfahrungs- und Meinungsbild der hausärztlichen Akzeptanz und Anwendungsbereitschaft gewonnen werden.

Rekrutierung, Teilnehmer und Erhebungsinstrument

Auf schriftlichem Weg zur Teilnahme an der anonymisierten Befragung eingeladen wurden sämtliche 3839 als Behandler aktive Hausärzte in Hessen. Die Teilnehmer erhielten keine Aufwandsentschädigung.

Der Fragebogen wurde unter Berücksichtigung der Vorstudie [29] sowie einer Literaturrecherche entwickelt. Der Aufbau orientiert sich an den Forschungsfragen (s. Zusatzmaterial).

Stichprobe

Von den 1103 bearbeiteten Fragebögen gingen 1070 vollständig ausgefüllte Bögen in die Auswertung ein (Rücklauf: 28 %). Anhand der erhobenen soziodemografischen Merkmale ist die Stichprobe wie folgt strukturiert:

  • Geschlecht: 56 % männlich, 44 % weiblich,

  • Durchschnittsalter: 55 (Median: 56),

  • Praxisumgebung: 44 % mittel- und großstädtisch, 56 % ländlich-kleinstädtisch,

  • Praxisform: 50 % Einzelpraxen, 46 % Gemeinschaftspraxen, 4 % sonstiges,

  • Patienten pro Quartal: 19 % <1000, 32 % 1000–1500, 19 % 1501–2000, 30 % >2000.

Datenanalyse

Die Daten wurden mittels SPSS 23.0 ausgewertet. Neben der deskriptiven Auswertung erfolgte eine Faktorenanalyse (Varimax-Rotation). Zur Feststellung von signifikanten Unterschieden zwischen zwei Gruppen kam ein t‑Test bei unabhängigen Stichproben zum Einsatz. p-Werte < 0,001 gelten als hoch signifikant.

Ergebnisse

Beurteilung und Nutzungspotenziale von Gesundheits-Apps

Den Gesundheits-Apps stehen grundsätzlich 35 % der Befragten positiv gegenüber, wohingegen sich 44 % eher skeptisch zeigen (21 % unentschieden). Ärzte in groß- und mittelstädtischen Umgebungen sehen Apps deutlich positiver als Ärzte in Kleinstädten und Landgemeinden (42 % zu 29 %, p < 0,001). Ebenso beurteilen Befragte unterhalb des Durchschnittsalters solche Anwendungen erheblich positiver als ältere Ärzte (45 % zu 26 %, p < 0,001). Eine korrekte Anwendung vorausgesetzt, sind 37 % der Auffassung, dass Apps einen sehr großen oder eher großen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten können; 52 % halten den Beitrag für eher gering (6 % kein Beitrag, 5 % k. A.).

Der wahrgenommene Nutzen von Apps variiert nach Anwendungsfeld. 88 % halten es für sinnvoll, wenn mHealth-Tools beim Management von Medikamenten oder ärztlichen Terminen helfen. 85 % begrüßen die Unterstützung bei der Selbstkontrolle von Risikofaktoren (Gewicht, Blutdruck, Blutzucker etc.) oder Gewichtsdaten (gelaufene Schritte, Trinkmenge etc.). 73 % sehen den Einsatz von Apps bei physischen Maßnahmen positiv, gefolgt von Funktionen, die bei der Einhaltung eines gesunden Lebensstils (z. B. Ernährung, Rauchentwöhnung) helfen sollen (66 %). Eine Unterstützung beim Monitoring und der Therapie chronischer Erkrankungen befürworten 58 %.

Die Befragten bringen Gesundheits-Apps mit Chancen und Risiken in Verbindung (vgl. Tab. 1). So wird eine Motivations- und Compliancesteigerung als Vorzug erachtet. Zugleich besteht bei vielen Ärzten die Sorge vor einer Mehrbelastung, weil Patienten Hausärzte als Ansprechpartner für die App-Nutzung wahrnehmen. Ein Teil der Ärzte moniert den Datenschutz und befürchtet unerwünschte Effekte wie Fehlmessungen.

Tab. 1 Positiv- und Negativpotenziale von Gesundheits-Apps. Frage: „Welchen der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?“ (n = 1070, rotierte Komponentenmatrix)

Eine Faktorenanalyse, bei der Variablen aufgrund systematischer Beziehungen (Korrelationen) untereinander zu Faktoren zusammengefasst werden [13, 25], zeigt drei Cluster von Hausärzten. Innerhalb der ersten Gruppe korrelieren wahrgenommene Vorteile von Apps für das Arzt-Patient-Verhältnis, die neben einer besseren Aufklärung in einer individuelleren, frühzeitigeren und effektiveren Kommunikation und Behandlung liegen. In der zweiten Gruppe wird zwar eine patientenseitige Motivationssteigerung als Chance von Apps konstatiert, allerdings stehen den Befragten auch Gefahren einer Überbeanspruchung sowie einer Fehlbehandlung aufgrund des App-Einsatzes vor Augen. Im dritten Cluster zeigen sich klar negative Einstellungen, da die hier interagierenden Items sich auf das Thema Datenschutz und negative Effekte für die Arzt-Patient-Beziehung beziehen.

App-Nutzung und eigene Erfahrungen

Dass bis zu 10 % der eigenen Patienten eine oder mehrere Apps gelegentlich oder häufiger einsetzen schätzen 59 % der Befragten. 27 % vermuten eine Nutzerverbreitung von 10–20 %; 7 % der Befragten gehen von >20 % aus.

Jeder Fünfte (22 %) gibt an, viele oder zumindest eine Reihe von Patienten zu haben, die ihre über Apps erhobenen Gesundheitsdaten schon mal in ausgedruckter oder digitaler Form an die Praxis schicken bzw. dorthin mitbringen (54 % nur wenige, 24 % keine). Insgesamt 28 % der Ärzte in Großstädten bekunden, viele oder mäßig viele solcher Patienten zu haben, hingegen nur 16 % der Ärzte in Landgemeinden (p < 0,001).

Knapp jeder vierte Arzt (23 %) gibt an, häufig oder gelegentlich von den eigenen Patienten auf Apps angesprochen zu werden; bei 39 % kommt dies selten vor (37 % nie). Ärzte, die häufig bzw. gelegentlich auf Apps angesprochen werden, finden sich deutlich häufiger im mittel- bis großstädtischen Raum, seltener in Kleinstädten und Landgemeinden (30 % zu 17 %, p < 0,001).

16 % aller Befragten empfehlen Patienten häufig oder gelegentlich konkrete Apps zur Prävention, Lebensstiländerung und/oder Therapie; bei weiteren 25 % kommt dies selten vor (59 % nie). Empfehlungen werden in urbanen Praxen öfter ausgesprochen als an ländlichen Standorten (20 % zu 12 %, p < 0,001). In einer offenen Nachfrage werden v. a. elektronische Blutdruck- oder Blutzuckertagebücher und Vorsorge-Apps zur Bewegungsanimation, Fitnesssteigerung, Gewichtsreduktion und Kontrolle der Ernährungsgewohnheiten genannt.

Ärzte, die Apps empfehlen (n = 440), benennen verschiedene Kriterien, die erfüllt sein müssen, bevor eine Gesundheit-App für eine Empfehlung ins Auge gefasst werden kann. Dabei handelt es sich v. a. um eine Sicherstellung des Datenschutzes (82 %), leichte Anwendbarkeit und Übersichtlichkeit (77 %), Möglichkeiten der Individualisierbarkeit (57 %) sowie die erkennbare Eigenschaft, Patienten im Alltag zu mehr Gesundheitsbewusstsein zu motivieren (z. B. über Gamification-Elemente, 54 %).

Lediglich ein geringer Teil traut sich zu, seriöse Apps von schlechten unterscheiden zu können (22 %) oder das Angebot an verfügbaren Programmen grob zu überblicken (11 %). 21 % halten sich für kompetent, wenn es darum geht, Patienten zu Gesundheits-Apps zu beraten.

Nach ihrer grundsätzlichen Erfahrung gefragt, geben 55 % an, Gesundheits-Apps hätten bei ihren Patienten im Großen und Ganzen einen sehr oder eher positiven Beitrag zur Gesundheitsvorsorge und/oder Genesung geleistet. 15 % haben negative Effekte für das Patientenwohl beobachtet (13 % niemand bekannt, der Apps nutzt; 17 % k. A.).

Ärzte mit Patienten, die über Gesundheits-Apps erhobene Daten ausgedruckt oder digital an die Praxis schicken bzw. dorthin mitbringen (n = 805), erhielten die Nachfrage, ob sie selbst schon mal Gesundheits-App-Daten für die Gestaltung der Therapie verwenden. Dies bejahen 52 %, während 20 % die App-Daten prinzipiell nicht einbeziehen (20 % habe keine solchen Patienten, 8 % k. A.).

Optimierungsansätze

Um Gesundheits-Apps für die Versorgung attraktiver zu machen, wünscht sich die Mehrheit der Befragten die Definition verbindlicher Datenschutz- und Qualitätsstandards (vgl. Tab. 2). Zudem halten die Befragten die Klärung rechtlicher Fragestellungen bei der Anwendung von Apps in der Versorgung für vordringlich.

Tab. 2 Ansätze zur optimierten Einbindung von Gesundheits-Apps

Im Anschluss erhielten die Ärzte eine Nachfrage, ob sie prinzipiell bereit wären, Gesundheits-Apps stärker als bislang anzuwenden, wenn die von ihnen genannten Punkte (vgl. Tab. 2) umgesetzt wären. 16 % entschieden sich für die Antwort „Ja, deutlich stärker“, weitere 56 % für „Ja, etwas stärker“, 24 % sprechen sich dagegen aus.

Bezug nehmend auf die von Bundesregierung geschaffene Möglichkeit, Gesundheits-Apps unter bestimmten Voraussetzungen auf Rezept zu verordnen, können sich 44 % vorstellen, hiervon in Zukunft Gebrauch zu machen (27 % nein, 29 % unentschieden).

Diskussion

Zusammenfassung und Befunde anderer Studien

Die Befragung zeigt, dass Gesundheits-Apps unter Allgemeinmedizinern ambivalent gesehen werden. Ein Kontrast besteht zwischen wahrgenommenen Potenzialen für Motivation, Aufklärung und Therapietreue einerseits und Bedenken bei Sicherheit, Zuverlässigkeit und Anwendungsfreundlichkeit andererseits. Zugleich hat eine Mehrheit der Befragten positive Beobachtungen hinsichtlich der Anwendung von Gesundheits-Apps bei Patienten gemacht. Jüngere Hausärzte und Ärzte in urbanen Räumen begegnen Gesundheits-Apps erkennbar aufgeschlossener [10, 15, 17, 19, 28].

Bei der Thematisierung und/oder Empfehlung von Gesundheits-Apps im Patientengespräch ist das Gros der Allgemeinmediziner eher zurückhaltend – ein Ergebnis, das durch andere Arbeiten gestützt wird [4, 9, 20, 29]. Bei Patienten, die mit selbst erhobenen App-Daten in die Praxis kommen, ist ein Teil der Ärzte durchaus bereit, solche Informationen in der Therapieplanung zu berücksichtigen [7]. Die meisten Befragten trauen sich jedoch nicht zu, Patienten kompetent in Bezug auf verfügbare Apps zu beraten, was damit zusammenhängt, dass es vielen Ärzten schwer fällt, die Zuverlässigkeit von Anwendungen einzuschätzen [15, 23].

Eine Mehrheit wünscht sich verbindliche Datenschutz- und Qualitätsstandards für Apps, ebenso eine Klärung rechtlicher Fragestellungen bei der Implementierung von Apps in die Versorgung, breit angelegte Weiterbildungsangebote und eine geregelte Honorierung entsprechender Beratungs- und Unterstützungstätigkeiten. Sind diese Voraussetzungen gegeben, ist für einen großen Teil der Befragten vorstellbar, Gesundheits-Apps in Zukunft stärker einzubeziehen. Die von der Bundesregierung geschaffene Möglichkeit, Apps auf Rezept zu verschreiben, stößt bei fast jedem zweiten Befragten auf ein positives Echo.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Potenzial neuer mHealth-Anwendungen von Hausärzten wahrgenommen, bislang aber aufgrund existierender Vorbehalte und Unsicherheiten nicht ausgeschöpft wird. Diesbezüglich decken sich die Befunde nicht nur mit der Interviewvorstudie [29]. Auch andere Untersuchungen weisen darauf hin, dass Aspekte wie mangelnde Übersicht und Transparenz dazu führen, dass Ärzte Gesundheits-Apps trotz Wahrnehmung von Vorteilen für die Prävention und Versorgung bislang nicht konsequent zu nutzen bereit sind [7, 10, 14, 15, 19, 24].

Stärken und Schwächen

Die Befragung war durch eine qualitative Vorstudie abgestützt und daher dicht entlang der hausärztlichen Perspektive abgefasst. Zudem erzielte sie einen vergleichsweise hohen Rücklauf. Dennoch kann die Studie keinen repräsentativen Anspruch erheben (begrenzte Fallzahl, regionale Rekrutierung). Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass Ärzte mit thematischem Interesse in stärkerem Maße teilgenommen haben. Dennoch zeigt die gewonnene Stichprobe, dass die Befragten hinsichtlich wichtiger Merkmale breit gestreut sind.

Schlussfolgerung

Für Hausärzte könnten Apps effektive Instrumente darstellen, um Patienten in ihrer Eigenverantwortlichkeit, Compliance und Motivation, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, zu bestärken und insbesondere die Prävention stärker zu verankern [3, 14, 25]. Auch der Einsatz lebensstiländernder und therapeutischer Apps ist in der Hausarztmedizin gut denkbar. Wie die Ergebnisse belegen, sind sich viele Allgemeinmediziner dieser Potenziale bewusst, haben aber eine Reihe kritischer Vorbehalte. Es wird entscheidend sein, diese Bedenken zu adressieren, damit Gesundheits-Apps flächendeckend für die (haus)ärztliche Versorgung nutzbar gemacht werden können.

Im Zuge der CHARISMHA-Metastudie [1] wurden verschiedene Empfehlungen für die bessere Einbettung von Health-Apps in die Gesundheitsversorgung zusammengetragen. Zu ihnen zählen die konsequente Orientierung von App-Herstellern an Qualitätskriterien (z. B. ISO, DIN), regulatorische Aspekte im Gesundheitswesen, die eine wirksame Qualitätskontrolle sicherstellen, sowie die Definition tragfähiger Kriterien zur Zweckbestimmung und die Berücksichtigung von Standards abhängig von der Einstufung als Medizinprodukt [2]. Das Vorhaben der Bundesregierung, Gesundheits-Apps künftig verstärkt als verordnungsfähige Medizinprodukte einzustufen, könnte zu einem steigenden Aufwand für Hersteller in Bezug auf die Erreichung von Qualitätsstandards und damit zu einer gewissen Neuordnung des App-Marktes führen [1,2,3, 11].

Überdies wird es darauf ankommen, rechtliche Fragen zum Einsatz von Gesundheits-Apps in der Patientenversorgung zu klären und ärztliche Leistungen, die im Zusammenhang mit Apps erbracht werden, angemessen zu vergüten [9, 17, 20]. Hausärzte benötigen zudem flächendeckende Schulungen, die über Nutzen und Limitationen des App-Einsatzes aufklären und Strategien aufzeigen, wie sich digitale Tools systematisch einbinden lassen, sodass die Nutzerakzeptanz bei Ärzten wie Patienten steigt [12, 16]. Auch besteht Bedarf nach einer orientierungsstiftenden Instanz, die einen Überblick eröffnet, welche App für welches Anwendungsgebiet sinnvoll und vertrauenswürdig ist (z. B. bereitgestellt durch die Fachgesellschaften). Erst unter den Voraussetzungen verlässlicher Rahmenbedingungen werden solche Anwendungen ihren potenziellen Nutzen als ergänzende Instrumente der hausärztlichen Versorgung gänzlich entfalten können.

Fazit für die Praxis

  • Gerade für die Hausarztmedizin, die unter hohem Zeit- und Ressourcendruck mit einer großen Bandbreite von Symptomen, Krankheiten und Patientengruppen umzugehen hat, können Apps als Tools zur Prävention und zum Krankheitsmanagement bedeutende Vorteile generieren.

  • Hausärzte nehmen große Chancen von Gesundheits-Apps wahr, insbesondere mit Blick auf Präventions‑, Erinnerungs- und lebensstilunterstützende Funktionen. Wo Gesundheits-Apps bislang im Versorgungsgeschehen eingesetzt wurden, fallen die Erfahrungen größtenteils positiv aus.

  • Bei der aktiven Thematisierung und/oder Empfehlung von Gesundheits-Apps im Patientengespräch ist das Gros der Allgemeinmediziner eher zurückhaltend. Die meisten Befragten trauen sich nicht zu, Patienten kompetent in Bezug auf verfügbare Apps zu beraten.

  • Damit die allgemeinmedizinische Versorgung stärker von Gesundheits-Apps profitieren kann, bedarf es geeigneter Voraussetzungen. Hierzu zählen neben Datenschutz- und Qualitätsstandards eine klare Rechtslage, flächendeckende Schulungen zur Integration von Apps in die Versorgung sowie seriöse Informations- und Überblicksmöglichkeiten.