Zusammenfassung
Hintergrund
Zum Medikamentenkonsum Studierender wurden in Deutschland bislang nur wenige Studien durchgeführt.
Methoden
Im Rahmen einer Befragung zu ihren Studienbedingungen, ihrem Gesundheitszustand und -verhalten (u. a. Medikamentenkonsum) wurden 850 Studierende einer Berliner Universität befragt.
Ergebnisse
Von den Studierenden haben 66,6% in den letzten 30 Tagen Medikamente eingenommen. Schmerzmittel werden mit Abstand am meisten konsumiert (62%), von Frauen deutlich häufiger als von Männern. Eine riskante Schmerzmittelanwendung (10 Tage im Monat und mehr) berichten 11% der Frauen und 4,5% der Männer. Schlaf- und Beruhigungsmittel sind die zweitwichtigste Substanzgruppe, die von 13% der Studierenden eingenommen werden. Die Medikamentanwendung korreliert signifikant aber gering mit verschiedenen Gesundheitsindikatoren sowie wahrgenommenen Studienbedingungen.
Schlussfolgerung
Die Prävalenzen und Anwendungsfrequenzen von Schmerzmitteln belegen die Wichtigkeit des Themas.
Abstract
Background
Only a few studies have focused on medication use among students.
Methods
Eight hundred and fifty university students were surveyed on their learning conditions, their health status, and their health behaviour (e.g. medication use).
Results
Two-thirds of the participants reported consuming at least one drug on one day in the previous 30 days, mostly analgesics. Women had a higher consumption than men. Moderate correlations were found among learning conditions, health status, and medication use.
Conclusions
Further attention should be focused on medcation use, especially the use of analgesics, among students.
Notes
Der Anteil derjenigen, die verordnete Medikamente einnehmen wird überschätzt um die Quote Studierender, die mehr als ein Medikament einnehmen, von denen nicht alle verordnet waren.
Konsum von Medikamenten aus mindestens 2 Substanzgruppen.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Lohmann, K., Gusy, B. & Drewes, J. Medikamentenkonsum bei Studierenden. Praev Gesundheitsf 5, 276–281 (2010). https://doi.org/10.1007/s11553-010-0232-7
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