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Farbige Hagelnetze: Ihre Netzstruktur sowie Licht- und UV-Durchlässigkeit bestimmen die Ausfärbung der Apfelfrüchte

Coloured hailnets: Their structure, light and UV transmission determine the colouration of apple fruit

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Zusammenfassung

Struktur und Lichtdurchlässigkeit von (neuen) schwarzen, grauen, roten, grünen und kristallklaren (weißen) Hagelnetzen wurden mit folgenden Ergebnissen untersucht:

  1. 1.

    Die High-Density-Polyäthylenfäden (HDP) der Hagelnetze waren 288–356 μm dick.

  2. 2.

    Die 2-fädigen Längs- bzw. Kettfäden längs zur Baumreihe waren bei schwarzen und grün-schwarzen Hagelnetzen schwarz, sonst kristallklar (weißlich) oder rot und im Verstärkungsbereich 3-fädig.

  3. 3.

    Der Quer- oder Schussfaden quer zur Baumreihe war bei allen farbigen Hagelnetzen – auch im Verstärkungsbereich – nur 1-fädig und bei schwarzen, grauen und rot-schwarzen Hagelnetzen schwarz, was ihre Reißfestigkeit und Lebensdauer durch Ruß erhöhen kann. Bei den anderen Hagelnetzen war der Quer- oder Schussfaden kristallklar (weißlich), grün oder rot. Bei Überlastung reißen meistens die Querfäden und damit Hagelnetzbahnen parallel zum Dachfirst ab.

  4. 4.

    Die Lichtdurchlässigkeit war 0,5 m unter dem Hagelnetz bei dem Kristallnetz mit ca. 93% PAR und 80% UV höher als bei dem rot-weißen mit ca. 89% PAR und 72% UV, dem grün-weißen (88% PAR, 77% UV), dem hellgrauen (87% PAR), dem grün-schwarzen (85% PAR, 74% UV), dem rot-schwarzen (84% PAR, 77% UV) und dem schwarzen (82% PAR, 71%UV) Hagelnetz. Schwarze Hagelnetze absorbierten mehr UV und ließen weniger UV (190–400 nm) als sichtbares Licht (PAR: 400–700 nm) durch als farbige oder weiße Hagelnetze. Die Lichtdurchlässigkeit von grünen Hagelnetzen stieg oberhalb von 500 nm (grün) um ca. 3% bzw. von roten oberhalb von 570 nm (orangerot) um 2–5% an, ohne Einfluss auf das Hellrot-Dunkelrot-Verhältnis (666 : 770 nm/HR : DR) und damit ohne Wirkung auf das Phytochromsystem. Im UV-Bereich lag eine unerklärbare Spitze bei 375 nm.

  5. 5.

    Die höhere Lichtdurchlässigkeit der Kristallnetze mit kristallklaren Längs- und Querfäden beruht auch auf ihrer größeren Maschenweite von 3 × 9 mm im Vergleich zu grün-weißen mit 3,9 × 6,9 mm, rot-weißen mit 3,3 × 7,7 mm, grün-schwarzen mit 3,5 × 6,5 mm, hellgrauen mit 2,8 × 6,9 mm sowie rot-schwarzen und schwarzen Hagelnetzen beide mit 2,5–3 × 6,5 mm. Da die Netzfarbe gegenüber der Maschenweite nur einen geringen Beitrag zur Lichtdurchlässigkeit leistete, aber die Maschenweite bei allen untersuchten Hagelnetzen unterschiedlich war, ist sie zusammen mit der Fadenstärke und dem Anteil kristallklarer oder schwarzer Fäden entscheidend für die geometrische Lichtdurchlässigkeit der Hagelnetze. Daher wird eine Schnellmethode vorgestellt, mit der die Maschenweite und damit die geometrische Lichtdurchlässigkeit eines Hagelnetzes vor Ort – ohne Mikroskop und ohne Lichtmessgerät – ermittelt werden kann. Mit einem Zollstock oder Lineal wird eine Anzahl Maschen vermessen, der Wert um die Fadenstärke und 4% pro weißem Kristall-Faden addiert.

  6. 6.

    Die Fruchtausfärbung bzw. Entwicklung der Deckfarbe unter den farbigen Netzen folgte bei der schwer färbenden Apfelsorte ‘Pinova’ der geometrischen (Licht-) Durchlässigkeit, während sie bei der gut färbenden ‘Fuji, Kiku 8’ unabhängig von der Netzfarbe war, beides Mal ohne Einfluss der Netzfarbe auf den Ertrag.

  7. 7.

    Für einfarbig-grüne oder gut färbende rote Mutanten und Standorte mit Sonnenbrandgefahr kommen schwarze Netze wegen ihrer UV-Stabilität und ihrer höheren Reißfestigkeit in Frage. Für die Fotosynthese der Pflanzen und die Fruchtausfärbung sind wegen ihrer hohen Lichtdurchlässigkeit Kristallnetze, hellgraue und rot-weiße Hagelnetze für lichtbedürftige, schwer färbende Apfelsorten ohne Sonnenbrandgefahr positiv. Hier bilden hellgraue Hagelnetze mit zwei weißen Längs- bzw. Kettfäden und schwarzem, UV-stabilem 0,32 mm starken Quer- bzw. Schussfaden, 2,5–3,5 mm × 6–8 mm Maschenweite mit Verstärkung im Plakettenbereich und am Firstdraht (oder doppelter Auflage) vielleicht einen Kompromiss. Rote Hagelnetze scheiden aufgrund zusätzlicher Beschattung gegenüber Kristallnetzen und aus Landschaftsschutzgründen aus. Ihre aus Süditalien, Israel und Chile bekannte fotoselektive Wirkung wird auf ihre positive Schattierwirkung in Gebieten mit zu hoher Einstrahlung zurückgeführt, in denen Hitze und zuviel Licht die Wachstumsprozesse hemmen.

  8. 8.

    Es wird eine einheitliche Kennzeichnung mit Angabe des Herstellers, UV-Stabilität, Langleywert, Reißfestigkeit und voraussichtlicher Haltbarkeit unter Standardbedingungen vorgeschlagen.

Abstract

Structure and light transmission of new translucent (white), black, red and green hailnets mostly of Italian origin were examined with the following results:

  1. 1.

    Coloured hail nets comprised double twisted longitudinal (parallel to the tree rows) and single transverse high density polyethylene (HDP) fibres of 288 μm to 356 μm diameter.

  2. 2.

    Black and green-black hail nets contained double black longitudinal fibres. White-translucent, grey or red hail nets contained double longitudinal translucent or red fibres.

  3. 3.

    Transverse single fibres were black in black, grey and red-black hail nets, soot-impregnated for UV protection, providing strength and durability, but translucent-white, red or green in the other nets and may tear upon overloading, leaving hail net strips parallel to the ridge.

  4. 4.

    Light was reduced by ca. 7% (PAR) – 20% (UV) by white-translucent, 11% (PAR) – 28% (UV) by red-white, 12% (PAR) – 23% (UV) by green-white, 13% (PAR) by light grey, 15% (PAR) – 26% (UV) by green-black or 16% (PAR) – 23% (UV) by red-black and 18% (PAR) – 29% (UV) by black hail nets measured 50 cm underneath; hail nets transmitted more NIR than PAR/visible light followed by UV with a peak at 375 nm. Light transmission increased by 3% above 500 nm (green) in green and by 2–5% above 570 nm (orange-red) in red hail nets, affecting neither the red : far red (666 : 730 nm/R : FR) ratio nor the phytochrome system.

  5. 5.

    The mesh size, i. e. the distance in between the fibres, varied from translucent (white) hail nets with the largest mesh size of 3 × 9 mm, followed by 3.9 × 6.9 with green-white, 3.3 × 7.7 mm with red-white, 3.5 × 6.5 with green-black nets, 2.8 × 6.9 mm with grey as well as red-black and black hail nets both with the smallest mesh of 2.5–3 × 6.5 mm; these large variations in mesh size between hail nets predominantly influenced their light transmission, which was also affected by the proportion of translucent or black fibres in a hail net. A simple test is proposed to estimate the geometric light transmission without a magnifying glass based on measuring mesh size with a ruler and correcting for fibre strength and proportion of translucent or black fibres.

  6. 6.

    Fruit colouration of the poorly coloured apple cv. ‘Pinova’ followed this geometric light transmission, while that of the late-ripening, well-coloured cv. ‘Fuji, Kiku 8’ was sufficient and unaffected by hail net colour; fruit yields of the young apple tress were unaffected by net colour.

  7. 7.

    Black hail nets appear suitable for single-coloured green, or bi-coloured apple varieties with good colouration, or those otherwise susceptible to sunburn in Southern Europe. Crystal hail nets (with their translucent fibres, widest mesh size and largest light transmission), or grey hail nets (with twin translucent longitudinal, single black 0.32 mm strong transverse fibres and 2.5–3.5 mm × 6–8 mm mesh) appear suitable for apple crops in Northwest-Europe with sunlight deficiency and without risk of sunburn. Red-white nets appear unsuitable due to the greater shading than the translucent fibres and for landscape reasons; their alleged photo-selective effects as reported from Southern Italy, Israel and Chile are interpreted to be due to reversal of photo-inhibition under high light intensities and heat in these regions.

  8. 8.

    Labelling of hail nets with tear and Langley values for UV durability is suggested.

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Danksagung

Ich danke A. Kunz und H. J. Wiesel für die technische Unterstützung, Knut Wichterich für die Aufnahmen am ESEM, Jutta Wolter-Sadlers für die Hilfestellung am Stereomikroskop, Arthur Müller, Marktgemeinschaft Bodenseeobst eG Friedrichshafen für Probenmaterial und anregende Diskussion, Dipl.-Ing. G. Reisinger, Forschungszentrum Jülich für die Messungen mit dem Trippelsensor, Dr.-Ing. B. von Elsner, Universität Hannover für die spektralen Transmissionsmessungen sowie Dr. P. Buch, DLR für Anregungen zur geometrischen (Licht-) Durchlässigkeit und Dr. D. Hucklesby, Bristol, UK für die Korrektur des englischen Abstract.

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Blanke, M. Farbige Hagelnetze: Ihre Netzstruktur sowie Licht- und UV-Durchlässigkeit bestimmen die Ausfärbung der Apfelfrüchte. Erwerbs-Obstbau 49, 127–139 (2007). https://doi.org/10.1007/s10341-007-0048-6

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