Der Status epilepticus (SE) gehört zu den wichtigsten neurologischen und zunehmend häufiger diagnostizierten Notfällen und bleibt wissenschaftlich ein hochaktuelles Thema sowohl in den klinischen wie grundlagenorientierten Neurowissenschaften. Bereits im Vorwort zum Themenheft 02/2013 zum Status epilepticus [1] wurde auf eine außerordentliche Zunahme neuer Daten hingewiesen: In PubMed fanden die Autoren für die Jahre 1960 bis 1975 weniger als 300 Publikationen, von 2006 bis 2013 über 3500, mittlerweile kommen jährlich mehr als 600 neue Publikationen dazu (Abb. 1).

Abb. 1
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Treemap der in PubMed gelisteten Publikationen zum Status epilepticus, gruppiert nach Erscheinungsjahrzehnt ab 1960 (Search term: Status epilepticus; Stand 12.09.2018)

Um diese Daten für den klinischen Alltag aufzubereiten, scheint es mehr als berechtigt, ein erneutes Themenheft der Zeitschrift für Epileptologie zum Status epilepticus zu konzipieren. Zwischenzeitlich sind in 2015 neue Diagnose- und Klassifikationskriterien des SE veröffentlicht worden [2], zudem liegen validierte Kriterien für die Diagnose eines nonkonvulsiven SE vor [3, 4].

Schwerpunkte dieses Heftes sind die Diagnosekriterien [5, 6], ein Update zur Epidemiologie [4] sowie Prognoseindikatoren und neuere Versorgungsdaten. Vier Artikel widmen sich der stufenadaptierten Therapie des SE. Besonderheiten zur Behandlung des SE bei Kindern und Jugendlichen werden von S. Schubert-Bast im Themenheft 2/2019 zu Pädiatrischer Epileptologie behandelt.

Mehrere Studien geben Hinweise auf eine inadäquate Therapie von prolongierten Anfällen, Anfallsclustern oder des SE im häuslichen Umfeld und im Rettungsdienst. In der Prähospitalphase gibt es deutliche Schwierigkeiten, einen SE zu erkennen [7, 8]. In der Übersicht von G. Möddel et al. wird neben den Diagnosekriterien ausführlich die initiale Therapie des SE besprochen, insbesondere unter Berücksichtigung neuer Applikationsformen von Benzodiazepinen, die sicherlich bald auch Eingang in die Leitlinien finden werden [9].

Der Frage, welches Antikonvulsivum als Erstes nach den Benzodiazepinen eingesetzt werden soll, geht der Artikel von G. Kalss et al. nach, in dem Phenytoin, Valproat, Levetiracetam und Lacosamid verglichen werden [10]. Kohortenstudien zeigen deutlich, dass im SE trotz divergierender Empfehlung der Leitlinien v. a. Levetiracetam als Mittel der ersten Wahl vor Valproat und Lacosamid eingesetzt wird. Mittlerweile scheint Phenytoin in der klinischen Praxis als Reservemittel eingesetzt zu werden [11,12,13]. Welche teilweise nur oral verfügbaren Antikonvulsiva danach infrage kommen, wird von Rohracher et al. unter besonderer Berücksichtigung von Brivaracetam, Perampanel und Topiramat erörtert [14]. Da eine Eskalation der Therapie zur Intubationsnarkose auch Risiken birgt, die in mehreren Studien mit einer Erhöhung der Morbidität und Mortalität beschrieben wurden [15, 16], ist diesem Thema ein eigener Beitrag von V. Alvarez und A. Rossetti gewidmet [17].

Abschließend fassen L. Willems und L. Kay mit Kollegen den mit dem SE assoziierten Ressourcenverbrauch und die Mortalität zusammen [18]. In den letzten 5 Jahren sind hierzu mehrere Studien publiziert worden, die die Versorgungsaspekte und die Bedeutung des SE innerhalb der mit epileptischen Anfällen und Epilepsien verbundenen Erkrankungen deutlich aufzeigen [19, 20].

Wir hoffen, dass diese Übersichten Ihr Interesse finden werden.

Ihre

Prof. Dr. Adam Strzelczyk

Priv.-Doz. Dr. Christoph Kellinghaus

Prof. Dr. Eugen Trinka