„Jeder Mensch kann ein Leben retten!“ Alles, was man braucht, sind zwei Hände. Unter diesem Motto steht die erste „World Restart a Heart(WRAH)“-Initiative, mit der am und um den 16. Oktober 2018 erstmals auch weltweit Menschen geschult werden, um im Falle eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstands diesen zu erkennen, den Rettungsdienst zu rufen und eine lebensrettende Herzdruckmassage („PRÜFEN – RUFEN – DRÜCKEN“/„CHECK – CALL – COMPRESS“) durchzuführen [3]. Nach Einführung des Europäischen Wiederbelebungs-Tages 2012 [1,2,3] ist die WRAH-Initiative nun die erste Kampagne unter der Schirmherrschaft des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR), mit der global auf die Wiederbelebungsproblematik hingewiesen wird. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung (German Resuscitation Council [GRC]) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) unterstützen diese Initiative.
Der Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses gehört zu den häufigsten Todesursachen in den sogenannten zivilisierten Ländern [10]. Allein in den USA und Europa versterben jährlich mehr als 700.000 Menschen, oftmals weil sie nicht rechtzeitig wiederbelebt werden. Nachdem das Gehirn bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand innerhalb von 3 bis 5 min zu sterben beginnt, der Rettungsdienst aber allermeist erst später beim Patienten eintrifft, ist ein frühzeitiger Reanimationsbeginn durch Laien und Ersthelfer hier überlebensentscheidend [1,2,3, 5,6,7,8]. Der Beginn von Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien vor Eintreffen des Rettungsdiensts verdreifacht das Überleben [6, 7, 9]. Die Ausbildung von Laien in Wiederbelebung ist somit effektiver als jede andere therapeutische Maßnahme – innerhalb oder außerhalb eines Krankenhauses – bei bzw. nach Herz-Kreislauf-Stillstand [1,2,3, 8].
Nachdem der GRC – gemeinsam mit dem European Resuscitation Council (ERC; www.erc.edu/about/restart) – im Frühjahr 2012 400 EU-Abgeordnete (mehr als 50 % aller EU-Abgeordneten) in Straßburg davon überzeugen konnte, aufgrund der Bedeutung dieses Gesundheitsproblems eine Deklaration zur Einführung des European Restart a Heart (ERAH) Day zu unterschreiben [1, 3, 5], fand am 16. Oktober 2013 der erste ERAH mit aktiver Beteiligung und Aktionen in mehr als 20 europäischen Ländern statt [1, 3]. Gleichzeitig haben wir – u. a. gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) – in Deutschland 2013 erstmals die „Woche der Wiederbelebung“ – damals auch aus wahltaktischen Gründen im September – durchgeführt. Die Wiederbelebungs-Massentrainings, KIDS SAVE LIVES/Schülerausbildung in Wiederbelebung, Infokampagnen und Auffrischungskurse, die während all dieser Veranstaltungen durchgeführt wurden, halfen die Laienreanimationsrate und damit das Überleben von Patienten mit außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand europaweit nachhaltig zu verbessern [1, 2]. In Deutschland stieg die Rate der Laienreanimation in dieser Zeit von unter 20 % auf mittlerweile 42 % in 2017 an (www.reanimationsregister.de).
Nun wird es unter der Schirmherrschaft des ILCOR und mit einstimmiger Zustimmung und aktiver Unterstützung aller weltweit sieben ILCOR Councils (der American Heart Association, des European Resuscitation Council, der Heart and Stroke Foundation of Canada, dem Australian and New Zealand Committee on Resuscitation, des Resuscitation Council of Southern Africa, der InterAmerican Heart Foundation und des Resuscitation Council of Asia) in diesem Jahr erstmals die „World Restart a Heart(WRAH)“-Initiative am und um den 16. Oktober 2018 geben [3]. Dabei haben wir auch im Hinblick auf unsere „Woche der Wiederbelebung“ ganz besonders darauf geachtet und dies entsprechend formuliert, dass die Aktionen nicht unbedingt genau am 16. Oktober stattfinden müssen, sondern auch im Zeitraum und in den Monaten davor und danach möglich sind [3]. Die Laienreanimation muss weltweit gelehrt und landesweit etabliert werden: Weltweit schwanken die Werte der Laienreanimation extrem – je nach Land beginnen zwischen 5 und 80 % mit Wiederbelebungsmaßnahmen [1, 4]. Hunderttausende Menschenleben könnten jährlich zusätzlich gerettet werden, wenn Menschen weltweit über eine bessere Reanimationsausbildung verfügen würden [1,2,3].
Wir glauben, wir können sehr stolz darauf sein, was wir – gemeinsam – in Deutschland und in Europa diesbezüglich bisher auf die Beine gestellt haben, und darauf, dass unser wichtiger Impuls nun weltweit wirkt. Es geht dabei auch darum, eine gemeinsame Nachricht an politische Entscheidungsträger zu senden und darauf hinzuweisen, dass Hunderttausende Menschenleben weltweit pro Jahr durch einen frühen Reanimationsbeginn durch Laien und/oder Ersthelfer gerettet werden können.
Zu den Entwicklungen der weltweiten Reanimationskampagne haben wir – gemeinsam mit Fachkollegen aus allen Regionen der Welt – einen Beitrag verfasst, der unter dem folgenden Link für alle frei zur Verfügung steht und auch weitergeleitet werden kann [3]:
Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen, die zum Teil auch bereits für den „European Restart a Heart“-Tag und für die „Woche der Wiederbelebung“ eingesetzt wurden, können u. a. auf der Webseite des ILCOR (www.ilcor.org/wrah) und/oder über die folgenden Links heruntergeladen werden:
Weltweit Leben retten [3]: Wir rufen Mediziner aller Fachgesellschaften und alle anderen Menschen in medizinischen Berufen auf, Kinder wie Erwachsene in der Anwendung der lebensrettenden Wiederbelebungsmaßnahmen zu schulen. Am WRAH können sich Schulen, Unternehmen, Einrichtungen und Initiativen aus ganz Deutschland, Europa und der Welt mit Aktionen beteiligen. Das Logo des WRAH (Abb. 1) und der WRAH-Flyer des ERC (Abb. 2a, b) sind für alle, die sich beteiligen möchten, frei verwendbar.
Literatur
Böttiger BW, Semeraro F, Altemeyer KH, Breckwold J, Kreimeier U, Rücker G, Wingen S (2017) KIDS SAVE LIVES – Schülerausbildung in Wiederbelebung. Eine Erfolgsgeschichte für Deutschland und die Welt. Notfall Rettungsmed 20:91–96
Böttiger BW, Bossaert LL, Castrén M, Cimpoesu D, Georgiou M, Greif R, Grünfeld M, Lockey A, Lott C, Maconochie I, Melieste R, Monsieurs KG, Nolan JP, Perkins GD, Raffay V, Schlieber J, Semeraro F, Soar J, Truhlář A, Van de Voorde P, Wyllie J, Wingen S (2016) Kids Save Lives – ERC position statement on school children education in CPR: „Hands that help – Training children is training for life“. Resuscitation 105:A1–A3
Böttiger BW, Lockey A, Aickin R, Castren M, de Caen A, Escalante R, Kern KB, Lim SH, Nadkarni V, Neumar RW, Nolan JP, Stanton D, Wang TL, Perkins GD (2018) „All citizens of the world can save a life“ – The World Restart a Heart (WRAH) initiative starts in 2018. Resuscitation 128:188–190
Gräsner JT, Lefering R, Koster RW, Masterson S, Böttiger BW, Herlitz J et al (2016) EuReCa ONE-27 Nations, ONE Europe, ONE Registry: a prospective one month analysis of out-of-hospital cardiac arrest outcomes in 27 countries in Europe. Resuscitation 105:188–195
European Parliament (2012) European cardiac arrest awareness week. http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA-2012-0266+0+DOC+XML+V0//EN. Zugegriffen: 03.08.2018
Kragholm K, Wissenberg M, Mortensen RN, Hansen SM, Malta Hansen C, Thorsteinsson K et al (2017) Bystander efforts and 1‑year outcomes in out-of-hospital cardiac arrest. N Engl J Med 376:1737–1747
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Wissenberg M, Lippert FK, Folke F, Weeke P, Hansen CM, Christensen EF, Jans H, Hansen PA, Lang-Jensen T, Olesen JB, Lindhardsen J, Fosbol EL, Nielsen SL, Gislason GH, Kober L, Torp-Pedersen C (2013) Association of national initiatives to improve cardiac arrest management with rates of bystander intervention and patient survival after out-of-hospital cardiac arrest. JAMA 310:1377–1384
Writing Group Members, Mozaffarian D, Benjamin EJ, Go AS, Arnett DK, Blaha MJ, Cushman M, Das SR, de Ferranti S, Després JP, Fullerton HJ, Howard VJ, Huffman MD, Isasi CR, Jiménez MC, Judd SE, Kissela BM, Lichtman JH, Lisabeth LD, Liu S, Mackey RH, Magid DJ, McGuire DK, Mohler ER 3rd, Moy CS, Muntner P, Mussolino ME, Nasir K, Neumar RW, Nichol G, Palaniappan L, Pandey DK, Reeves MJ, Rodriguez CJ, Rosamond W, Sorlie PD, Stein J, Towfighi A, Turan TN, Virani SS, Woo D, Yeh RW, Turner MB, American Heart Association Statistics Committee; Stroke Statistics Subcommittee (2016) Executive summary: heart disease and stroke statistics – 2016 update: a report from the American Heart Association. Circulation 133:447–454
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B.W. Böttiger ist Board Director Science and Research des European Resuscitation Council (ERC), Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rates für Wiederbelebung e. V./German Resuscitation Council (GRC), Mitglied in der „Advanced Cardiac Life Support“ (ALS) Task Force des International Liaison Committee on Resuscitation (ILCOR), Mitglied im Präsidium der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Associated Editor des European Journal of Anaesthesiology (EJA), Mitherausgeber der Zeitschrift Resuscitation, Schriftleiter der Zeitschrift Notfall + Rettungsmedizin. Für Vorträge hat er Honorare der folgenden Firmen erhalten: Medupdate, Forum für Medizinische Fortbildung (FoMF), Baxalta, Bayer Vita, ZOLL, BARD. A. Lockey gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Böttiger, B.W., Lockey, A. „Jeder Mensch – überall auf der Welt – kann ein Leben retten“. Notfall Rettungsmed 21, 489–491 (2018). https://doi.org/10.1007/s10049-018-0498-4
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