Nachdem es 1974 Köhler und Milstein [15] erstmals gelungen war, monoklonale Antikörper (MoAk) gezielt und in großen Mengen gegen vorgegebene Antigene herzustellen, erlangte die passive Immuntherapie einen zunehmenden Stellenwert in der Hämatologie und internistischen Onkologie. Zunächst wurden zahlreiche neue Antikörper generiert, die selektiv Oberflächenantigene auf Tumor- oder Effektor-Zellen des Immunsystems erkannten. Während native monoklonale Antikörper
in vitro häufig eine gute zytotoxische Wirksamkeit zeigten, waren die ersten klinischen Studien wenig erfolgreich. Wissenschaftler griffen daraufhin auf eine Idee zurück, die Paul Ehrlich bereits Ende des letzten Jahrhunderts erstmals als potentielle „Zauberkugeln” gegen den Krebs formuliert hatte: Monoklonale Antikörper werden an pflanzliche oder bakterielle Giftstoffe (Immuntoxine), Radionuklide (Radioimmunkonjugate), Enzyme, Zytokine oder Nukleinsäuren [1] gekoppelt, um diese Zellgifte selektiv nur zu den malignen Zielzellen im menschlichen Körper zu transportieren. Die monoklonalen Antikörper bilden zwar das Grundgerüst für diese neuen Konstrukte, die nativen ungekoppelten Formen galten jedoch lange Zeit als eher unwirksam beim Menschen. Umso erstaunlicher ist es, daß es sich bei allen monoklonalen Antikörpern, die bisher bis zur klinischen Anwendung gekommen sind oder kurz vor der Zulassung stehen, ausschließlich um native, d.h. nicht-gekoppelte Varianten handelt. Ausnahmen bilden der radioaktiv gekoppelte anti-CD20 Antikörper B1, der im kommenden Jahr in den USA für die Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen zugelassen werden soll, und das anti-CD33 Immuntoxin CMA-676, das z.Z. in klinischen Studien bei Patienten mit rezidivierter akuter myeloischer Leukämie geprüft wird.
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Winkler, U., Schnell, R. & Engert, A. Einsatz mono- und bispezifischer Antikörper in der Tumortherapie. Onkologe 5, 679–687 (1999). https://doi.org/10.1007/s007610050427
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