Statt eines Abstracts
Der große "Philosoph aus Wien", Paul Feyerabend, lehrte in den 1970er Jahren auf dem Höhepunkt seiner akademischen Karriere stehend in Berkeley. In seinen Kurs waren jedes Semester Hunderte von Studenten eingeschrieben, seltsamerweise waren darunter auch viele Sportstudenten und Fußballspieler, denen an den amerikanischen Universitäten bekanntlich eine nicht geringe Bedeutung zukommt. Was war der Grund für diese Anziehungskraft einer nicht leicht zu verstehenden Philosophie? Feyerabend versprach jedem Studenten schon in der ersten Vorlesungsstunde eine Eins für seinen Kurs – und fügte noch hinzu, dass es bei ihm natürlich keinerlei Prüfung oder Hausarbeiten gäbe. Man bekam seine Eins selbst dann, wenn man niemals in die Vorlesung kam, was Feyerabend mit seinem tiefen Vertrauen in das alte Humboldtsche Erziehungsziel der akademischen Freiheit rechtfertigte. Als die Universitätsverwaltung von dieser Sache Wind bekam, wurde Feyerabend gezwungen, zumindest eine Abschlussprüfung für seinen Kurs abzuhalten. Im nächsten Semester händigte der Professor zu Beginn der Prüfungsstunde ein Blatt aus, auf dem in großen Buchstaben feierlich das Wort "Abschlussprüfung" stand, und darunter hieß es einfach: "Erzähle mir deinen Lieblingswitz!" Jeder Witz, auch der dümmste, wurde dann mit der Note Eins belohnt. Der Chronist dieser Anekdote berichtet, dass das Universitätsmanagement auch diesem Verfahren bald ein Ende gemacht hatte – ohne zu sagen, mit welchen Methoden, und wie Feyerabend auf diesen Eingriff in seine akademische Lehrfreiheit reagiert hat.
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Berka, W. Die Quadratur des Kreises: Universitätsautonomie und Wissenschaftsfreiheit. Zeitschrift für Hochschulrecht 7, 37–48 (2008). https://doi.org/10.1007/s00741-008-0168-5
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