Zusammenfassung
Der Bayerische Wald und der angrenzende tschechische Böhmerwald stellen das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas, das so genannte „Grüne Dach Europas“, dar. In diesen gemeinsamen Naturraum sind die Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava eingebettet. Mit den politischen Umbrüchen seit 1989 sowie dem EU-Beitritt von Tschechien 2004 stellt sich mehr und mehr die Frage einer Intensivierung der transnationalen institutionellen Zusammenarbeit beider Großschutzgebiete.
Der vorliegende Beitrag möchte Möglichkeiten und Grenzen der zukünftigen Kooperation im Naturschutz aufzeigen, indem der Fokus auf die „Gewordenheit“ zweier lange getrennter Kulturräume gelegt wird, welche zentral für ein Verständnis der „ungleichen Nachbarn“ ist. Ziel wird dabei sein, die umkämpften Aushandlungsprozesse um die „richtige“ Naturschutzphilosophie der Akteure offen zu legen, indem das Theoriekonzept der Kapitalsorten nach Bourdieu (1987) zugrunde gelegt wird. Aus einer anwendungsbezogenen Perspektive kann mit diesem konzeptionellen Verständnis eine nachhaltige Regionalentwicklung im transnationalen Großschutzgebietsmanagement nach Maßgabe von Europarc (2004) eine erfolgreiche Grundlage zur Umsetzung sein.
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Rothfuß, E., Winterer, A. Eine Natur – Zwei Kulturen?. STANDORT-Z Angew Geogr 32, 147–151 (2008). https://doi.org/10.1007/s00548-008-0100-2
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