Tetrahydrocannabinol zur Therapie chronischer Schmerzen

Zusammenfassung

Einleitung. Cannabis wurde bereits im vorigen Jahrhundert zur Therapie von Schmerzen eingesetzt. Sein Hauptwirkbestandteil Tetrahydrocannabinol (THC) steht in den letzten Jahren zunehmend in der Diskussion. Bisherige Indikationen waren die Therapie von Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Niedergeschlagenheit. Auch zur Behandlung von Schmerzen wird es empfohlen. Erste eigene Erfahrungen mit THC zur Therapie chronischer Schmerzen sollen anhand von 6 Fallberichten dargestellt werden.

Methodik. Retrospektiv wurden die Unterlagen von Patienten mit nichttumorbedingten chronischen Schmerzen, die von Februar 1998 bis Januar 2000 in der Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie mit THC behandelt worden waren, ausgewertet. Die Effektivität und Verträglichkeit bei analgetischer Indikation wurden retrospektiv untersucht.

Ergebnisse. Im Untersuchungszeitraum wurde bei 6 Patienten THC zur Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt. Die Dosierungen lagen zwischen 5–20 mg/Tag. Bei 3 dieser Patienten konnte mit der Gabe von THC eine zufriedenstellende Schmerzreduktion erzielt werden. Bei den anderen 3 Patienten musste bei unzureichender Schmerzreduktion und nicht tolerablen Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindelgefühl und Müdigkeit THC abgesetzt und die Therapie mit anderen Analgetika fortgeführt werden.

Schlussfolgerung. Nach den Erfahrungen dieser retrospektiven Einzelfallbetrachtungen ist die analgetische Wirkung von THC individuell sehr unterschiedlich. Prospektive Untersuchungen sind erforderlich, um den Stellenwert von THC in der Schmerztherapie zu bewerten.

Abstract

Introduction. Even in the last century cannabis was used in the treatment of chronic pain. The main active component of cannabis Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) has been increasingly used in the treatment of nausea, vomiting, loss of appetite and depression. It is also recommended in the treatment of chronic pain. We present our first experiences with THC in the treatment of patients with chronic pain.

Methods. All patients treated with THC in the period from February 1998 until January 2000 were evaluated. Pain relief and side effects of THC were examined retrospectively.

Results. In the period of investigation 6 patients had been treated with THC because of chronic pain. Dosages between 5 and 20 mg/d had been used. A sufficient pain relief had been achieved in three patients. The other three suffered from intolerable side effects such as nausea, dizziness and sedation without a reduction of pain intensity. In these cases the treatment was continued with other analgesics.

Conclusion. This retrospective evaluation of 6 case reports of patients treated with THC showed large individual differences in the effectiveness of THC in pain management. Prospective studies are necessary to evaluate the importance THC in the treatment of chronic pain.