Ecce vulnera mea non abscondo: medicus es, aeger sum;
misericors es, miser sum.
Numquid non ‚temptatio est vita humana super terram’? (Ijob 7,1);
Augustinus, Confessiones
Zusammenfassung
Das zentrale Thema des Werkes von Beuys ist der Mensch. Um ihn und sein Leben kreist seine Kunst, denn der Mensch ist krank, leiblich wie gesellschaftlich. Darum beleuchtet dieser Künstler seine Entwicklung, seinen Bewusstseinsprozess und schließlich den gesamten gesellschaftlichen Zusammenhang, in dem der Mensch steht. Er entfaltet in seinen Bildern, aber auch in seinen Gesprächen und Vorträgen, dass der Mensch aus dem rein sinnlichen Bereich in den geistigen hineinreicht und versteht ihn aus dem Ganzen des Kosmos, aus der Makro- wie der Mikrowelt. Diese Haltung belegen viele Werke, etwa die Skulptur KREUZIGUNG (1963/63) in der Staatsgalerie Stuttgart, die Installation ZEIGE DEINE WUNDE (1974/75) im Münchener Lenbachhaus oder die Aktionen MANRESA (1966) und EURASIENSTAB (1967). Im Rahmen seiner plastischen Theorie, in seinem Denken von Wärme und Kälte sowie seinen Aussagen über Leiden und Heilen sind es vor allem drei Aspekte, auf die er sich konzentriert: auf die Selbstheilung, die Interaktion zwischen Leidenden und Heilenden und die Heilungsprozesse selbst. Das wird an drei Werken exemplarisch aufgezeigt: SCHNEEFALL (1965, Kunstmuseum Basel), SCHMERZRAUM (1984, IVAM, Valencia) und PLIGHT (1958–1985, Centre Georges Pompidou, Paris).
Abstract
The human being is the central topic in the work of Joseph Beuys. The art of Beuys is focused on the human being and his life, because the human being is regarded as ill in a bodily as well as social context. Mennekes describes Beuys’s thinking of suffering, self-healing, the interaction between the sufferer and the healing person, and the healing process itself exemplarily on the basis of his work SCHNEEFALL, SCHMERZRAUM and PLIGHT.
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Mennekes, F. Krankheit als Freisetzung. Schmerz 21, 353–358 (2007). https://doi.org/10.1007/s00482-007-0561-4
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