Zusammenfassung
Der Aufsatz untersucht die Rolle von Konzepten des guten Lebens innerhalb der Medizin- bzw. Bioethik. Die These ist, dass das ‚gute Leben‘ einerseits im Selbstverständnis der Bioethik kaum vorkommt, während es andererseits tatsächlich für viele Positionen, Bewertungen, Argumente und Normsetzungen eine zentrale Rolle spielt. Diese These wird anhand der Untersuchung exemplarischer Diskussionsfelder überprüft und bestätigt. Der Bezug auf das ‚gute Leben‘ erfolgt allerdings zumeist nur implizit. Der Aufsatz plädiert daher für eine intensivere, ausdrücklichere und systematische Thematisierung des guten Lebens innerhalb der Bioethik. Zudem versucht er ansatzweise zu klären, aus welchen Gründen das ‚gute Leben‘ in der Bioethik bislang marginalisiert wird und welche Funktion es zukünftig in der bioethischen Theorie- und Urteilsbildung übernehmen kann.
Abstract
Definition of the problem Contemporary bioethics as an academic discipline mainly focuses on moral questions—according to its articulated self-concept and the explicit arguments in most areas of bioethical reflection. Concepts and theories of the good life are hardly considered.Arguments In reality the “good life” plays a much more important role than it is assumed, but mostly only in an implicit way. The article demonstrates this by referencing three selected fields of bioethical discussion. Hence the article argues that bioethics should turn the “good life” into an issue of intense, explicit and systematic consideration. Furthermore, the article provides an initial answer to the questions as to why the “good life” has been marginalized within bioethics up to this point and which function it can assume in future bioethical reflection.Conclusion The “good life” is the blind spot of bioethics. A more intensive and systematic consideration of the “good life” is a challenge for contemporary and future bioethics.
Notes
Im Folgenden steht das ‚gute Leben‘ in einfachen Anführungsstrichen, wenn es um das Thema, das Konzept oder die Frage des guten Lebens geht.
Dasselbe gilt für andere Formen selbstbestimmten Enhancements wie z. B. Anti-Aging [6].
Da es hier nicht um eine umfassende Darstellung dieser Debatte geht, sondern allein um die Rolle des ‚guten Lebens‘ in ihr, spreche ich um der Übersichtlichkeit willen nur von Gegnern und Befürwortern und übergehe feinere Differenzierungen.
Auch wenn „Autonomie“ in den verschiedenen ethischen Disziplinen jeweils spezifische Bedeutungen hat, lassen sich Begründung und Gewichtung dieses Prinzips durchaus vergleichen.
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Der Autor gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
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Kipke, R. Das ‚gute Leben‘ in der Bioethik. Ethik Med 25, 115–128 (2013). https://doi.org/10.1007/s00481-012-0204-x
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