Zusammenfassung
Mit der Einführung der Diagnosis Related Groups wurde die Qualitätssicherung für Krankenhäuser verpflichtend. Vor diesem Hintergrund werden im vorliegenden Beitrag die gebräuchlichen Definitionen für Qualität der Gesundheitsversorgung und ihre Umsetzung in Maßnahmen der Qualitätsförderung analysiert. Auswirkungen des Umgangs mit Qualität sind u. a. eine Verbesserung der objektiven Qualität von Gesundheitsleistungen und eine Veränderung der Kultur der Medizin im Sinne einer Zergliederung der Behandlung in messbare Einzelschritte und der Standardisierung von Behandlungsabläufen. Im Kontrast zu diesem objektiven Verständnis von Qualität steht die Forderung nach Patientenorientierung und nach einer subjektiven Qualität, die vor allem auf das Gelingen der therapeutischen Interaktion verweist und darauf, dass erst in der Interaktion der Maßstab für Qualität festgelegt wird. Demzufolge ist es die Aufgabe einer guten Krankenhausorganisation, einen geschützten Raum für die therapeutische Interaktion zu schaffen.
Abstract
Definition of the problem With the introduction of diagnosis-related groups, German hospitals were obliged to develop quality assurance schemes. This article analyses (1) commonly used definitions for quality in health care and (2) their implementation in terms of interventions for improving quality in hospitals.Arguments Consequences of current quality assurance practices include advances in objective quality, but also a shift within the culture of medicine towards dividing the treatment of patients into measurable and standardized steps. In contrast to this objective meaning of quality, there is a demand for more patient orientation and for more attention to the subjective quality of treatment which refers to a therapeutic interaction-based notion of quality standards. Besides technical quality standards, there are important quality standards that are being defined in and through interpersonal therapeutic interaction.Conclusion Good hospital management should, therefore, protect the cultivation of therapeutic interaction in its essentially interpersonal qualities.
Notes
Die neuere Definition „Grad, in dem ein Satz inhärenter Merkmale Anforderungen erfüllt“ (DIN EN ISO 9000: 2005) wird in der Literatur seltener verwendet, wahrscheinlich, weil sie sich weniger gut auf das Gesundheitswesen anwenden lässt.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird hier nur die männliche Form benutzt.
Die Formulierung „authentische Nachfrage“ (Heubel) ist auch der Versuch, die ökonomische Konnotation zu vermeiden.
Diese Verknüpfung findet sich z. B. auch im Namen des IQWiG.
Als drittes Element wird häufig der Begriff Qualitätsentwicklung genannt; dies betrifft aber vor allem den Bildungsbereich, weshalb auf eine Darstellung hier verzichtet wird. Ausnahme: das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (http://www.dnqp.de/, zugegriffen: 19. Feb. 2012), das als seine Zielsetzung die Förderung der Pflegequalität auf der Basis von Praxis- und Expertenstandards angibt.
PDCA (Plan-Do-Check-Act)- oder Deming-Zyklus.
Beispiele für Qualitätsindikatoren in der Geburtshilfe: Entschluss-Entbindungs-Zeit bei Notfallkaiserschnitt (QI 4), Bestimmung des Nabelarterien-pH-Werts (QI 5), Anwesenheit eines Pädiaters bei Frühgeborenen (QI 7), kritisches Outcome bei Reifgeborenen (QI 8), mütterliche Todesfälle (QI 10) [1].
Beispiele für Leitlinien s. unter www.leitlinien.de (Zugegriffen: 19. Feb. 2012).
„Evidence based medicine is the conscientious, explicit, and judicious use of current best evidence in making decisions about the care of individual patients. […] Good doctors use both individual clinical expertise and the best available external evidence, and neither alone is enough. Without clinical expertise, practice risks becoming tyrannised by evidence, for even excellent external evidence may be inapplicable to or inappropriate for an individual patient. Without current best evidence, practice risks becoming rapidly out of date, to the detriment of patients“ ([29], S. 71 f.).
Dieses bewertet in sieben Domänen wesentliche Aspekte der Leitlinien-Qualität.
Auch bei Betrachtung anderer Instrumente als der in diesem Beitrag behandelten (z. B. von Fehlervermeidungssystemen) könnten die Ergebnisse den drei Bereichen zugeordnet werden.
Diese Gefahr mag für klinische Fächer, deren Arbeit eher dem „Herstellen“ (das durch Austauschbarkeit des Handlungssubjekts, die Möglichkeit der Standardisierung, Situationsunabhängigkeit und Widerruflichkeit gekennzeichnet ist) als dem „Handeln“ entspricht, weniger problematisch sein ([37], S. 12 f.). Wie bedrohlich der Verlust der Autonomie an eine Medizin erlebt wird, die nur noch in standardisierten Abläufen funktioniert, zeigt die Debatte um die Patientenverfügung.
Im Rahmen von so genannten vorökonomischen Kontrollen der Kundenorientierung werden die Größen Dienstleistungsqualität, Beziehungsqualität und Kundenzufriedenheit gemessen; als ökonomische Größen werden Umsatz, Deckungsbetrag und Customer Lifetime Value genannt ([17], S. 167).
Ähnlich, wie es in der Theorie der evidenzbasierten Medizin vorgesehen ist.
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Prütz, F. Was ist Qualität im Gesundheitswesen?. Ethik Med 24, 105–115 (2012). https://doi.org/10.1007/s00481-012-0189-5
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