Psychische Belastung bei MESA/TESE-Teilnehmern im Vergleich zu den Partnern von ICSI- und IVF-Teilnehmerinnen

Zusammenfassung

Ziel der retrospektiven Studie war die Bestimmung psychischer Belastungen durch den unerfüllten Kinderwunsch und die reproduktionsmedizinische Behandlung bei MESA/TESE-Teilnehmern im Vergleich zu den Partnern von ICSI- und IVF-Patientinnen. Alle Paare, die im Laufe eines Jahres eine reproduktionsmedizinische Behandlung begonnen hatten, erhielten diesbezüglich Fragebögen, ergänzt durch standardisierte Verfahren zur Erfassung von Depressivität und Selbstwertgefühl. 299 Männer und 299 Frauen (62 % der in Frage kommenden) füllten getrennt die Fragebögen aus. Wie die Auswertung der Krankenakten zeigte, nahmen vermehrt Paare teil, bei denen eine Schwangerschaft eingetreten war. Gegenüber IVF-Partnern waren Männer aus den MESA/TESE- und ICSI-Gruppen stärker belastet durch die Behandlung. Es fand sich bei ihnen aber keine generell erhöhte Depressivität oder Selbstwerteinbußen. Die Hauptlast der Behandlung lag weiterhin bei den Frauen, die v. a. bei erfolgloser Behandlung auch mehr interessiert an psychologischer Betreuung waren. Klinisch relevante Risikomerkmale für die psychische Belastung der Männer (Zuschreibung subjektiver Verantwortlichkeit, frühere depressive Verstimmung, präoperative Ängste) werden diskutiert.

Abstract

The purpose of this retrospective study was to identify treatment-related stresses of men undergoing MESA/TESE-treatment as compared to the partners of women treated by IVF and ICSI-procedures. All couples who had started treatment in the course of one year were mailed questionnaires on infertility and treatment – related strains and depression. 299 men and 299 women participated (62 % of those eligible). As analysis of the medical charts revealed, successful couples were more likely to participate. MESA/TESE and ICSI carried additional burdens for the men regarding time demands and treatment-related strains. These men, however, had no increased depression scores or a reduced self-esteem. Women still carried most of the burdens, particularly in the case of treatment failure and had stronger wishes for psychological support. Risk factors for strains of the men (e. g. self-blame, earlier depression, preoperative anxiety) are discussed.