Qualifikationsentwicklung in der deutschen Pflege – Ergebnisse einer aktuellen Datenanalyse

Zusammenfassung

Als personenbezogene Dienstleistung erbringt Pflege einen eigenständigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Neben organisatorischen und instrumentellen Faktoren kommt dabei den personellen Ressourcen eine zentrale Bedeutung zu. Die Anzahl, Qualifikation und Kompetenzen der Beschäftigten in den Sozial- und Pflegeberufen üben einen wesentlichen Einfluss auf die Qualität und Leistungsfähigkeit der pflegerischen Versorgung aus. Der nachfolgende Beitrag beschreibt auf der Basis aktuellen Datenmaterials zunächst die personellen Ressourcen in den einzelnen Pflegesektoren. Anschließend werden zentrale Probleme der Qualifizierung auf den Ebenen der Aus-, Fort- und Weiterbildung thematisiert, einschließlich der in Deutschland vergleichsweise jungen Hochschulbildung für Pflegende. Im Ergebnis der Analyse sind einerseits Professionalisierungstendenzen festzustellen, die als eine Optimierung der personellen Ressourcen gewertet werden können. So verfügen weit mehr als zwei Drittel aller Beschäftigten in den Pflege- und Sozialberufen über eine 3-jährige qualifizierte Fachausbildung und der Schulabschluss der Auszubildenden in der Krankenpflege liegt überproportional häufig auf einem mittleren Niveau. Darüber hinaus sind Pflegeberufe nach wie vor als Ausbildungsberufe stark gefragt und vor allem auf der Leitungs- und Lehrebene zeichnet sich ein Qualifikationszuwachs ab. Andererseits müssen Entwicklungen einer Deprofessionalisierung konstatiert werden, die zu einer Schwächung der personellen Ressourcen in der Pflege führen: Im zeitlichen Vergleich von 1996 zu 1999 ging die Zahl der qualifizierten Mitarbeiter in der Altenpflege zurück; die Zahl der Mitarbeiter ohne Qualifikation stieg jedoch um das 6fache. Die Zahl der Beschäftigten und Auszubildenden in der stationären Krankenpflege ist in den letzten Jahren trotz Arbeitsverdichtungen nicht gestiegen und seit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes kommt es über diverse Bildungsmaßnahmen zu neuen Teilqualifikationen, die partiell zur Verdrängung des Fachkrafteinsatzes führen. Im Fazit werden Überlegungen zur Überwindung solcher Entwicklungen bzw. zur Optimierung der personellen Ressourcen in der Pflege angestellt.

Summary

Nursing provides a service catering to the needs of the individual and, as such, makes its own contribution towards community health care. Apart from organizational and instrumental determinants, manpower resources are of central significance in this context. The number of staff employed in nursing, their qualifications and competences are all factors which fundamentally influence the quality and efficiency of nursing care. Based on current data, the following article will first describe which manpower resources are available in the individual nursing sectors. It will then articulate as a central theme some of the main problems in professional training at the various levels (general, advanced and further education), including Germany‘s comparatively new university and college degrees in nursing. The results of our analysis indicate, on the one hand, that there is movement towards an improved professional profile in nursing, which could be classified as optimizing manpower resources. For example, far more than two thirds of all nursing staff and other care workers have completed three-year professional training courses. In addition, nursing trainees overproportionately graduate from junior levels of secondary schools. It may, furthermore, be noted that nursing continues to be in high demand as a vocational profession and that there has been a professional upgrade in particular at the teaching and leadership levels. On the other hand, however, we can make out anti-professional developments which contribute to an impairment of manpower resources in nursing. A comparison of 1996 and 1999 figures shows that the number of qualified staff in the care of the elderly has decreased whereas the number of untrained staff has increased by six times. In spite of heavier work loads there has been no increase in the number of staff and trainees in hospital nursing over the past few years. And, with the introduction of statutory insurance covering ongoing nursing care, various semi-professional trainee programs have emerged, leading to a partial displacement of qualified staff. In conclusion, the authors will reflect on how to overcome such developments and further optimize manpower resources in nursing.