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Versorgungspräferenzen der deutschen Bevölkerung: die Option der betreuten Wohngruppe

Care preferences of the German population: the option of assisted residential groups

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Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Pflege in betreuten Wohngruppen nimmt seit Jahren stetig zu. Dabei bleibt der Anteil der Pflege dort aber noch weit hinter dem Anteil der oft nichtgewünschten Pflege im Heim zurück.

Fragestellungen

Präferenzen der deutschen Bevölkerung für Wohnen und Pflege im Alter. Wer sich weshalb für Wohnen und Pflege in betreuten Wohngruppen interessiert.

Methode

Analyse von Daten aus repräsentativen Befragungen des Instituts für Demoskopie Allensbach, insbesondere aus den Befragungen zu den DAK-Pflegereporten 2017–2019.

Ergebnisse

Bei dauerhaftem Pflegebedarf möchten die meisten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland von Angehörigen und/oder von einem ambulanten Pflegedienst in der eigenen Wohnung gepflegt werden. Nur 5 % wollen von vornherein in ein Pflegeheim; deutlich eher werden alternative Formen der Pflege in Betracht gezogen. 20 % der Bevölkerung wünschen sich die Pflege in einer Wohngruppe. Allerdings werden diese Wünsche bislang bei Pflegebedarf nur von maximal 2 % der Pflegebedürftigen realisiert. Überdurchschnittlich häufig wären Frauen an einem Leben in einer Wohngruppe interessiert. Besonders für Menschen mit Demenz halten viele eine Wohngruppe für geeignet. Für das Interesse an einer solchen Wohn- und Pflegegemeinschaft deuten sich unterschiedliche Motive an, insbesondere die Vermeidung von Einsamkeit und das Interesse an gegenseitiger Unterstützung. Aber auch weitere Gesichtspunkte spielen eine Rolle.

Schlussfolgerung

Angesichts der verbreiteten Wünsche nach einem Leben in betreuten Wohngruppen stellt sich die Frage nach den Ursachen für die bislang noch geringe Nutzung dieser Wohnform und nach Möglichkeiten, den Wünschen der Interessenten besser gerecht zu werden.

Abstract

Background

There has been a steadily growing trend for years towards assisted residential groups for seniors. Nevertheless, the proportion of persons living in such residential groups lags far behind that of traditional retirement homes, which are often viewed as undesirable.

Objective

The preferences of the German population when it comes to living arrangements and nursing care in old age. Who is interested in living and being cared for in residential groups for seniors and why?

Method

Analysis of data obtained by the Allensbach Institute for Demoscopy (Institut für Demoskopie Allensbach) particularly from surveys conducted for the DAK-Pflegereport 2017–2019.

Results

If they were in need of permanent nursing care most Germans would prefer to be cared for by relatives and/or a home care service in their own home. Only 5% would prefer a retirement home from the outset, while a considerably greater proportion would consider alternative types of nursing care and 20% would choose care that is provided in a residential group setting; however, the desire for such alternative care has only been realized by a maximum of 2% of persons in need of care. Women express above average interest in assisted residential groups. Many feel that such residential groups are especially suitable for people with dementia. There are different reasons why people are interested in residential care arrangements, whereby avoiding loneliness and the mutual support residents can provide to one another are cited particularly often; however, practical factors also play a role.

Conclusion

Given the widespread desire to live in assisted residential groups, the question arises as to why so few people have made use of this residential arrangement and how it might be possible to better meet the needs of those persons who are interested in residential group living.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8

Notes

  1. Grundgesamtheit bei den 3 Befragungen war jeweils die deutsche Bevölkerung im Alter ab 16 Jahren; alle wurden mündlich-persönlich durchgeführt. Im Jahr 2017 wurden 1437 Personen interviewt [4], 2018 waren es 2780 Personen [5] und 2019 dann 3146 Personen [6].

  2. Die Gesamtzahl der 65-Jährigen und Älteren in Deutschland, die unabhängig von der Pflege in gemeinschaftlichen Wohnformen leben, wurde 2017 auf 27.000 Personen in ca. 900 Wohnprojekten veranschlagt [3, S. 213]. Weitaus höhere Werte werden für ambulant betreute Wohngruppen zur Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner berichtet. Eine differenzierte Hochrechnung betreuter Wohngruppen geht von bundesweit bereits rund 3100 solcher Gruppen mit meist 6 bis 12 Bewohnern aus. Dabei wird eine konstant hohe Rate von Neugründungen festgestellt, die seit 2008 jährlich zwischen 8 und 13 % der jeweiligen Bestandszahlen betrug [4].

  3. Für die hier zitierte Generali Altersstudie 2017 wurde eine repräsentative Stichprobe der deutschsprachigen Wohnbevölkerung von 65 bis 85 Jahren mit 4133 Personen befragt [2]. Zu ähnlichen Befunden kommt der Deutsche Alterssurvey [10, 11].

  4. Da die Pflegepräferenzen von vielfältigen Variablen abhängen können, z. B. von der Verfügbarkeit familiärer oder professioneller Hilfe sowie vom spezifischen Pflegebedarf, sodass man für unterschiedliche denkbare Pflegesituationen auch unterschiedliche Präferenzen haben kann, wurden bei der Ermittlung der Präferenzen Mehrfachangaben zugelassen. Tatsächlich machten die allermeisten Befragten gleich mehrere Angaben, im Durchschnitt zwei bis drei.

  5. Etwas größer sind die Unterschiede in den Präferenzen der Altersgruppen v. a. im Hinblick auf die Pflege durch den Partner/die Partnerin in der eigenen Wohnung, die sich 65 % der Personen unter 60 Jahre, aber nur 55 % der Älteren wünschen: Dabei wirkt sich aus, dass viele Ältere verwitwet sind; von jenen, die in diesem Alter noch einen Partner oder eine Partnerin haben, würden sich sogar 70 % eine solche Angehörigenpflege wünschen. Etwas häufiger als Jüngere präferieren die Älteren eine Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst (60 %) oder auch das Leben im betreuten Wohnen (45 %). Etwas weniger häufig als jene tendieren sie dagegen zu einem Leben bei Kindern oder anderen Angehörigen (21 %) (Allensbacher Archiv, DAK-Pflegereport 2018).

  6. Dafür spricht auch, dass Männer in einer älteren Umfrage signifikant seltener als Frauen die Bildung von Seniorenwohngemeinschaften (55 gegenüber 60 %) sowie die Einrichtung von Mehrgenerationenhäusern (47 gegenüber 56 %) als Hilfen gegen Einsamkeit im Alter befürworteten (Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10040; 2009).

  7. Denkbar wäre aber auch ein – geringer – Effekt nachlassenden Interesses am gemeinsamen Wohnen mit wachsendem Alter: Erst durch eine Wiederholungsbefragung mit einigem Zeitabstand ließen sich solche Effekte ausschließen.

  8. Diese Daten stammen aus der mündlich-persönlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung im Alter ab 16 Jahren mit 1804 Befragten aus dem Jahr 2009. Von den Befragten im Alter ab 60 Jahren dachten 46 % an die Bildung einer Wohngemeinschaft als Mittel gegen die Einsamkeit (Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 10040; 2009).

  9. Hier musste auf eine Ermittlung zu „Wohngemeinschaften im Alter“, unabhängig vom Aspekt der Pflege, zurückgegriffen werden. Die Daten stammen aus der mündlich-persönlichen Befragung einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung im Alter ab 16 Jahren mit 1563 Befragten aus dem Jahr 2013. Bei einer gezielteren Ermittlung zu „Wohngruppen“ würden sich die Akzente selbstverständlich noch leicht verschieben. Grundsätzliche Veränderung wären aber nicht zu erwarten (Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 11016; 2013).

Literatur

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W. Haumann gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

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Haumann, W. Versorgungspräferenzen der deutschen Bevölkerung: die Option der betreuten Wohngruppe. Z Gerontol Geriat 53, 522–530 (2020). https://doi.org/10.1007/s00391-019-01656-7

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