Im Bereich der assistierenden Gesundheitstechnologien bzw. des „ambient assisted living“ wurden in Europa über die letzten Jahre viele Forschungsprojekte, zum Teil auch in größeren Verbünden wie dem Forschungsverbund Gestaltung altersgerechter Lebenswelten (www.altersgerechte-lebenswelten.de), gefördert [2]. Im Rahmen dieser Initiativen sind – häufig unter Einbindung gerontologisch-geriatrischer Expertise – viele innovative Lösungen entstanden. Jedoch werden viele Entwicklungen noch immer mit gesunden, oft jungen Probanden evaluiert. Jede technische Innovation muss sich aber den gleichen Fragen stellen wie eine neue medikamentöse Behandlungsstrategie. Es sollte eine Verbesserung der Behandlung erreicht und im günstigsten Fall eine Behandlungslücke geschlossen werden [4]. Dies muss meist im Rahmen einer kontrollierten klinischen Studie erfolgen. Daneben müssen die Akzeptanz getestet und auch die Kosten sowie die Verteilung der Kosten ermittelt werden. Nur wenn technische Lösungen von der Zielgruppe der älteren Menschen mit ggf. vorhandenen funktionellen Defiziten akzeptiert werden und nicht zuletzt bezahlbar sind [1], werden sie eine Chance haben, sich zu etablieren. Die Beiträge im vorliegenden Themenschwerpunkt beinhalten Arbeiten zur Evidenzlage im Bereich von Sturzerkennungssystemen, zur Vereinheitlichung von Forschungsmethoden in diesem Bereich und zu einer randomisierten klinischen Studie zur Sturzprävention im klinischen Setting.

Schwickert et al. stellen in einem systematischen Review den Forschungsstand zum Einsatz von körpernahen Sensoren zur Sturzerkennung bis zum Jahr 2012 zusammen. Dabei wird deutlich, dass zwar eine große Anzahl an Studien durchgeführt wurde, diese aber häufig essenzielle gerontechnologische Aspekte vernachlässigt haben. Dies deutet darauf hin, wie wichtig ein interdisziplinärer Austausch ist. Der Forschungsstand muss als unbefriedigend bezeichnet werden.

Darauf aufbauend erarbeiten Klenk et al. einen Vorschlag für die Sturzforschung mit tragbaren Sensorgeräten. Ziel des FARSEEING-Verbundprojektes ist es, weltweit einheitliche Standards für den Einsatz tragbarer Sensoren in Studien zu setzen und die Datenspeicherung einheitlich zu gestalten, sodass Daten über die bisher sehr selten aufgenommenen Sturzergebnisse international austauschbar werden. Damit leisten die Autoren einen wichtigen Beitrag für die weitere Forschung auf diesem relevanten Gebiet, die nur im Verbund belastbare Ergebnisse liefern kann.

Wolf et al. beschreiben einen innovativen Ansatz zur Verhinderung von Sturzereignissen im klinischen Umfeld. Zielgruppe sind hier Patienten, die aufgrund einer erhöhten Sturzgefahr nur mit Assistenz aufstehen sollten. In ihrer randomisierten kontrollierten klinischen Pilotstudie setzten sie das an die Rufanlage angeschlossene, auf Basis eines tragbaren Sensors automatisch funktionierende Alarmsystem zur Erkennung nächtlicher Aufstehversuche ein. Trotz vielversprechender Ergebnisse, keine Stürze in der Interventionsgruppe gegenüber fünf in der Kontrollgruppe bei einer Beobachtungsdauer von insgesamt 1884 Nächten, konnte hier die Nullhypothese aufgrund der Seltenheit der Ereignisse letztlich (noch) nicht widerlegt werden. Dieses Ergebnis zeigt aber auch, dass qualitativ hochwertige Studien, vorzugsweise in einem multizentrischen Setting, erforderlich sind, um derartige Ansätze zu validieren.

Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der assistierenden Gesundheitstechnologien deuten darauf hin, dass die Forschungsergebnisse zunehmend Einzug in das klinische Umfeld halten sollten und hier evaluiert werden müssen [5]. Nur durch die Durchführung qualitativ hochwertiger klinischer Studien kann gezeigt werden, dass sich innovative technische Lösungen auch nachhaltig zum Nutzen der Patienten einsetzen lassen. Dabei müssen sich neue Systeme nahtlos in vorhandene Informationssystemarchitekturen integrieren [3]. Die Finanzierbarkeit wird nach wie vor eine große Rolle spielen.