Zusammenfassung
Der Ausgangspunkt für diesen Beitrag ist die Beobachtung, dass in der vorhandenen Literatur das Thema „ältere Frauen im Straßenverkehr“ keinen bedeutenden Platz einnimmt. Abgesehen von einem zahlenmäßigen Mangel einschlägiger Beiträge vermuten wir zusätzlich konzeptionelle Schwächen im wissenschaftlichen Diskurs. Wir versuchen daher, ein allgemeines Mobilitätskonzept in Hinsicht auf altersrelevante und geschlechtstypische Dimensionen zu differenzieren, präsentieren danach zur empirischen Ergänzung einige ausgewählte Beispiele aus Fokusgruppen- und Leitfadeninterviews, und entwickeln zum Abschluss einen Konzeptualisierungsvorschlag zur Mobilität älterer Frauen (und Männer), der im Dienste empirischer Untersuchungen brauchbare Hinweise für Operationalisierungen enthalten soll. Den Rahmen dieses Konzeptes bildet die These, dass Mobilität im Straßenverkehr ihre Verankerung in den gesellschaftlichen Strukturen und deren Wandel hat, wie sie sich in einer bestimmten historischen Zeit darstellen, andererseits aber im sinnhaften Handeln der einzelnen beteiligten Individuen, aus dem diese Strukturen letztlich hervorgehen.
Summary
The observation that the topic “older women in traffic” does not hold a prominent position within existing literature in this field is the starting-point of this paper. Apart from a mere numerical deficiency of respective contributions, we assume in addition the existence of a conceptual weakness in the scientific discourse. Therefore we try to develop a general concept of mobility along age-relevant and gender-related dimensions, present afterwards—as an empirical supplement—some selected examples from focusgroup and in-depth interviews, and finally outline a proposition for a concept ofmobility of older women (and men), which is intended to provide some practical reference for operationalization in empirical research. The frame of this concept is constituted by the assumption that outdoor mobility is rooted in social structures and their change, as they are represented in a certain historical time, and simultaneously, by purposeful action of the individuals involved, from which these structures finally emanate.
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Reiterer, B., Amann, A. Frauen, Verkehrsmobilität und Alter. Z Gerontol Geriatr 39, 22–32 (2006). https://doi.org/10.1007/s00391-006-0363-9
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