Der Wille des Patienten: Das Dilemma der ungenutzten Möglichkeiten

Summary

Patient autonomy often meets its limitations in the intensive care situation. Although there are several possibilities for medical advance directives, the patients do not know about them and, therefore, do not use them. A consequence of this is that physicians lack support in decision making.

Information about the possibility of advance directives often comes too late for the patient in acute situations. The question is whether it should be obligatory to inform patients about them when they are admitted to the hospital. We asked patients of the Göttingen University Hospital about their knowledge of medical advance directives and whether they would support obligatory information by the hospitals. Many were interested in using the different instruments (70–80%), but few (11%) actually had prepared any directives. The majority supported obligatory information (79%). The conclusion is that we need new concepts for physicians and hospitals to implement information about "medical advance directives" in the early process of hospital admission.

Zusammenfassung

Das Prinzip der Selbstbestimmung des Patienten stößt in der Intensivmedizin oft an seine Grenzen, da die Patienten überwiegend nicht einwilligungsfähig sind. Zwar gibt es die Instrumente der Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht, doch sind diese den Patienten selten bekannt und werden deshalb wenig genutzt. Dem Arzt entgeht so eine wesentliche Hilfe bei seiner Entscheidungsfindung.

Die Aufklärung von Patienten über die genannten Möglichkeiten der Vorsorge erfolgt meistens zu spät. Es stellt sich somit die Frage, ob Patienten schon bei Aufnahme in eine Klinik über diese Möglichkeiten aufgeklärt werden sollten. Wir befragten Göttinger Patienten zu a) ihrem Wissen über Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht und b) ihrer Einschätzung einer entsprechenden Aufklärung bei Klinikaufnahme. Trotz des hohen Interesses (70–80%) an den Möglichkeiten, werden diese nur selten genutzt (11%); dennoch befürworteten die meisten Patienten eine Aufklärung bei Krankenhausaufnahme (79%). Daraus sollten Folgerungen für ein neues Konzept seitens der Ärzte bzw. der Krankenhausleitung zum informationellen Umgang mit Patientenverfügungen resultieren.