Zusammenfassung
Sinterungsfrakturen bei chirotherapeutischer Manipulationsbehandlung sind in der Literatur nur in wenigen Einzelfällen dargestellt worden. Über zwei Fälle von Frakturen im oberen Brustwirbelsäulenbereich (BWK 4 und BWK 5) im Rahmen einer Manipulationsbehandlung soll berichtet werden.
Bei einem der beiden Patienten lag bei der chirotherapeutischen Behandlung ein aktuelles Röntgenbild der BWS in zwei Ebenen vor. In den vergrößerten Aufnahmen zeigte sich retrospektiv eine Transparenzminderung des linken Pedikels BWK als Hinweis für eine osteolytische Destruktion durch das diagnostizierte Immunzytom.
Nach der Behandlung kam es nach einer Latenz von wenigen Tagen zu zunehmenden in die Beine ausstrahlenden Schmerzen, worauf eine BWK 5-Fraktur radiologisch gesichert wurde. In den folgenden Tagen stellte sich ein progredientes inkomplettes Querschnittssyndrom ein.
Im anderen Fall wurde die chirotherapeutische Behandlung ohne aktuelle Röntgenaufnahmen durchgeführt. Die Sinterungsfraktur BWK 4 wurde einige Tage nach der Behandlung durch einen anderen Kollegen bei fortbestehenden Schmerzen diagnostiziert. In der Folge wurde ein Mammakarzinom festgestellt. Eine lokale Behandlung der Fraktur wurde nicht angeschlossen. Bei fortschreitender Lyse und Subluxation während eines relativ beschwerdearmen Intervalls kam es nach 10 Monaten zu einem progredienten inkompletten Querschnittssyndrom.
Beide Patienten beschrieben übereinstimmend eine deutliche Schmerzzunahme nach der manuellen Therapie. Beide wurden an der orthopädischen Universitätsklinik Göttingen 1997 wegen neurologischer Störungen operativ versorgt, wodurch es zu einer deutlichen Besserung der neurologischen Defizite kam.
Es wird gefolgert, daß bei einer Schmerzzunahme nach einer chirotherapeutischen Behandlung eine kurzfristige Kontrolluntersuchung mit radiologischer Abklärung erfolgen sollte. Bei auftretenden neurologischen Sensationen oder Störungen sollte zusätzlich ein Computertomogramm (CT) oder eine Kernspintomographie (NMR) des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts durchgeführt werden.
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Dörner, J., König, F. & Braun, H. Pathologische Kompressionsfrakturen bei chirotherapeutischer Manipulationsbehandlung Zwei Fallberichte. Manuelle Medizin 36, 305–309 (1998). https://doi.org/10.1007/s003370050094
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