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Gesetze und Gesetzesinitiativen zum genetischen Test

Ein Überblick

Legislation and legislative initiatives on genetic testing

An overview

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Zusammenfassung

Jedes Ding hat seine Zeit, auch die Gesetzgebung zum Gentest. Einige europäische Länder haben gesetzlich bereits Teilbereiche, wie die künstliche Befruchtung, die Verwendung von Körpermaterialien auch für genetische Tests, die Implantationsdiagnostik, die pränatale Diagnostik, sowie überwiegend das Verbot, genetische Untersuchungen zur Voraussetzung für den Abschluss von Arbeits- und Versicherungsverträgen zu machen. Österreich und Norwegen haben den Bereich der Gentests zu medizinischen Zwecken umfassend gesetzlich geregelt; in der Schweiz gibt es einen Gesetzentwurf, der ebenfalls eine umfassende Regelung vorsieht. In Deutschland existiert ein Entwurf der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Bundestag. Die umfassende gesetzliche Regelung bzw. die Entwürfe gehen bei medizinischen genetischen Untersuchungen grundsätzlich von einer Einwilligung des Betroffenen nach einer entsprechenden Aufklärung aus, sehen teilweise umfangreiche Beratungspflichten vor und übertragen die Durchführung von genetischen Tests dem dazu besonders befähigten Arzt. Mit Modifikation im Einzelnen verbieten die Regelungen es, den Abschluss von Arbeits- und Versicherungsverträgen, von vorherigen Gentests abhängig zu machen. Im Hinblick auf unterschiedliche Definitionen im Detail sind die Regelungen im Einzelfall nicht immer miteinander vergleichbar, aber gleichwohl interessant zu lesen.

Abstract

Rome was not built in a day and the same applies to legislation on genetic testing in Europe. Some european countries already have legislation in force that covers parts of genetic testing such as assisted procreation, the use of biomedical materials, preimplantation diagnosis and mostly a prohibition of genetic testing for employment and insurance purposes. Austria and Norway are the first countries to have a legislation on genetic testing in force that covers nearly all fields of genetic testing for medical purposes. In Switzerland and Germany there exist only bills. As far as genetic testing is concerned all legislation insists on informed consent of the person that is tested as well as genetic counselling before, during and after the test is carried out by a physician specialized in this testing. It is also prohibited by law to ask for the results of presymptomatic genetic tests for concluding contracts on employment or insurance. These regulations under law differ and are not always comparable to each other, but are nevertheless interesting to read.

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Notes

  1. Die einschlägige Literatur zum Thema ist mit Anspruch auf Vollständigkeit nicht mehr zu bibliographieren. Für den interessierten Leser werden nachfolgend einige Hinweise auf weiterführende Literatur gegeben.

  2. Vgl. Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 113. Empfehlung Nr. 1 der Deutschen Gesellschaft für Medizinrecht (DGMR).

  3. Zur Historie vgl. die Begründung zum Gesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen (GUMG) S. 9 ff.; http://www.ofec.admin.ch/themen/genomanalyse/zu-ve-d.pdf

  4. Vgl. Nr. 2 der Empfehlungen der DGMR auf dem 10. Einbecker Workshop 2002, MedR 2003, 696; sowie Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 113.

  5. Vgl. Art. 14 Menschenrechtsübereinkommen zur Biomedizin (MRÜB) sowie die Richtlinien der Schweizer Akademie der medizinischen Wissenschaften (SAMW) für genetische Untersuchungen am Menschen.

  6. Vgl. Art. 14 MRÜB; vgl. lesenswert auch Kienle T (1998) Prädiktive Medizin und gentechnische Methoden. Köhler, Tübingen.

  7. Vgl. hierzu genauer Ratzel R, Lippert H-D (Hrsg) (2002) Kommentar zur Musterberufsordnung der deutschen Ärzte (MBO), 3. Aufl. Springer, Berlin Heidelberg New York, D IV Nr. 14 mit weiteren Nachweisen aus Literatur und Rechtssprechung.

  8. Vgl. hierzu die Stellungnahme der Senatskommission für Grundsatzfragen der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Prädiktive genetische Diagnostik“ 1999, S. 40 ff.; http://www.dfg.de/aktuell/download/hgenom_de.rtf; Enquete-Kommission des Bundestages „Recht und Ethik in der modernen Medizin“, Schlussbericht, 2002, S. 324 ff.; http://www.bundestag.de/gremien/medi/.

  9. Die DFG plädiert in dieser Stellungnahme sogar für eine globale Nutzungserlaubnis, vgl. S. 43 ff. Dies dürfte wohl, wie bei anderen rechtlich relevanten Pauschalerklärungen auch, zu weit gehen.

  10. Vgl. Begründung zum GUMG S. 67 ff.; Chancen und Risiken der Gentechnologie, Enquete-Kommission des Bundestages (1987) Schlussbericht C 6, S. 162 ff.; http://www.bundestag.de/gremien/medi/.

  11. Vgl. hierzu Schaub G (2002) Arbeitsrechtshandbuch, 10. Aufl. Beck, München, § 24 mit der Rechtssprechung zum Fragerecht des Arbeitgebers. Sonst nicht besonders ausführlich.

  12. Abgedruckt in Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 179 ff.

  13. Für beträchtlichen Wirbel hat in diesem Zusammenhang ein Urteil des LG München I (17 HK O 344/03) gesorgt, das in einem wettbewerbsrechtlichen Verfahren zwischen zwei Genlabors (öffentlich- und privatrechtlich organisiert) ergangen ist. Das Urteil hatte eine Wettbewerbswidrigkeit genetischer Untersuchungen zur Feststellung der Vaterschaft ohne Einwilligung des Kindes nach Abwägung der betroffenen Grundrechte (Art. 1, 2 und 6 GG) verneint. Die Entscheidung ist bisher nicht rechtskräftig.

  14. Vgl. Kern B-R (2003) Unerlaubte Diagnostik—Das Recht auf Nichtwissen. In: Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 62 f.

  15. Vgl. hierzu die Richtlinien der Bundesärztekammer zur prädiktischen genetischen Diagnose vom 14. Februar 2003, DÄ 3003, B-1085 ff.

  16. Vgl. Stellungnahme der Zentralen Ethik-Kommission bei der BÄK zur Verwendung von menschlichen Körpermaterialien von Verstorbenen für Zwecke der medizinischen Forschung, DÄ 2003, B-1352, 1. Ergänzung DÄ 2002, - 1875.

  17. So auch die Forderung der Enquete-Kommission im Schlussbericht, S. 383 f.; http://www.bundestag.de/gremien/medi/.

  18. Auszugsweise abgedruckt in Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 119 ff.

  19. Von diesem Gesetz gibt es eine nichtautorisierte englische Übersetzung, die die Lektüre ermöglicht.

  20. Ohne die lesenswerte Begründung abgedruckt in Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 149 ff.

  21. Abgedruckt in Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 167 ff.

  22. Richtlinie 98/44 EG vom 6. Juli 1998 ABl L 213 vom 30.07.1998, S. 13.

  23. Art. 3 GUMG.

  24. § 4 Nr. 1 EGentestG.

  25. Hier findet sich die Vorschrift über das Diskriminierungsverbot in der Bundesverfassung, Art. 7 B-VG; Kopetzki C (2002) Länderbericht Österreich. In: Taupitz J (Hrsg) Das Menschenrechtsübereinkommen zur Biomedizin des Europarates—taugliches Vorbild für eine weltweit geltende Regelung. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 1977 ff. (218).

  26. Art. 4 GenTG, § 2 EGentestG, Art. 4 EMRK.

  27. Art. 6.

  28. Vgl. hierzu oben und Kern B-R (2003) Unerlaubte Diagnostik—Das Recht auf Nichtwissen. In: Dierks C, Wienke A, Eberbach W, Schmidtke J, Lippert H-D (Hrsg) (2003) Genetische Untersuchungen und Persönlichkeitsrecht. Tagungsband. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin Heidelberg New York, S. 62 f. zur Ableitung dieses Rechts aus Art. 1 und 2 GG sowie Taupitz J (1998) Das Recht auf Nichtwissen. In: Hanau P, Lorenz E, Matthes H-C (Hrsg) Festschrift für Günther Wiese. Luchterhand, Neuwied, S. 583 ff.

  29. §§ 69, 65 öst. GenTG.

  30. Z. B. § 54 ÄrzteG.

  31. Vgl. hierzu auch die Stellungnahme der Enquete-Kommission des Bundestages „Recht und Ethik in der modernen Medizin“, Schlussbericht, 2002, S. 381 ff. mit Empfehlungen für das zu erlassende Gesetz; http://www.bundestag.de/gremien/medi/.

Interessenkonflikt:

Der korrespondierende Autor versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma, deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.

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Correspondence to H-D. Lippert.

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Erweiterter und um Literaturnachweise ergänzter Text eines Vortrages, den der Verf. am 24. Mai 2003 auf der Regionaltagung Süd der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin (DGRM) in Ulm gehalten hat.

Herrn Professor Dr. med. G. Reinhardt zum 70. Geburtstag gewidmet.

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Lippert, HD. Gesetze und Gesetzesinitiativen zum genetischen Test. Rechtsmedizin 14, 94–102 (2004). https://doi.org/10.1007/s00194-004-0245-7

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