Zusammenfassung
Die biologischen Grenzen der Fruchtbarkeit der Frau sind durch die Menopause markiert. Die moderne Reproduktionsmedizin erlaubt es, die Grenzen hinauszuschieben und Frauen auch im höheren Alter ihren Wunsch nach einer Schwangerschaft und einem aus dieser Schwangerschaft ins Leben tretenden Kind zu erfüllen. Diese Grenzverschiebung wird in der Gesellschaft sehr unterschiedlich bewertet und reicht von kategorischer Ablehnung bis hin zur uneingeschränkten Akzeptanz. Aus medizinischer Sicht erscheint es sinnvoll, unter Anwendung der bioethischen Prinzipien (Respekt vor Autonomie, Nicht-Schaden, der Gesundheit Nützen, Gerechtigkeit) und soziokultureller Ortsbestimmung diese neuen Möglichkeiten zu betrachten. Dies wird in dieser Arbeit in Bezug auf die betroffene Frau, ihr Kind und die werdende Familie versucht.
Abstract
The biological limits of fertility in women are marked by the menopause. Modern reproductive techniques enable these limits to be extended and give older women the opportunity to fulfill their wish for pregnancy and a child resulting from this pregnancy, far beyond menopause into older age. This shift of former limitations has received very controversial responses in societies where these procedures are available, ranging from categorical rejection up to complete acceptance. From a medical perspective, it seems appropriate to apply the bioethical principles (e.g. respect for autonomy, non-maleficence, beneficence and justice) and sociocultural reflections in a process of evaluation of these new options. This article attempts this approach using the available data and concepts with respect to the women concerned, the child and the family to be.
Notes
Übertragung: Die Natur wurde bezwungen. Kürzlich wurde bekannt, dass eine 63-jährige Frau letztes Jahr ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hat. Ein Arzt pflanzte in ihre hormonell vorbereitete Gebärmutter einen Embryo ein, der im Reagenzglas aus dem Samen des Mannes und der Eizelle einer jungen Eizellspenderin geschaffen wurde. Der Gynäkologe der Frau, Dr. Richard Paulson, erklärte, dass die Patientin falsche Angaben über ihr Alter gemacht hatte, um die Altersgrenze von 55 zu umgehen. Die 63-jährige Frau ist nicht die erste postmenopausale Frau mit einem Baby, nur bisher die älteste. In den letzten Jahren haben immer ältere Frauen durch In-vitro-Fertilisation entstandene Kinder zur Welt gebracht. Wir müssen uns deshalb wohl an den Gedanken gewöhnen, dass Frauen im Rentenalter schwanger werden.
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J. Bitzer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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R. Zimmermann, Zürich
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Bitzer, J. Die „greise“ Schwangere. Gynäkologe 50, 761–766 (2017). https://doi.org/10.1007/s00129-017-4125-0
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