Zusammenfassung
Obwohl die Demenz neben Gangstörungen und Harninkontinenz als eines der drei Hauptmerkmale des Normaldruckhydrozephalus (NPH) gilt, ist seit der Erstbeschreibung Mitte der 60er Jahre eine nur begrenzte Anzahl kontrollierter Studien der Frage neuropsychologischer Störungen bei dieser Erkrankung nachgegangen. Ein sehr breites Spektrum psychopathologisch bedeutsamer Symptome ist beschrieben worden, doch die charakteristischen Beeinträchtigungen bei vielen Erkrankten betreffen eine Verlangsamung psychischer und motorische Prozesse, Antriebsmangel, affektive Indifferenz, geringe oder fehlende Störungsreflexion sowie Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen. Zahlreiche weitere funktionelle Defizite wie Schreib-, Lese- und Rechenstörungen sowie Apraxien können häufig festgestellt werden. Besondere Bedeutung kommt den Arbeiten von J. de Mol (Brüssel) zu, der einen wichtigen Beitrag zur Neuropsychologie des NPH geliefert hat. Der methodische Standard vieler Studien zu psychischen Störungen beim NPH ist unzureichend, und dennoch könnte der neuropsychologischen Untersuchung von Erkrankten ein hoher Stellenwert für die Diagnosestellung und die Erfolgsmessung der neurochirurgischen Therapie zukommen. Bezüglich der morphologischen Korrelate der funktionellen Störungen sind zahlreiche Hypothesen formuliert worden, aber vermutlich handelt es sich beim NPH weder um eine im strengen Sinne des Wortes hirndiffuse Erkrankung noch läßt sich überzeugend eine konkrete singuläre Lokalisation angeben, die für das Störungsbild verantwortlich wäre. Im Ergebnis der umfangreichen Literatursichtung werden Empfehlungen für zukünftige Untersuchungsansätze vorgestellt.
Summary
Although dementia is described as one of the constituent characteristics of normal pressure hydrocephalus (NPH), alongside gait disturbances and urinary incontinence, there is a rather limited number of controlled studies concerning neuropsychological deficits in the disease. A wide range of psychopathologically relevant symptoms have been described, but the common features of most cases include mental and motor slowing, apathy, emotional indifference, anosognosia, memory and attentional impairment. A number of other functional deficits such as dyslexia, dysgraphia, acalculia, apraxia can also frequently be found. Some emphasis is put on the work of J. de Mol (Brussels) which appears to be most important for the study of neuropsychological symptoms in NPH patients. The methodological standard of a number of studies has been found to be rather low, and yet a sound neuropsychological investigation may be of utmost importance for the diagnosis and neurosurgical outcome assessment. Concerning morphological correlates of the functional deficits in NPH, various hypotheses have been formulated, but it is argued that symptoms can neither be described as predominantly ”diffuse” in nature, nor can they be reduced to unilocular dysfunctions. Recommendations for future research strategies are formulated.
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Merten, T. Neuropsychologie des Normaldruckhydrozephalus. Nervenarzt 70, 496–503 (1999). https://doi.org/10.1007/s001150050471
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001150050471