Radiogene Amyotrophie Cauda-equina-Läsion als Strahlenspätfolge

Zusammenfassung

Der Verlauf sowie der zugrundeliegende Pathomechanismus eines typischen Syndroms nach Bestrahlung der Cauda equina wird dargestellt. Retrospektiv wurden 7 Patienten mit Strahlenspätschädigung der Cauda equina klinisch und neurophysiologisch im Verlauf untersucht. Nach einer Latenz von durchschnittlich 5 Jahren, 6 Monaten entwickelten alle 7 Patienten eine aufsteigende, schlaffe Paraparese der Bein- und Hüftmuskulatur ohne begleitende Schmerzen, die teilweise von sensiblen und vegetativen Ausfällen begleitet wurden. Die neurophysiologischen Befunde mit evozierten Potentialen, Neurographie und Elektromyographie trugen wesentlich zur Differentialdiagnose gegenüber einer Tumorinfiltration bei. Der Verlauf war progredient und nicht wesentlich beeinflußbar. Ursprünglich wurde dem beschriebenen Syndrom ein isolierter Untergang der a-Motoneurone im Myelon zugrundegelegt. Der klinische Verlauf der untersuchten Patienten mit zusätzlichen sensiblen und vegetativen Ausfällen sprechen für eine direkte, bilaterale Schädigung der lumbosakralen Wurzeln in ihrem intraspinalen Verlauf. Präziser als der bisher geläufige Terminus der „radiogenen Amyotrophie” wäre deshalb die Etikettierung als „radiogenes Cauda-equina-Syndrom”.

Summary

Purpose: Course and pathophysiology of a typical syndrome after irradiation of the cauda equina were studied.

Patients and Materials: 7 patients with irradiation damage of the cauda equina were examined clinically and neurophysiologically.

Results: After a mean delay of 5 years and 6 months all patients developed an ascending lower motor neuron weakness of the legs without pain, in part accompanied with mild sensory and sphincter symptoms. Electromyography, evoked potentials and neurography were important for the differential diagnosis to tumor infiltration. The course was progredient.

Discussion: For a long time, the underlaying damage was thought to be in the anterior horn cell body. The course of the studied patients with additional sensory and vegetative symptoms implies for a direct bilateral damage of the cauda equina. A better term for the syndrome is „post-irradiation cauda-equina-syndrome”.