Zusammenfassung
Die Langzeitverläufe depressiver Erkrankungen scheinen in erheblichem Maße von der Qualität der ehelichen bzw. partnerschaftlichen Beziehung abhängig zu sein. Ziel der vorliegenden Studie ist die Überprüfung bereits früher mitgeteilter Befunde, nach denen sich ein in Partnerschaften depressiver Patienten gefundenes „Expressed-Emotion” (EE) auch im Bereich depressiver Störungen als rückfallbedeutsam erweist. Gleichzeitig sollen 2 weitere Befundgruppen früherer Studien erneut überprüft werden: a) die möglichen Zusammenhänge zwischen Partner-EE und Schwere der Depression sowie b) die Rückfallbedeutsamkeit der von Patienten erlebten Qualität ihrer ehelichen Beziehung. Zusammengefaßt lassen die dargestellten Analysen folgende Schlußfolgerungen zu: Mit dem von uns bestimmten Partner-EE lassen sich Rückfälle depressiver Patienten nicht voraussagen. Der EE-Index hängt nicht mit dem Symptomstatus der Patienten zusammen. Wie in 2 Vorläuferstudien lassen sich auch durch uns 2 spezifische Selbstratingmerkmale von Patienten erneut als rückfallprädiktiv validieren: die „Ehezufriedenheit” der Patienten und die von ihnen „wahrgenommene Kritik” durch den Partner. Zusätzlich erweist sich eine Diskrepanz beider Partner hinsichtlich der Einschätzung ihrer Ehezufriedenheit als rückfallprädiktiv. In der Diskussion wird auf die klinisch-praktische Bedeutung der Ergebnisse eingegangen.
Summary
Long-term course of depression appears to be clearly correlated to marital quality and quality of the relationship with spouses. Aim of the present study is the replication of results, indicating that expressed emotion (EE) is an important factor in prediction of relapse in depression. Additionally, the correlation between EE shown by spouses and the severeness of depressive symptomatology as well as the importance of marital quality as seen by patients for relapse are investigated. Results of our study indicate that spouses EE does not predict relapse, and status of EE does not correlate with the extent of depressive symptoms. However, patient self ratings of satisfaction with marital relationship and of perceived criticism are related to relapse frequency. Additionally, discrepant ratings of marital satisfaction given by spouses predict relapse to some extent. Implications for research in affective disorders and clinical practice are discussed.
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Fiedler, P., Backenstraß, M., Kronmüller, KT. et al. „Expressed Emotion” (EE), Ehequalität und das Rückfallrisiko depressiver Patienten. Nervenarzt 69, 600–608 (1998). https://doi.org/10.1007/s001150050317
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001150050317