Zusammenfassung
Hintergrund
Qualität und Erfolg der ambulanten Nachsorge forensisch untergebrachter Patienten (§ 63 Strafgesetzbuch [StGB]) interessieren nicht allein die mit Prognosefragen befassten Therapeuten und Gerichte, sondern neben Politik und Öffentlichkeit auch Behandler und Betreuer in der Allgemein- und Gemeindepsychiatrie.
Methode
In einer Evaluation der Nachsorge der Patienten, die im Bundesland Nordrhein-Westfalen in den Jahren 2002 bis 2006 aus einer Unterbringung gemäß § 63 StGB in Freiheit entlassen (§§ 67d Abs. 2, 6 und 67b StGB) und forensisch nachbetreut wurden, konnten bei insgesamt 225 Patienten nach einem Katamnesezeitraum von im Mittel 4,4 Jahren Daten zur Rückfälligkeit erhoben werden. Bei 115 entlassenen Patienten wurden neben statischen Daten zu Vorgeschichte, Diagnose, Delikt und Unterbringung auch dynamische Daten zum weiteren Lebensweg der Patienten in den verschiedenen Lebens- und Betreuungskontexten analysiert.
Ergebnisse
Die Deliktrückfallrate von Patienten, die fachgerecht nachversorgt wurden, ist im Vergleich zu früheren Untersuchungen (ohne professionelle Nachsorge) deutlich rückläufig, wobei insbesondere der Anteil von Straftaten gegen Leib und Leben sowie von Sexualdelikten (7 von 225 [3,1 %]) als gering zu bewerten sind. Beim Vergleich der Rückfälligen mit den Nichtrückfälligen ließen sich protektive und Risikomerkmale extrahieren.
Schlussfolgerung
Geringe Deliktrückfallraten verweisen auf eine hohe Effektivität der ambulanten Nachsorge, die weiter ausgebaut werden sollte, wobei durchaus Verbesserungsbedarf sichtbar wurde. Die in der vorliegenden Studie gefundenen poststationären Prognosefaktoren sollten Berücksichtigung finden, typische „Fallstricke“ beachtet werden, um das Risikomanagement in der Nachsorge und damit auch die Entlassungschancen bisher vernachlässigter Problemgruppen (insbesondere Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung und/oder Sexualdelikten) zu verbessern.
Summary
Background
The quality and success of the aftercare treatment of forensic patients (§ 63 StGB, Penal Code) are not only of concern to therapists and law courts dealing with the question of potentially dangerous behavior; apart from politicians and the general public it is also a matter of interest for workers in general and community psychiatry.
Methods
In an evaluation of forensic patients who were discharged from confinement (§§ 67d 2, 6 and 67b StGB) into aftercare treatment between 2002 and 2006 in North Rhine-Westphalia, it was possible to collect data on recidivism from a total of 225 patients after an average follow-up period of 4.4 years. Apart from gathering statistics concerning case history, diagnosis, offence committed and resulting confinement, a dynamic analysis of how they coped in differing day to day situations was carried out with 115 of the discharged patients.
Results
The frequency of offence recidivism by patients who were professionally accompanied throughout the aftercare period was significantly lower in comparison to earlier studies (without specialist supervision), particularly the number of sexual offences and violent crimes (7 from 225 – 3.1 %) were noticeably reduced. By comparing patients who reoffended with those showing socially acceptable behavior it was possible to determine specific features of protection and risk characteristics.
Conclusions
Low offence recidivism indicated a high degree of aftercare effectiveness but there is room for improvement and further development in the existing system. The postdischarge prognosis factors and the typical pitfalls found in the study should be adequately taken into account in order to improve risk management in the aftercare setting and therefore subsequently ameliorate the chances of discharge for long neglected problematic patient groups, in particular patients with personality disorders involved in sexual offences.
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Danksagung
Wir bedanken uns beim Landesbeauftragten für den Maßregelvollzug des Landes NRW, Düsseldorf, für die Finanzierung der Studie.
Interessenkonflikt
F. Schmidt-Quernheim und D. Seifert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Schmidt-Quernheim, F., Seifert, D. Evaluation der ambulanten Nachsorge forensischer Patienten (§ 63 StGB) in Nordrhein-Westfalen. Nervenarzt 85, 1133–1143 (2014). https://doi.org/10.1007/s00115-013-3932-3
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