Das Kahnbein ist ein Handwurzelknochen, der eine zentrale Rolle für die Funktion des Handgelenks spielt. Er hat von allen Knochen des menschlichen Körpers die längste Heilungszeit, je nach Frakturform werden Ruhigstellungszeiten bis zu 16 Wochen angegeben. Bei dem von einer Kahnbeinfraktur betroffenen Patientenkollektiv handelt es sich überwiegend um junge, sportlich aktive Männer, für welche die bei der konservativen Therapie erforderliche lange Immobilisierungszeit eine erhebliche Belastung bedeutet; entsprechend groß ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Kahnbeinfraktur.
Die größte Gefahr bei der primär leicht zu übersehenden Kahnbeinfraktur besteht in der Ausbildung einer Pseudarthrose, die unbehandelt nach einigen Jahren zum karpalen Kollaps führen kann. Da die Inzidenz der Kahnbeinpseudarthrose von verschiedenen Faktoren – wie Stabilität, Lokalisation, Vorliegen von Begleitverletzungen, Compliance des Patienten – abhängt, eignen sich diese Faktoren, Indikationskriterien für eine operative Behandlung herauszuarbeiten.
Die Operation ist technisch anspruchvoll, bei nicht dislozierten Frakturen aber häufig auch als ambulanter Eingriff minimal-invasiv und perkutan möglich, eine begleitende Handgelenkarthroskopie hilft, karpale Begleitverletzungen nachzuweisen oder auszuschließen. Für die Osteosynthese stehen moderne kanülierte Doppelgewinde-Schraubensysteme zur Verfügung. Die offene Reposition und Osteosynthese bleibt den Frakturen vorbehalten, die nicht geschlossen reponiert werden können. Die konservative Therapie sollte für die Frakturen reserviert werden, die stabil sind und im Unterarmverband zuverlässig innerhalb von 6 Wochen abheilen.
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Schaefer, M., Siebert, H. Die Kahnbeinfraktur. Unfallchirurg 105, 540–553 (2002). https://doi.org/10.1007/s00113-002-0446-z
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