Zusammenfassung
Die Legasthenie bzw. Lese-Rechtschreib-Störung ist eine umschriebene und eindeutige Beeinträchtigung beim Erwerb der Schriftsprache. Die Fähigkeiten im Lesen und Rechschreiben liegen dabei unter dem Niveau, das aufgrund des Alters und der Intelligenz des Kindes zu erwarten wäre. Die Lesegenauigkeit sowie v. a. das Lesetempo und -verständnis sind beeinträchtigt. Im Rechtschreiben ist eine hohe Vielzahl von Fehlern verschiedener Art charakteristisch. Insgesamt sind etwa 6% der Schüler betroffen. Der Entwicklungsstörung liegen genetische Ursachen zugrunde, die v. a. Defizite in der lautsprachlichen (phonologischen) Informationsverarbeitung bedingen. Im Rahmen der multiaxialen Diagnostik findet neben der ausführlichen kinder- und jugendpsychiatrischen Untersuchung die psychologische Testdiagnostik statt, die mittels spezifischer Testverfahren die Intelligenzleistung, die Lese- und die Rechtschreibfähigkeit überprüft.
Abstract
Dyslexia is defined as a distinctive impairment in literacy acquisition. Reading and spelling performance are beyond the chronological age and intelligence quotient (IQ). Deficiencies in reading accuracy, speed, and comprehension, and a great number of different spelling errors are typical characteristics. About 6% of all students are affected by dyslexia. The disorder is caused by genetic factors that involve deficits in phonological information processing. Diagnostic investigation includes a clinical psychiatric check-up and psychological tests that assess IQ and reading and spelling performance.
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Plume, E., Warnke, A. Definition, Symptomatik, Prävalenz und Diagnostik der Lese-Rechtschreib-Störung. Monatsschr Kinderheilkd 155, 322–327 (2007). https://doi.org/10.1007/s00112-007-1480-2
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00112-007-1480-2
Schlüsselwörter
- Legasthenie
- Lese-Rechtschreib-Störung
- Phonologische Informationsverarbeitung
- Kinder- und jugendpsychiatrische Untersuchung
- Psychologische Testdiagnostik