Evidenzbasierte Therapie der chronischen Obstipation und Enkopresis bei Kindern

Zusammenfassung

Für die Therapie der Obstipation ist die ausführliche Aufklärung der Eltern und Patienten über die physiologischen Zusammenhänge entscheidend. Aus der alltäglichen Praxis heraus und gemäß der Leitlinien gibt es keinen Zweifel, dass eine initiale Desimpaktion notwendig und sinnvoll ist. Für dieses Vorgehen existieren jedoch kaum evidenzbasierte Daten. Auch für den Einsatz von osmotischen und stimulativen Laxanzien bei Kindern, der etabliert und weit verbreitet ist, gibt es bislang wenig erwiesene wissenschaftliche Evidenz. Angesichts der Häufigkeit dieses Problems und der assoziierten psychischen Auffälligkeit sind kontrollierte randomisierte Protokolle an ausreichend dimensionierten Patientenzahlen dringend erforderlich. Die klinischen Versuchsreihen sollten so geplant werden, dass hoch spezialisierte Gastroenterologen, Psychologen und Verhaltenstherapeuten möglichst selten hinzugezogen werden müssen. Ein Cochrane-Review über verhaltenstherapeutische und psychologische Maßnahmen ist in Vorbereitung, ein Protokoll liegt vor. Ein systematischer Review über osmotisch wirksame Laxanzien steht aus. Neu entwickelte und viel versprechende Medikamente mit Polyethylenglykol sind auch in der Pädiatrie im Einsatz. Sollte das prokinetische Medikament Cisaprid (Propulsin) wieder auf dem deutschen Markt zugelassen werden, müssen kontrollierte Studien zu dieser Therapie sowie zu den neuen Prokinetika durchgeführt werden.

Abstract

Counseling and training of patients and parents is crucial for successfull therapy of constipation and secondary encopresis. National guidelines and consensus meetings stress the practical importance of the initial rectal stool desimpaction. However, there is no scientific evidence for this procedure. The same is true for the use of osmotic and stimulative laxatives despite the fact that these drugs are accepted widely even for children. Randomised controlled studies on large numbers of children are urgently needed. These studies should be planned without the participation of highly specialised gastroenterologists, psychologists or behavioral trainers. A Cochrane review on behavioral and cognitive intervention is under preparation, but a systematic review on osmotic laxatives is lacking. Promising new drugs with polyethylenglycol are used in children as well, randomised studies are not available. Efficacy and safety of cisapride or other recently developed new prokinetic drugs have to be evaluated for therapy of constipation in controlled studies.