Zusammenfassung
Hintergrund
DIN EN ISO 8253-3 [4] beschreibt Anforderungen an Sprachtestverfahren hinsichtlich ihrer phonemischen Ausgewogenheit. Für den Freiburger Einsilbertest wurde überprüft, inwieweit er diese Anforderungen erfüllt.
Methoden
Die Freiburger Einsilber wurden phonologisch transkribiert und nach Strukturtypen, Vokalen und Konsonanten sowie nach phonologischen Klassen analysiert und mit Referenzwerten verglichen.
Ergebnisse
Die Freiburger Einsilber weisen im Vergleich zu den Referenzwerten für die deutsche Sprache eine etwas andere Phonemverteilung auf. Die Unterschiede sind vermutlich v. a. in der Beschränkung auf einsilbige Substantive begründet. Die meisten Testlisten (außer Liste 12) beinhalten ähnliche Anteile verschiedener Phonemklassen für Vokale und Konsonanten nach Hahlbrock und nach DIN EN ISO 8253-3 [4].
Schlussfolgerung
Die Abweichungen der Testlisten 5, 11 und 15 in einer Untersuchung zur perzeptiven Äquivalenz können nicht durch ein phonemisches Ungleichgewicht im Vergleich zu anderen Testlisten erklärt werden. Lediglich das schlechtere Verstehen der Testliste 12 im Vergleich zu den anderen Testlisten kann möglicherweise mit ihrer abweichenden Phonemverteilung begründet werden.
Abstract
Background
ISO 8253-3 [4] describes the requirements for speech tests with respect to their phonemic balance. The fulfillment of these requirements by the Freiburg monosyllabic speech test were examined.
Methods
The Freiburg monosyllables were phonologically transcribed and analyzed with respect to their structural types, vowels and consonants, as well as phonological classes, and compared to reference values.
Results
The phonemic distribution of the Freiburg monosyllables differs slightly from the reference values for the German language. The differences are presumably related to the restriction to monosyllabic substantives. Most test lists (except for 12) contain similar proportions of different phonem classes for vowel and consonants according to Hahlbrock and ISO 8253-3 [4].
Conclusion
The deviations of test lists 5, 11, and 15 in a study for perceptual equivalence cannot be explained by phonemic imbalance in comparison to other test lists. Only the lower recognition rates for test list 12 might be explained by its deviant phonemic distribution.
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Danksagung
Dieses Projekt wurde gefördert vom Promotionsprogramm Jade2Pro der Jade Hochschule.
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Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Exter, M., Winkler, A. & Holube, I. Phonemische Ausgewogenheit des Freiburger Einsilbertests. HNO 64, 557–563 (2016). https://doi.org/10.1007/s00106-016-0185-z
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00106-016-0185-z