Zusammenfassung
Hintergrund
Die Schweizer Ausgabe des Freiburger Sprachverständlichkeitstests unterscheidet sich von der deutschen Version u. a. durch den Ersatz von 5 in der Schweiz ungebräuchlichen einsilbigen Testworten. Zudem wird keine Freifeldentzerrung benutzt und die die sich aus dem Freifeldübertragungsmaß ergebende Differenz von 6 dB zwischen Lautsprecher und Kopfhörer wird bei der Kalibrierung nicht berücksichtigt. Der vor einiger Zeit eingeführte Pegelausgleich zwischen den Prüfworten und Anpassungen in der Kalibrierung veranlassten uns zur Überprüfung der Bezugskurven.
Patienten/Methoden
Bei 20 normal hörenden Versuchpersonen wurde das Sprachverstehen von Zahlen und einsilbigen Wörtern mit Kopfhörern und Lautsprechern geprüft.
Ergebnisse
Der Pegel für 50% Sprachverstehen lag bei Lautsprecherdarbietung im Mittel um 7,5 dB niedriger ist als bei Kopfhörerdarbietung. Die mittlere Pegeldifferenz zwischen Zahlen und Einsilbern betrug 9,6 dB, liegt also deutlich unter den 14 dB der heute in der Schweiz empfohlenen Bezugskurven.
Fazit
Die heute in der Schweiz empfohlenen Bezugskurven stimmen für Einsilber bei Kopfhörerdarbietung gut mit unseren Messungen überein, nicht aber für Zahlen und bei Lautsprecherdarbietung.
Abstract
Background and objective
In the Swiss version of the Freiburg speech intelligibility test five test words from the original German recording which are rarely used in Switzerland have been exchanged. Furthermore, differences in the transfer functions between headphone and loudspeaker presentation are not taken into account during calibration. New settings for the levels of the individual test words in the recommended recording and small changes in calibration procedures led us to make a verification of the currently used normative values.
Patients and methods
Speech intelligibility was measured in 20 subjects with normal hearing using monosyllabic words and numbers via headphones and loudspeakers.
Results
On average, 50% speech intelligibility was reached at levels which were 7.5 dB lower under free-field conditions than for headphone presentation. The average difference between numbers and monosyllabic words was found to be 9.6 dB, which is considerably lower than the 14 dB of the current normative curves.
Conclusions
There is a good agreement between our measurements and the normative values for tests using monosyllabic words and headphones, but not for numbers or free-field measurements.
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Danksagung
Wir danken der Stiftung für die Erforschung von Hör- und Sprachstörungen für die finanzielle Unterstützung und den Probanden für ihre Mitarbeit.
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Kompis, M., Krebs, M. & Häusler, R. Überprüfung der Bezugskurven der Schweizer Version des Freiburger Zahlen- und Einsilbertests. HNO 54, 445–450 (2006). https://doi.org/10.1007/s00106-005-1337-8
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00106-005-1337-8