Zusammenfassung.
Einleitung: Die Incidenz von thromboembolischen Komplikationen bei polytraumatisierten Patienten ist nur unzureichend bekannt. Die wenigen bisher vorliegenden Studien geben je nach Untersuchungsmethode Thromboseinincidenzen zwischen 1,4 und 63 % an. Eine systematische Screeninguntersuchung mit objektiven diagnostischen Maßnahmen hat sich als Routinemethode bisher nicht durchgesetzt. Methode: Von Januar 1996 bis Januar 1998 wurden 50 polytraumatisierte Patienten mit einem ISS-Score > 15 Punkten in eine klinische Beobachtungsstudie aufgenommen. Weitere Einschlusskriterien waren ein Mindestaufenthalt auf der Intensivstation von 72 Std. und eine minimale Beatmungsdauer von 72 Std. Bei allen Patienten wurde routinemäßig eine farbkodierte Duplexsonographie (FKDS) an beiden unteren Extremitäten vor Mobilisation bzw. vor Verlegung auf die periphere Station durchgeführt. Bei klinischem und/oder sonographischem Verdacht auf eine tiefe Beinvenenthrombose/Lungenembolie erfolgte eine Phlebographie/Pulmonalisangiographie. Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 38 Jahre (Range 17–77 Jahre), die Schwere der Verletzung war mit einem durchschnittlichen ISS-Score von 40 Punkten (Range 16–70 Punkte) charakterisiert. Acht Patient verstarben während ihres Aufenthalts auf der Intensivstation im Rahmen einer Sepsis bzw. eines Multiorganversagens. Acht Patienten (19 %) wiesen thromboembolische Komplikationen auf. Schlussfolgerung: Die Thromboseincidenz bei polytraumatisierten Patienten ist als hoch einzuschätzen. Klinische Untersuchungsmethoden zum Erfassen von thromboembolischen Komplikationen stellen ein unsicheres Verfahren dar. Hier sollte die farbkodierte Duplexsonographie als routinemäßige objektive, nicht invasive Untersuchungsmethode zur Anwendung kommen und sich bei sogenannten Hoch-Risiko-Patienten hinsichtlich tiefer Beinvenenthrombosen etablieren.
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Giannadakis, K., Leppek, R., Gotzen, L. et al. Thromboembolische Komplikationen bei mehrfachverletzten Patienten: ein unterschätztes Problem? Ergebnisse einer klinischen Beobachtungsstudie mit 50 Patienten. Chirurg 72, 710–716 (2001). https://doi.org/10.1007/s001040170128
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001040170128