Zeitgemäße Therapie der komplizierten Appendizitis

Zusammenfassung

Eine ansehnliche Zahl von Komplikationen der akuten Appendizitis entsteht infolge einer zu späten oder ungenügenden Diagnose der Erkrankung. Betroffen sein können alle Patienten, bedingt durch die Eigenheit der Appendizitis: die Geschwindigkeit mit der die verschiedenen Entzündungsstadien durchlaufen werden. So kann sich selbst bei einer Anamnese von wenigen Stunden eine gangränöse Appendizitis bei drohender oder gar stattgehabter Perforation entwickelt haben. Die sog. komplizierte Appendizitis mag in zahlreichen Fällen vielsagender sein, als sie scheint, weil z. B. die aus genannten Gründen rasch entwickelte Perforation allein durch die Appendektomie therapiert werden kann, die nur ausnahmsweise eine chirurgische Herausforderung beinhaltet. Andererseits folgt jeder Hohlorganperforation im Abdomen eine Peritonitis in unterschiedlicher Ausprägung, die unbehandelt letal enden kann. Somit bleibt der gern zitierte Satz von Dieu la Foy aus dem vorletzten Jahrhundert “Kein Kranker braucht an einer Appendizitis zu sterben” ein nur beinahe erfüllter Wunschtraum der Chirurgen. Gelegentlich sterben auch heute Patienten an Folgen einer Appendizitis bei Komorbidität, d. h., die sog. Risikogruppen, hochbetagte Menschen, Kleinkinder und immunsupprimierte Patienten, um nur einige zu nennen, verdienen eine besondere Beachtung, wenn die Diagnose einer Appendizitis im Raume steht. Definitionsgemäß beinhaltet die komplizierte Appendizitis die Appendixperforation, das perityphlitische Empyem oder den Abszess und schließlich die kotige Peritonitis. Welches Operationsverfahren bei welchem Krankheitsbild anzuwenden sei und wann Supportivmaßnahmen notwendig sind, ist komplikationsspezifisch ausgerichtet. Die frühzeitige oder sofortige Appendektomie, die dringliche Indikation zur Operation ist ein allgemein akzeptiertes Behandlungskonzept in der Therapie der akuten Appendizitis. Dadurch sinkt die Zahl der komplizierten Fälle erheblich. Idealerweise wird die Lösung des Problems Appendizitis selbst in komplizierten Fällen durch lediglich eine operative Maßnahme, ggf. durch die Verabreichung nur eines Antibiotikums angestrebt.

Abstract

A significant number of complications in acute appendicitis develop due to delayed or even missed diagnosis. Potentially every patient can be affected due to a distinct feature of appendicitis - the rapidity with which the inflammation passes through the different stages. Even after a few hours, gangrenous appendicitis with impending overt perforation can have developed. In many cases, the term complicated appendicitis may be less significant than implied because, e.g., the rapidly developed perforation can be treated by appendectomy, which rarely presents a surgical challenge. However, every perforation of a hollow viscus in the abdomen leads to peritonitis of different degrees, which untreated can end lethally. The often cited statement of Dieu la Foy from the last but one century "no patient has to die from appendicitis" remains a surgical dream not quite fulfilled. Occasionally even today, patients with comorbidity die from the sequelae of appendicitis, i.e., high-risk groups including the very young and the very old and immunosuppressed patients. These patients should receive special attention when the diagnosis of appendicitis is considered. By definition, complicated appendicitis includes perforation of the appendix, empyema or abscess formation, and finally fecal peritonitis. The surgical procedure chosen and when to add supportive measures will depend on the specific complication present. Early or immediate appendectomy, i.e., the urgent indication to operate, is a generally accepted concept in the therapy of acute appendicitis. Even in complicated cases, the aim is just one operative procedure or if need be only the application of antibiotics.