Wie erleben allgemeinchirurgische Patienten die Intensivstation? Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie

Abstract

Introduction. Subjective experiences of patients during their stay in the intensive care unit (ICU) have so far rarely been described. The aim of this study was to analyze the experiences of patients during their stay in the ICU. Methods. In a prospective study, 100 general surgical ICU patients were recorded consecutively. A questionnaire that covered a broad range of possible ICU experiences was handed out to patients shortly following their stay in ICU. At the same time, a questionnaire was given to the personnel of the ICU to investigate how well nurses and doctors were able to adopt the patients' perspectives of the ICU experience. Results. Concerning the physical symptoms, insomnia was to the fore (67% of patients). Despite pain medication, 25% of patients reported severe pain. The main psychological symptom was a feeling of helplessness (29% of patients). As a general cause for concern, 48% of patients complained about limited mobility. The patients were critical of the presence of severely ill patients. The standards of nursing and medical attention, however, were judged very positively. The evaluation of the staff differed from the patients' experiences in many respects; the clearest differences concerned the items of pain, sleeping disorders and the observance of privacy. Conclusions. The study results led to several practical consequences in the quality of management procedure (e.g., the introduction of a thorough night's rest at the ICU, optimized information for patients). Additionally, we initiated further studies concerning the quality of life of ICU patients.

Zusammenfassung

Einleitung. Das Erleben von Patienten auf chirurgischen Intensivstationen wurde bisher wissenschaftlich kaum thematisiert. Ziel dieser Studie ist es zu analysieren, wie Patienten selbst ihren Aufenthalt auf der Intensivstation empfinden. Methoden. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 100 konsekutive allgemeinchirurgische Intensivpatienten erfasst. Ein eigens entwickelter Fragebogen, der eine umfassende Bandbreite an möglichen Intensivstationerfahrungen beinhaltete, wurde den Patienten kurz nach ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation vorgelegt. Parallel wurde dem Personal der Intensivstation ein modifizierter Fragebogen ausgehändigt, um festzustellen, wie gut es sich in die Patientenperspektive hineinversetzen könne. Ergebnisse. Bei den körperlichen Symptomen standen die Schlafstörungen im Vordergrund (67% der Patienten). Trotz Schmerzmedikation hatten 25% der Patienten starke Schmerzen. Hauptsymptom der psychischen Befindlichkeit war das Gefühl der Hilflosigkeit (bei 29% der Patienten). Als generelle Empfindung beklagten die Patienten am häufigsten das Gefühl der eingeschränkten Beweglichkeit (48% der Patienten). Kritisch beurteilten die Patienten die Mitanwesenheit Schwerkranker. Die pflegerischen und ärztlichen Maßnahmen wurden hingegen sehr positiv beurteilt. Die Einschätzung des Personals wich von den Patienteneinschätzungen in vielen Punkten ab, wobei die deutlichsten Unterschiede bezüglich der Fragenkomplexe Schmerzen, Schlafstörungen und Wahrung der Intimsphäre auftraten. Schlussfolgerungen. Aufgrund der Ergebnisse ergaben sich praktische Konsequenzen für das Qualitätsmanagement unserer Intensivstation (z. B. Einführung einer Kernruhezeit, optimierte Aufklärung der Patienten). Zusätzlich wurden weiterführende problemorientierte Studien zur Lebensqualität von Intensivpatienten begonnen.