Zusammenfassung
Der neue Teilhabebericht der Bundesregierung fragt nach Kontexten, unter denen Beeinträchtigungen dazu führen, dass Menschen Behinderung erfahren. Er nennt zugleich Faktoren, die – trotz bestehender Beeinträchtigungen – Teilhabe und Handlungsräume wie für alle in der Gesellschaft eröffnen.
Behinderung bedeutet – sozial- und gesundheitspolitisch betrachtet – auf Beeinträchtigungen basierende Chancenungleichheit. Es geht somit um Gleichstellung mit den Teilhabechancen der gesamten Bevölkerung, jeweils differenziert betrachtet in gesellschaftlichen Handlungsfeldern. Menschenrechtlich argumentiert geht es um Diskriminierungsschutz (Human Rights) und um die allen zugesprochene Würde und Selbstbestimmung. Aus Ressourcenperspektive (Human Ressource) geht es um die Leistungsfähigkeit einer Person unter günstigen Bedingungen und um die mögliche Umsetzung eigener Ziele unter den im Alltag tatsächlich gegebenen Umständen.
Die neue Berichterstattung folgt zeitgemäß dieser Sichtweise und erfolgt lebenslagenorientiert. Sie schließt an die weltweit durch die Behinderungsklassifikation der WHO (ICF) gültige Auffassung an und berichtet nicht nur Maßnahmen der Behindertenhilfe, sondern vor allem Wirkfaktoren auf personaler und umgebungsbezogener Ebene. Ungleiche Chancen und Wechselwirkungen zwischen Können und Kontexten für bestimmte Bevölkerungsgruppen werden besonders ausgearbeitet und zwei Bevölkerungsgruppen im Schwerpunkt betrachtet: Ältere Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen.
Der Bundesteilhabebericht ist Teil des Nationalen Aktionsplans zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Die Berichterstattung wird unabhängig wissenschaftlich begleitet und kommentiert. Aktuell entsteht der Zweite Bundesteilhabebericht in enger Anlehnung an das neue Berichtskonzept.
Abstract
The new Federal Government’s Report on Participation explores the contexts in which impairments become disabilities for those individuals who experience them. In parallel, it outlines the factors that foster inclusion and opportunities to act for everyone in society – despite existing impairments.
From a sociopolitical and health policy perspective, disability refers to unequal opportunities based on impairment. Hence, the focus here is on the equalisation of these participation opportunities to match those of the entire population – but always from differentiated perspectives on the various social arenas. The human rights approach stresses protection against discrimination as well as dignity and self-determination for all. From a human resources angle, the emphasis is on the performance of individuals in favourable conditions and the attainment of personal goals within their actual everyday circumstances.
The new reporting concept is indebted to these perspectives and thus focuses on individual life circumstances, while referring to the WHO’s International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF) – an approach now validated on a global scale. Therefore, it does not only report on measures provided by services for persons with disabilities but, more crucially, investigates determinants on the personal and environmental levels, unequal opportunities and the interdependency between context and competence for particular sections of the population. Two groups are singled out in the process: elderly persons and individuals with mental health impairments.
The participation report is part of the National Action Plan to implement the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities (UNCRPD). An independent scientific committee conceptualises the design of the report while accompanying and commenting upon its realisation. Currently, a second federal report on participation is emerging from the new concept.
Notes
Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören an: Prof. Dr. Elisabeth Wacker (Vorsitzende), Technische Universität München, Lehrstuhl Diversitätssoziologie; Dr. Heinz-Willi Bach, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg; Prof. Dr. Iris Beck, Universität Hamburg, Allgemeine Behindertenpädagogik und Soziologie; Prof. Dr. Hans Förstl, Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie; Prof. Dr. Swantje Köbsell, Alice Salomon Hochschule, Berlin, Disability Studies; Prof. Dr. Dr. h. c. Andreas Kruse, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Gerontologie; Prof. Dr. Eibe Riedel, Geneva Academy of International Humanitarian Law and Human Rights, Chaire Suisse de Droits Humains; Dr. Volker Sieger, VdK-Institut für barrierefreie Gestaltung und Mobilität; Prof. Dr. Gudrun Wansing, Universität Kassel, Institut für Sozialwesen, Fachgebiet Behinderung und Inklusion. Beim Zweiten Teilhabebericht mit Prof. Dr. Martina Brandt, Technische Universität Dortmund, Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften; Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Kruse schied aus.
Seit den 1980er-Jahren hat jede Bundesregierung die Pflicht, während einer Legislaturperiode einen sog. Behindertenbericht zu erstellen und zu veröffentlichen. Dies wurde vom Deutschen Bundestag beschlossen. Den Wandel von einem Leistungsbericht der jeweiligen Bundesregierungen zu einem Entwicklungsplan für Teilhabepolitik lässt sich an den Titeln der Berichte nachzeichnen: Im Jahr 1989 berichtete die Bundesregierung über die Lage der Behinderten und die Entwicklung der Rehabilitation; ab dem Jahr 2004 war die Rede von der Lage behinderter Menschen und der Entwicklung ihrer Teilhabe; 2009 ging es um die Lage von Menschen mit Behinderungen, seit 2013 um Teilhabeberichterstattung.
In einer entsprechenden Richtung urteilt der Europäische Gerichtshof. Der Fokus auf die Wechselwirkungen zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs- und umweltbezogenen Barrieren wird bedeutsam, der Begriff der Behinderung wird in den Zusammenhang des Antidiskriminierungsrechts gerückt, und auch chronische Erkrankungen werden in den Diskriminierungsschutz einbezogen [38].
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Interessenkonflikt
E. Wacker gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von der Autorin durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Glossar
- Angemessene Vorkehrungen
-
Notwendige und geeignete Anpassungen bei Beeinträchtigungen, die konkret benötigt werden zur Ausübung der Menschenrechte und zum Genuss der Grundfreiheiten
- Behinderung
-
Medizinisch-biologisches Modell | Abweichung von einer fiktiven Norm, persönliches Problem, Teilhabeeinschränkung als Schädigungsfolge, erwartet wird Veränderung der Person (Anpassung, verhaltensorientiert)
- Behinderung
-
Soziales Modell | behindert werden aufgrund von Verhältnissen, Probleme liegen in der Umwelt und den hinderlichen Wechselwirkungen zur Beeinträchtigung (Ressourcen finden, verhältnisorientiert)
- Design für alle
-
Gestaltung aller Produkte, Umwelten, Programme und Dienstleistungen in allen Lebensbereichen mit dem Ziel gleichberechtigter Teilhabe für alle Menschen
- Exklusion
-
Ausschluss, Ausgliederung
- Habilitation
-
Angebot individueller Entwicklungsmöglichkeiten
- Inklusion | inclusion
-
Ziel: Einbeziehen von allen Menschen von Anfang an in allen gesellschaftlichen Bereichen, Ermöglichen von selbstbestimmter und gleichberechtigter Teilhabe, verwirklicht im Zusammenleben in der Gemeinde, beim Einkaufen, bei der Arbeit, in der Familie, in der Freizeit, in Vereinen, in der Nachbarschaft etc.
- Integration
-
Eingliedern nach Ausgliederung (Exklusion), Ziel der Veränderung einer Person, um Passung (Teilhabefähigkeit oder -bereitschaft) zu entwickeln
- Lebenslage
-
Der multidimensionale individuelle Handlungsrahmen aus (ökonomischen, sozialen, schulischen/beruflichen, personalen und strukturellen, ökologischen, gesundheitlichen, sozialstaatlichen und rechtlichen) Handlungsspielräumen, von denen eine Existenz beeinflusst und begrenzt wird und die in der Regel individuell nicht oder kaum steuerbar sind
- Partizipation
-
Umfassende Beteiligung am bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben
- Sozialleistung
-
Finanzielle (Geldleistung) oder materielle Hilfe (Sachleistung) ohne Gegenleistung zur Förderung von Teilhabe und Lebensqualität in allen Lebensbereichen
- Sozialraum
-
Individueller und interpersonaler Lebens- und Handlungsraum (Quartier, Gemeinwesen, Kommune) für Menschen und ihre Aktivitäten, Vorlieben und Beziehungen mit dem Ziel eines selbstbestimmten und gemeinschaftlichen Lebens aller Menschen, das möglichst kultursensibel und barrierefrei sein soll
- Teilhabe | participation
-
Einbezogensein in eine Lebenssituation von Anfang an
- Teilnahme | participation
-
Dabeisein, Mitwirkung, Beteiligung, um Interessen und Anliegen einzubringen und zu verwirklichen, Mitarbeit
- Verpflichtung der Staaten
-
Anerkennen der jeweiligen Rechte, Sichern der Rechte, Ergreifen geeigneter und wirksamer Maßnahmen zur Verwirklichung der Rechte
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Wacker, E. Beeinträchtigung – Behinderung – Teilhabe für alle. Bundesgesundheitsbl 59, 1093–1102 (2016). https://doi.org/10.1007/s00103-016-2397-5
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