Zusammenfassung
Im Dezember 2014 erschien der „Bericht zur gesundheitlichen Lage der Männer in Deutschland“ im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE). Er deckt ein breites Themenspektrum ab, von Erkrankungen und Todesursachen über das Gesundheitsverhalten bis zu männerspezifischer Prävention. Fokuskapitel widmen sich dem Einfluss von Arbeit und Lebensformen auf die Gesundheit. Auf der Grundlage methodischer Vorarbeiten zu geschlechtersensibler GBE wurde für die Berichterstellung ein mehrstufiges Verfahren angestrebt: Über eine geschlechtervergleichende Perspektive hinaus sollten innerhalb der Gruppe der Männer Unterschiede hinsichtlich Belastungen, Risiken und Ressourcen thematisiert werden und die Ergebnisse vor dem Hintergrund politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen eingeordnet sowie theoriegeleitet interpretiert werden.
Das Projektteam des Männergesundheitsberichtes wirft im vorliegenden Artikel einen kritischen Blick auf seine Arbeit: Welche Schritte auf dem Weg zu einer geschlechtersensiblen GBE konnten im Bericht realisiert werden? Und wo besteht weiterhin Handlungsbedarf? Denn geschlechtersensible GBE kann dazu beitragen, die gesundheitliche Situation von Männern und Frauen besser zu beschreiben und damit eine solide empirische Grundlage für die Umsetzung einer geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung liefern.
Abstract
In December 2014, the Federal Health Reporting published the first official report on men’s health in Germany. The report covers a wide range of topics, from diseases and causes of death to health-related behaviors and male-specific prevention. Special chapters put the focus on the impact that working life and certain living arrangements may have on health. Based on preliminary methodological work on gender-sensitive health reporting, a step-wise approach was pursued. In addition to mere comparisons between men and women, differences within men were taken into account with respect to certain stressors, risks and resources. Moreover, guided by theory, findings were interpreted and discussed in the context of changing political and societal conditions. In the present article, the project team takes a critical look at its work: What steps towards sex- and gender-sensitive health reporting could be taken? And to what extent does the current approach leave room for improvement? In contributing to a better description of the health of men and women, gender-sensitive health reporting may provide a sound empirical basis for the implementation of gender-appropriate health care.
Literatur
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2015) Gleichstellungspolitik – Politik für Frauen und Männer. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Gleichstellung/politik-fuer-frauen-und-maenner.html. Zugegriffen: 08. Januar 2016
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2014) Strategie „Gender Mainstreaming“. http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=192702.html. Zugegriffen: 25. Januar 2016
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2011) Neue Wege – Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Erster Gleichstellungsbericht. http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Erster-Gleichstellungsbericht-Neue-Wege-Gleiche-Chancen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf. Zugegriffen: 08. Januar 2016
Kolip P, Hurrelmann K (Hrsg) (2016) Handbuch Geschlecht und Gesundheit. Männer und Frauen im Vergleich. Hogrefe, Bern
Robert Koch-Institut (2006) Gesundheit in Deutschland. RKI, Berlin
Robert Koch-Institut (2015) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
Agarwal B, Humphries J, Robeyns I (2007) Capabilities, freedom, and equality: Amartya Sen’s work from a gender perspective. Oxford University Press, Oxford
Robert Koch-Institut (2005) Brustkrebs. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 25. RKI, Berlin
Robert Koch-Institut (2006) Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter. RKI, Berlin
Böhm A, Kuhn J, Lange C et al (2004) Gesundheitsberichterstattung und Gender Mainstreaming. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 47(6):578–583
Kolip P (2011) Wege zu einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung. In: Schott T, Hornberg C (Hrsg) Die Gesellschaft und ihre Gesundheit – 20 Jahre Public Health in Deutschland: Bilanz und Ausblick einer Wissenschaft. VS, Wiesbaden, S 509–523
Lange C, Lampert T (2004) Perspektiven einer geschlechtersensiblen Gesundheitsberichterstattung. Gesundheitswesen 66(3):158–163
Maschewsky-Schneider U (2016) Frauen- und Geschlechterforschung in Public Health ist nicht Gendermedizin. Ein historischer Rückblick und eine disziplinäre Standortbestimmung. In: Hornberg C, Pauli A, Wrede B (Hrsg) Medizin – Gesundheit – Geschlecht. Eine gesundheitswissenschaftliche Perspektive. Springer VS, Wiesbaden, S 25–50
Haase A (2003) Männergesundheitsforschung – noch ein Stiefkind? In: Jacobi GH (Hrsg) Praxis der Männergesundheit. Thieme, Stuttgart, S 16–23
Stiehler M (2004) Das Kreuz mit der Geschlechterdifferenzierung in der Gesundheitsberichterstattung. In: Österreichisches Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (BMSG) (Hrsg) Psychosoziale und ethische Aspekte der Männergesundheit. BMSG, Wien, S 15–22
Robert Koch-Institut (2014) Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland. RKI, Berlin
Gildemeister R (2008) Soziale Konstruktion von Geschlecht: „Doing gender“. In: Wilz S (Hrsg) Geschlechterdifferenzen, Geschlechterdifferenzierungen; Ein Überblick über gesellschaftliche Entwicklungen und theoretische Positionen, Studientexte zur Soziologie. VS, Wiesbaden, S 167–193
West C, Zimmerman DH (2009) Doing gender. Faire Le Genre 28(3):34–61 (153–154)
Kuhlmann E, Kolip P (2005) Gender und Public Health. Grundlegende Orientierungen für Forschung, Praxis und Politik. Juventa, Weinheim
Jahn I (2016) Methodische Probleme einer geschlechtergerechten Gesundheitsforschung. In: Kolip P, Hurrelmann K (Hrsg) Handbuch Geschlecht und Gesundheit Männer und Frauen im Vergleich. Hogrefe, Bern, S 71–86
Eckes T (2008) Geschlechtsstereotype: Von Rollen, Identität und Vorurteilen. In: Becker R, Kortendiek B (Hrsg) Handbuch der Frauen und Geschlechterforschung, Teil III. VS, Wiesbaden, S 171–182
Pauli A, Hornberg C (2010) Gesundheit und Krankheit: Ursachen und Erklärungsansätze aus der Gender-Perspektive. In: Becker R, Kortendick B (Hrsg) Handbuch der Frauen- und Geschlechterforschung, Teil III. VS, Wiesbaden, S 24–335
Kuhlmann E (2016) Gendertheorien. In: Kolip P, Hurrelmann K (Hrsg) Handbuch Geschlecht und Gesundheit Männer und Frauen im Vergleich. Hogrefe, Bern, S 20–33
Statistisches Bundesamt (2015) Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung: Durchschnittliche Lebenserwartung im Alter von … Jahren je Person. www.gbe-bund.de. Zugegriffen: 10. Februar 2016
Statistisches Bundesamt (2015) Todesursachenstatistik, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Sterbefälle, Sterbeziffern (je 100.000 Einwohner, altersstandardisiert) (ab 1998). www.gbe-bund.de. Zugegriffen: 10. Februar 2016
Statistisches Bundesamt (2015) Todesursachenstatistik, Sterbefälle durch Unfälle nach äußeren Ursachen und Unfallkategorien (ab 1998). www.gbe-bund.de. Zugegriffen: 10. Februar 2016
Lampert T, Horch K, List S et al (2010) Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Ziele, Aufgaben und Nutzungsmöglichkeiten. GBE kompakt 1/2010. www.rki.de/gbe-kompakt. Zugegriffen: 01. Februar 2010
Statistisches Bundesamt (2016) Das Informationssystem der Gesundheitsberichterstattung des Bundes. www.gbe-bund.de. Zugegriffen: 01. März 2016
Courtenay WH (2000) Constructions of masculinity and their influence on men’s well-being: a theory of gender and health. Soc Sci Med 50(10):1385–1401
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2012) Meldepflichtige Arbeitsunfälle. Sonderauswertung. DGUV, Berlin
Limbourg M, Reiter K (2012) Verkehrspsychologie. Verkehrspsychologische Gender-Forschung. Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung. VS, Wiesbaden, S 203–227
Statistisches Bundesamt (2015) Verkehr. Verkehrsunfälle 2014. Fachserie 8 Reihe 7. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
Hurrelmann K (2002) Autofahren als Abenteuer und Risikoverhalten? Die soziale und psychische Lebenssituation junger Fahrer. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen Unterreihe Mensch und Sicherheit, Bd. M 143., S 12–20
Raithel J (2003) Mutproben im Übergang vom Kindes- ins Jugendalter. Befunde zu Verbreitung, Formen und Motiven. Z Paedagog 49:657–674
Sieverding M (2010) Gesundheitspsychologie. Genderforschung in der Gesundheitspsychologie. In: Steins G (Hrsg) Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung. VS, Wiesbaden, S 189–201
Faltermaier T, Hübner IM (2016) Psychosoziale Gesundheitstheorie aus Geschlechterperspektive. In: Kolip P, Hurrelmann K (Hrsg) Handbuch Geschlecht und Gesundheit Männer und Frauen im Vergleich. Hogrefe, Bern, S 45–57
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
A. Starker, A. Rommel und A.-C. Saß geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Starker, A., Rommel, A. & Saß, AC. Bericht zur gesundheitlichen Lage der Männer in Deutschland – Fazit und Herausforderungen für eine gendersensible Gesundheitsberichterstattung. Bundesgesundheitsbl 59, 979–985 (2016). https://doi.org/10.1007/s00103-016-2383-y
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-016-2383-y