Zusammenfassung
Eine wachsende Zahl von Menschen in Deutschland nimmt die von der Gesetzlichen Krankenversicherung angebotenen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU) in Anspruch. Mit Daten der ersten Erhebungswelle der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurden aktuelle Inanspruchnahmeraten ermittelt. DEGS1 ist ein bundesweiter Befragungs- und Untersuchungssurvey (2008–2011), der repräsentative Querschnittsanalysen dazu ermöglicht. In DEGS1 wurden die jeweils anspruchsberechtigten Personen zur Kenntnis, Regelmäßigkeit sowie zur turnusmäßigen Inanspruchnahme von KFU für einzelne Krebsarten befragt. Regelmäßig gehen insgesamt etwa 67,2% der Frauen und 40,0% der Männer zur KFU. Bei den einzelnen Untersuchungen schwanken die Teilnahmeraten stark. Frauen nehmen an vielen KFU häufiger teil als Männer, und eine bessere sozioökonomische Lage war bei ihnen mit höheren Teilnahmeraten assoziiert. Im Alter verbessern sich die Teilnahmeraten und nähern sich zwischen den Geschlechtern an. Die Auswertungen geben Hinweise auf Bevölkerungsgruppen, die gezielt angesprochen und darin unterstützt werden sollten, eine informierte Entscheidung zur KFU zu treffen, um die Teilnahmeraten weiter zu erhöhen. Sie stellen damit eine wichtige Grundlage für gesundheitspolitische Maßnahmen dar.
Abstract
A growing number of people in Germany participate in the cancer screening services offered by statutory health insurance. Using data from the first wave of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1), current levels of participation in cancer screening services were determined. DEGS1 (2008–2011) permits representative cross-sectional analyses to be performed. In DEGS1, persons who were entitled to different cancer screening services were interviewed on their awareness, participation and regular utilisation of cancer screening for different types of cancer. Overall, 67.2% of women and 40.0% of men participate regularly. Participation rates fluctuate to a great extent for individual types of cancer screening. Women participate in cancer screening more frequently than men do. For women, a better socioeconomic status was associated with higher participation rates. Participation rates improve with increasing age, meaning that the difference in participation rates between women and men becomes smaller. The current analyses present information on specifically targeted population groups to promote informed decision-making about cancer screening, so that participation rates can be improved further. The analyses thus provide an important basis for health policy measures. An English full-text version of this article is available at SpringerLink as supplemental.
Literatur
Statistisches Bundesamt (2011) Todesursachenstatistik 2010. http://www.gbe-bund.de(Zugegriffen: 30.10.2012)
Robert Koch-Institut, Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister (2012) Krebs in Deutschland 2007/2008, 8. Ausgabe. RKI, Berlin
Robert Koch-Institut (2010) Verbreitung von Krebserkrankungen in Deutschland. Entwicklung der Prävalenzen zwischen 1990 und 2010. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
Gemeinsamer Bundesausschuss (2011) Richtlinie über die Früherkennung von Krebserkrankungen in der Fassung vom 18. Juni 2009, zuletzt geändert am 16. Dezember 2010, veröffentlicht im Bundesanzeiger Nr. 34: S 86, in Kraft getreten am 3. März 2011
Wilson JM, Jungner YG (1968) Principles and practices of screening for disease. World Health Organization, Geneva
Sozialgesetzbuch Fünftes Buch (2012) Vierter Abschnitt Leistungen zur Früherkennung von Krankheiten, § 25 Gesundheitsuntersuchungen. http://www.gesetze-im-internet.de (Zugegriffen: 30.10.2012)
Scheffer S, Dauven S, Sieverding M (2006) Soziodemografische Unterschiede in der Teilnahme an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen (KFU) in Deutschland – Eine Übersicht. Gesundheitswesen 68(3):139–146
Bergmann E, Kalcklösch M, Tiemann F (2005) Inanspruchnahme des Gesundheitswesens. Erste Ergebnisse des telefonischen Gesundheitssurveys 2003. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 48:1365–1373
Starker A, Saß AC, Ziese T (2006) Inanspruchnahme von Gesundheits- und Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Wer nutzt sie (nicht) und warum? Gesundheitswesen 68(7):A125
Starker A, Saß AC (2007) Eigenverantwortung + Hausarzt = gut versorgt? Ergebnisse des Telefonischen Gesundheitssurveys 2004 zum Präventionsverhalten in Deutschland. Prävention Gesundheitsförderung 2(Suppl 1):P124
Kurth BM, Lange C, Kamtsiuris P et al (2009) Gesundheitsmonitoring am Robert Koch-Institut. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 52(5):557–570
Kurth BM (2012) Das RKI-Gesundheitsmonitoring – was es enthält und wie es genutzt werden kann. Public Health Forum 20(76):4.e1–4.e3
Gößwald A, Lange M, Kamtsiuris P, Kurth BM (2012) DEGS: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Bundesweite Quer- und Längsschnittstudie im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des Robert Koch-Instituts. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 55:775–780
Scheidt-Nave C, Kamtsiuris P, Gößwald A et al (2012) German health interview and examination survey for adults (DEGS) – design, objectives and implementation of the first data collection wave. BMC Public Health 12:730
Kamtsiuris P, Lange M, Hoffmann R et al (2013) Die erste Welle der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Stichprobendesign, Response, Gewichtung und Repräsentativität. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 56
Robert Koch-Institut (2009) DEGS – Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Projektbeschreibung. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
Gößwald A, Lange M, Dölle R, Hölling H (2013) Die erste Welle der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Gewinnung von Studienteilnehmenden, Durchführung der Feldarbeit und Qualitätsmanagement. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 56
Kraywinkel K, Bertz J, Laudi A et al (2012) Epidemiologie und Früherkennung häufiger Krebserkrankungen in Deutschland. GBE kompakt. 3(4). RKI (Hrsg), Berlin. http://www.rki.de/gbe-kompakt (Zugegriffen: 06.08.2012)
Lampert T, Kroll L, Müters S, Stolzenberg H (2013) Messung des sozioökonomischen Status in der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch Gesundheitsschutz 56
Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen e.V. (2012) PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs. http://www.igel-monitor.de (Zugegriffen: 04.12.2012)
Starker A, Bertz J, Saß AC (2012) Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. In: Robert Koch-Institut (Hrsg) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
Streich W, Hellmeier W (2009) Teilnahme an Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen. NRW Kurz und informativ, April 2009. http://www.lzg.gc.nrw.de/_media/pdf/gesundheitberichtedaten/nrw-kurz-und-informativ/teilnahme-vorsorge-frueherkennung_0905.pdf (Zugegriffen: 30.10.2012)
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik, Altenhofen L (2012) Teilnahme an gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen im Jahr 2011. Unveröffentlichte Sonderauswertung für das Robert Koch-Institut (Zugegriffen: 15.10.2012)
Stiftung Lebensblicke, Wuppermann D (2011) Aktueller Wissensstand der Bevölkerung zur Darmkrebsvorsorge. Persönliche Mitteilung über unveröffentlichte Auswertungen (Zugegriffen: 09.07.2011)
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik (2012) Teilnahme an gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen und an Beratungen zur Prävention des Darmkrebs im Jahr 2011. http://www.zi.de/cms/fileadmin/images/content/PDFs_alle/Beteiligungsraten_2011_Deutschland_erw.pdf (Zugegriffen: 30.10.2012)
Koch K, Scheibler F (2007) Einstellungen und Informationsstand zur Früherkennung: Informiert und doch getäuscht. In: Böcken J, Braun B, Amhof R (Hrsg) Gesundheitsmonitor 2007 Gesundheitsversorgung und Gestaltungsoptionen aus der Perspektive von Bevölkerung und Ärzten. Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S 178–200
Zok K (2007) Wahrnehmung und Akzeptanz von Früherkennungsuntersuchungen. Ergebnisse einer Repräsentativ-Umfrage unter GKV-Versicherten. WIdO Monitor 03/2007. http://www.wido.de/fileadmin/wido/downloads/pdf_wido_monitor/wido_mon_3-07_0108.pdf (Zugegriffen: 30.10.2012)
Kooperationsgemeinschaft Mammographie (2012) Evaluationsbericht 2008–2009. Ergebnisse des Mammographie-Screening-Programms in Deutschland. Kooperationsgemeinschaft Mammographie, Berlin
Sieverding M, Matterne U, Ciccarello L et al (2008) Prostatakarzinomfrüherkennung in Deutschland. Untersuchung einer repräsentativen Stichprobe. Urologe 47(9):1233–1238
Bundesministerium für Gesundheit (2012) Fortschritte für die Krebsbekämpfung – Kabinett beschließt das Gesetz zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und zur Qualitätssicherung durch klinische Krebsregister. Pressemittelung vom 22. August 2012. http://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/dateien/Pressemitteilungen/2012/2012_03/120822_PM_61_Kabinett_beschliesst_das_Gesetz_zur_Weiterentwicklung_der_Krebsfrueherkennung.pdf (Zugegriffen: 10.09.2012)
Finanzierung
Die Studie wurde finanziert mit Mitteln des Robert Koch-Instituts und des Bundesministeriums für Gesundheit.
Interessenkonflikt
Die korrespondierende Autorin gibt für sich und ihren Koautor an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Zusatzmaterial online
103_2012_1655_MO1_ESM.pdf
English version of "Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1)"
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Starker, A., Saß, AC. Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen. Bundesgesundheitsbl. 56, 858–867 (2013). https://doi.org/10.1007/s00103-012-1655-4
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-012-1655-4