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Zur Akzeptanz von Eigenverantwortung als Posteriorisierungskriterium

Eine empirische Untersuchung

The acceptance of personal responsibility as a criterion in assigning health care benefits

An empirical study

  • Leitthema
  • Published:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

Um eine breite Akzeptanz von Priorisierungsentscheidungen im Gesundheitswesen zu erzielen, erscheint eine öffentliche Diskussion unter Einbeziehung der Präferenzen der Allgemeinbevölkerung angebracht. Als Argument gegen eine Beteiligung der Bevölkerung wird unter anderem angeführt, dass diese zu stark an ihrem Eigeninteresse orientiert sei, um gerechte Urteile abgeben zu können. Im vorliegenden Beitrag werden ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Studie zur Akzeptanz des Posteriorisierungskriteriums „Eigenverantwortung“ zur Verteilung der finanziellen Mittel für Gesundheitsleistungen in der Allgemeinbevölkerung dargestellt. Dabei werden eine qualitative Interviewstudie und eine quantitative repräsentative Bevölkerungsbefragung in einem Mixed-Methods-Design kombiniert. Die Interviewstudie sowie die Bevölkerungsbefragung zeigen, dass Eigenverantwortung mit Blick auf unterschiedliche gesundheitsschädigende Verhaltensweisen mehrheitlich als Posteriorisierungskriterium akzeptiert wird, und zwar tendenziell unabhängig von der eigenen Interessenslage. Die Interviewstudie zeigt darüber hinaus die Begründungen, die einer Akzeptanz oder Ablehnung des Kriteriums zugrunde liegen.

Abstract

In order to accomplish broad acceptance of priority setting in healthcare, a public debate seems essential, in particular, including the preferences of the general public. In Germany, objections to public involvement are to some extent based on the perception that individuals have an inherent personal bias and cannot represent interests other than their own. The following excerpt from a more comprehensive study reports on the acceptance of personal responsibility as a criterion for prioritizing. A mixed-methods design is used for combining a qualitative interview study and a quantitative survey representative of the German public. Both the interview study and the survey demonstrate that behavior that is harmful to one’s health is generally accepted as a criterion for posteriorizing patients, mostly regardless of self interest. In addition, the interview study shows reasons for acceptance or refusal of the self-inflicted behavior criterion.

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Notes

  1. Das Beispiel entspricht nicht der medizinischen Versorgungspraxis: Angesichts der hohen Dringlichkeit beider Fälle müssten in der Praxis beide Operationen durchgeführt werden. Dies wurde jedoch in Kauf genommen, nachdem Voruntersuchungen gezeigt hatten, dass die Teilnehmenden nur unter Bedingungen hoher Dringlichkeit bereit waren, eine Entscheidung zu fällen. Die Teilnehmer/innen wurden – sofern sie sich über den hypothetischen Charakter des Szenarios nicht von vornherein im Klaren waren – darauf hingewiesen, dass es sich um hypothetische Beispiele handelte.

  2. Es handelt sich hier um erste Auswertungen des umfangreichen Datenmaterials. Die Einbeziehung weiterer Drittvariablen, darunter insbesondere sozioökonomischer Status sowie eingeschätzter Gesundheitszustand, sind in Vorbereitung.

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Diederich, A., Schreier, M. Zur Akzeptanz von Eigenverantwortung als Posteriorisierungskriterium. Bundesgesundheitsbl. 53, 896–902 (2010). https://doi.org/10.1007/s00103-010-1113-0

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