Antikörper gegen impfpräventable Erkrankungen bei Schwangeren und deren Neugeborenen

Zusammenfassung

Seit 1990 hat sich in den neuen Bundesländern das Alter erstgebärender Frauen deutlich erhöht, was Veränderungen des Antikörperschutzes bei den Schwangeren und ihren Neugeborenen zur Folge haben könnte. Aufgabe der vorliegenden Studie war es, die Antikörper bei schwangeren Frauen und deren Neugeborenen gegen impfpräventable virale Infektionen zu bestimmen, um Rückschlüsse auf den Schutz vor diesen Erkrankungen ziehen zu können. Zu diesem Zweck erfolgte bei 290 schwangeren Frauen der neuen Bundesländer mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren und bei deren Neugeborenen die Bestimmung der Antikörper gegenüber Masern, Mumps, Röteln, Poliomyelitis und Varizellen. Die Ergebnisse zeigten, dass die schwangeren Frauen zu 79% Antikörper gegen Masernvirus, zu 96% gegen Mumpsvirus, zu 87% gegen Rötelnvirus, zu 62–64% gegen Poliomyelitisvirus Typen 1–3 und zu 97% gegen das Varicella-Zoster-Virus (VZV) aufwiesen. Vergleichende Untersuchungen zur Seroprävalenz der Antikörper bei Neugeborenen ergaben keine signifikant differenten Befunde. Wurden die Antikörpertiter von Müttern und Kindern verglichen, so waren im Nabelschnurblut der Neugeborenen signifikant höhere Antikörpertiter gegen das VZV nachweisbar. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Prävalenz von Antikörpern gegen Masern und Poliomyelitis wahrscheinlich nicht ausreicht, um Neugeborene effizient zu schützen. Eine mütterliche Immunitätslücke gegenüber Röteln von 13% birgt für die Neugeborenen eine potenzielle Gefahr, an einem kongenitalen Rötelnsyndrom zu erkranken. Trotz der hohen Seroprävalenz von Antikörpern gegen Varizellen besteht ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für Infektionen während Schwangerschaft und Neonatalperiode.

Abstract

In the eastern part of Germany, the age of primigravid women has clearly increased since 1990. This may change the protection provided by antibodies in pregnant women as well as their newborns. The objective of the present study was to assess antibodies against vaccine-preventable viral infectious diseases in pregnant women and their offspring to draw conclusions about their protection. Maternal and cord blood samples of 290 women from the eastern part of Germany with a mean age of 28 years were analyzed for antibodies against measles, mumps, rubella, poliomyelitis, and varicella. The study showed that the pregnant women had detectable levels of antibodies against measles virus in 79%, against mumps virus in 96%, against rubella virus in 87%, against polioviruses types 1–3 in 62–64%, and against varicella-zoster virus (VZV) in 97% of the cases. The seroprevalences of the antibodies in the newborns were not significantly different from those of their mothers. When antibody titers of mothers and newborns were compared, significantly higher titers to VZV could be detected in the cord blood sera of newborns. It is suggested that the prevalence of antibodies against measles and poliomyelitis is insufficient to protect the newborns efficiently. An immunity gap of 13% against rubella in mothers results in a potential risk for a congenital rubella syndrome in newborns. Despite the high seroprevalence of rubella and chickenpox, there is considerable potential for infections during pregnancy and neonatal period.