Durch die Kombination klassischer, offener Operationsverfahren mit minimalinvasiven, interventionellen Techniken zu einem Hybrideingriff in einer eigens dafür konzipierten Räumlichkeit ergeben sich ganz neue Behandlungsstrategien und -konzepte. Die Zahl der Kliniken, die mit einem Hybrid-OP ausgestattet sind, nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Nicht nur Maximalversorger, sondern gerade mittelgroße und teilweise auch kleine Krankenhäuser investieren in Hybrid-OP als Wegbereiter der modernen minimalinvasiven Therapie, um den neuesten Entwicklungen Rechnung zu tragen und zukünftig wettbewerbsfähig zu bleiben. Schließlich ermöglichen Hybrid-OP eine hohe Behandlungsqualität und Wirtschaftlichkeit und werden mittlerweile auch von entsprechenden Fachgesellschaften und in den Qualitätssicherungsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses empfohlen [1, 2]. Es ist davon auszugehen, dass der anhaltende Innovationsschub in der kardiovaskulären Medizin dazu beitragen wird, dass zukünftig weitere Eingriffe ganz oder teilweise minimalinvasiv, interventionell im Hybrid-OP durchgeführt werden. Damit einhergehend wird auch die Zahl der im Hybrid-OP tätigen Fachgebiete zunehmen. Typische Einsatzgebiete eines Hybrid-OP sind neben der Kardio‑, Thorax- und Gefäßchirurgie und Kardiologie mittlerweile auch die Neurochirurgie und -radiologie sowie Orthopädie, Traumatologie und die Geburtshilfe. Vor diesem Hintergrund kann man konstatieren, dass trotz erheblicher Investitions- und Betriebskosten der klinische Nutzen des Hybridkonzepts inzwischen anerkannt wurde.

Der Hybrid-OP ist durch vielfältige Interventionsoptionen und ein breites Patientenspektrum gekennzeichnet. Gerade multimorbide Patienten profitieren besonders von den innovativen Behandlungsmöglichkeiten. Für die Anästhesiologie bedeutet die komplexe Versorgung von Hochrisikopatienten im Hybrid-OP eine große Herausforderung. In der aktuellen Ausgabe von Der Anaesthesist geben uns Fuchs-Buder et al. einen sehr schönen und klaren Überblick über die Entwicklung der Hybrid-OP-Technologie, die konzeptionellen Besonderheiten und das anästhesiologische Management bei Eingriffen an diesem Arbeitsplatz. Zwar gelten grundsätzlich die gewohnten anästhesiologischen Behandlungsrichtlinien für die einzelnen Eingriffe, es sind jedoch einige Charakteristika zu beachten:

  • Die baulichen Voraussetzungen, das Patientenkollektiv und das Eingriffsspektrum bedingen besondere personelle, apparative und organisatorische Anforderungen bei der Erbringung von Anästhesieleistungen.

  • Im Falle baulicher Dezentralität des Hybrid-OP wird eine hohe fachliche Expertise mit spezieller Schulung benötigt und gebunden.

  • Multidisziplinarität mit häufigen Teamwechseln erfordert eine klare interdisziplinäre und interprofessionelle Kommunikation.

  • Dem eingeschränkten anästhesiologischen Zugang zum Patienten und den beengten Platzverhältnissen periinterventionell muss Sorge getragen werden.

  • Begrenzte Optionen zur Lagerung der Patienten für den anstehenden Eingriff müssen beachtet und Lagerungsschäden vermieden werden.

  • Die steigende Anzahl minimalinvasiver Eingriffe im Hybrid-OP geht mit einem höheren Anteil an Sedierungen, Lokal- und Regionalanästhesieverfahren und entsprechender Anpassung im Atemwegsmanagement einher.

  • Die personal- und patientenbezogene Reduktion der Strahlenexposition im Hybrid-OP muss konsequent angestrebt werden.

Der Einsatz im Hybrid-OP erfordert eine hohe fachliche Kompetenz und entsprechende Erfahrung seitens des anästhesiologischen Teams. Spezielle Schulungsprogramme, die den Prozessabläufen und den Herausforderungen der interdisziplinären Zusammenarbeit Rechnung tragen, sind erforderlich, um das Hybrid-OP-Konzept erfolgreich einzusetzen und zu nutzten [3, 4]. Wer in den Hybrid-OP investiert, muss deshalb auch in die entsprechende Qualifikation des Personals investieren, wobei die Erfahrungen der Vergangenheit jedoch zeigen, dass finanzielle Ressourcen für Sach- und Investitionsgüter zur Verfügung gestellt werden, die dazu erforderliche Schulung des Personals aber häufig vernachlässigt wird.

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