Die große Geschicklichkeit, die Beweglichkeit, die Kraft und das Feinfühligkeit der Hand resultieren aus dem engen Zusammenspiel von Knochen, Sehnen, Bändern, Nerven, Blutgefäßen, Haut und Gelenken. Bei einer Verletzung von nur einer dieser Strukturen wird häufig die Funktion der gesamten Hand empfindlich gestört.

Verletzungen der Sehnen, Knochen, Blutgefäßen und Nerven sind verhältnismäßig einfach zu diagnostizieren. Bandverletzungen an der Hand werden dagegen relativ häufig übersehen. An einigen Lokalisationen ist die Symptomatologie nicht sehr ausgeprägt und die Diagnostik besonders schwierig. Bei diesen Bandverletzungen wird der Handchirurg häufig erst sehr spät konsultiert und sekundäre Bandnähte oder konservative Therapien sind nicht mehr möglich.

Die Funktion kann dann nur noch durch Bandplastiken wiederhergestellt werden, die aber sehr exakt ausgeführt werden müssen, um Stabilität und Beweglichkeit gleichzeitig zu erreichen. Der komplizierte Aufbau der einzelnen Bänder an der Hand mit unterschiedlichen Faserlängen und Faserrichtungen innerhalb eines Bands, mit Verschiebungen dieser Fasern untereinander, kann immer nur unvollständig rekonstruiert werden. Trotzdem kann die Funktion der Hand durch Bandplastiken enorm gesteigert werden. Leider ist die verfügbare Literatur über diese klinisch wichtigen Bandplastiken und insbesondere über Operationsanleitungen nur dürftig und spärlich.

Operationsanleitungen findet man nirgends besser als in dieser Zeitschrift – das weiß bereits jeder junge Assistent der Orthopädie oder Unfallchirurgie. Der Hauptgrund dafür sind die zahlreichen sehr guten Zeichnungen der einzelnen Operationsschritte aus der Sicht des Operateurs. Aus meinen Vorträgen nach jahrelanger Beschäftigung mit der Anatomie dieser Bänder und den verschiedenen (historischen) Möglichkeiten der Bandplastiken hatte ich bereits zahlreiche Zeichnungen angefertigt, sodass es für mich leicht erschien, eine Operationsanleitung für diese Zeitschrift auszuarbeiten.

Aber es ist ein Unterschied, ob man nur eine Zeichnung zur Illustration eines bestimmten Sachverhalts anfertigt oder ob man eine ganze Serie von übersichtlichen, aufeinanderfolgenden Bildern produzieren muss, bei denen der Betrachter jeden Operationsschritt leicht nachvollziehen kann. Ich habe bei der Anfertigung dieser Illustrationen viel gelernt und meine Hochachtung vor den Zeichnern der Zeitschrift Operative Orthopädie und Traumatologie ist noch weiter gestiegen. Die Produktion dieser Beiträge ist mit sehr viel Mühe und Arbeit verbunden, aber es lohnt sich: Von zahlreichen Kollegen und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Operationsanleitungen dieser Zeitschrift für den klinischen Alltag extrem wertvoll sind. Auch die über 20 Jahre alten Beiträge dieser Zeitschrift haben immer noch ihren vollen Wert und helfen bis heute, schlechte Ergebnisse und Komplikationen bei den Patienten zu vermeiden.

Als Heftherausgeber dieser Ausgabe über die Bandplastiken an der Hand war es mir aber auch ein Anliegen, möglichst viele verschiedene ältere Techniken aufzuzeigen, die teilweise in Vergessenheit geraten sind, verlassen wurden oder Alternativverfahren darstellen. Die Auflistung dieser Techniken zeigt einerseits den Trend an, in welche Richtung die Entwicklung der Operationsverfahren für diese spezielle Verletzung geht; andererseits bilden sie eine Fundgrube an Ideen für Ausweichoperationen oder auch Operationen in anderen Gebieten. In der Orthopädie und Traumatologie und gerade in der Handchirurgie gibt es keine Standardbehandlung für alle Patienten. Jede Verletzung und jeder Patient muss individuell behandelt werden.

„Chirurgie ist die Aneinanderreihung von Tricks“ sagte mir einmal ein älterer Chirurg. Durch diese Beiträge soll die „Tricksammlung“ der Leser für die individuelle Behandlung der Patienten erweitert werden.

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M. F. Langer