Diagnostische Wertigkeit von EKG-Veränderungen bei akuten kardialen Abstoßungsreaktionen nach orthotoper Herztransplantation

Zusammenfassung

Hintergrund und Ziel:

Die endomyokardiale Biopsie stellt zurzeit noch die zuverlässigste Methode zur Detektion akuter Abstoßungen nach Herztransplantation dar. Sie ist als invasive Prozedur jedoch mit einem nicht unbedeutenden Komplikationsrisiko behaftet. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob Veränderungen der QT-Zeit sowie der QT-Dispersion im Oberflächen-EKG geeignet sind, eine akute zelluläre Abstoßung vorauszusagen.

Patienten und Methodik:

Bei 100 Patienten mit akuter Abstoßungsreaktion vom Grad II gemäß Klassifikation der International Society for Heart and Lung Transplantation oder höher (ZA-Gruppe) sowie bei 100 Patienten ohne Abstoßung bzw. mit lediglich einer milden Abstoßungsreaktion (≤ Grad I; MA-Gruppe) wurden QT-Zeit, herzfrequenzkorrigierte QT-Zeit (QTc-Zeit), QT-Dispersion und herzfrequenzkorrigierte QT-Dispersion (QTc-Dispersion) in den ersten 3 Monaten nach Herztransplantation analysiert. Die Auswertung erfolgte, indem in der ZA-Gruppe die Differenz zwischen der QT-Strecke zum Zeitpunkt der Abstoßung und verschiedenen anderen Untersuchungszeitpunkten gebildet und anschließend mit den zu identischen Zeitpunkten erhobenen Daten der MA-Gruppe verglichen wurde.

Ergebnisse:

Die ZA-Gruppe wies während der Abstoßung im Mittel eine Verlängerung von QTc-Zeit und QTc-Dispersion > 40 ms gegenüber den anderen Untersuchungszeitpunkten auf. Derartige Veränderungen traten in der MA-Gruppe nicht auf (Unterschiede zwischen den beiden Gruppen jeweils p < 0,001). Wählt man eine Verlängerung der QTc-Zeit bzw. der QTc-Dispersion von 25 ms als prädiktiven Wert für eine Abstoßung, betrugen die Sensitivität der Methode 77% bzw. 70% und die Spezifität der Methode 96% bzw. 95%.

Schlussfolgerung:

Die Ermittlung von QTc-Zeit und -Dispersion kann unter der Voraussetzung, dass regelmäßige EKG-Bestimmungen durchgeführt werden, als vertrauenswürdige Methode zur Erfassung akuter kardialer Abstoßungsreaktionen in der Frühphase nach Herztransplantation eingesetzt werden kann.

Abstract

Background and Purpose:

Currently, endomyocardial biopsy is the most reliable method to detect an acute rejection after heart transplantation. However, as an invasive procedure it is associated with a definite risk for complications. Therefore, it was examined whether changes in QT time and QT dispersion on the surface ECG are able to predict an acute cellular rejection.

Patients and Methods:

During the first 3 months after heart transplantation, QT time, heart rate-corrected QT time (QTc time), QT dispersion, and heart rate-corrected QT dispersion (QTc dispersion) were analyzed in 100 patients with acute cellular rejection grade ≥ II according to the International Society for Heart and Lung Transplantation (ZA group), and in 100 patients without or with only mild rejection episodes (≤ grade I; MA group). Results were obtained by determining the difference in the ZA group between the QT interval in the presence of a rejection and the QT interval at other time points, which were then compared with the results of the MA group at matched time points.

Results:

At the time point of rejection, the ZA group showed a mean prolongation in both QTc time and QTc dispersion of > 40 ms compared with other time points. Such differences were not seen in the MA group (p < 0.001 for comparisons between study groups). If prolongations in QTc time and QTc dispersion of > 25 ms were used as predictors for an acute rejection, sensitivity was 77% and 70%, respectively, and specificity was 96% and 95%, respectively.

Conclusion:

Provided that ECGs are performed regularly, measurements of QTc time and QTc dispersion can reliably be used to detect an acute rejection in the early phase after heart transplantation.